OÖ. Heimatblätter 1991, 45. Jahrgang, Heft 3

Reifen zu schweißen. Das Biegen verein facht sich Luger durch Einspannen eines Endes in die Zwinge der Idobelbank, den Rest erledigt der 70jährige mit Muskel kraft und bloßen fländen. Schwieriger ist es für ihn, den Eisen reifen glühend zu machen, damit er sich über die Felge treiben läßt. Seine Esse ist zu klein, um den ganzen Reifen zu erhit zen. So muß er ihn Abschnitt für Ab schnitt in das Feuer legen. An seinem Amboß hat sich Joseph Luger eine einfache fialtevorrichtung für das Holzrad gebaut. Wenn der Eisenrei fen die richtige Temperatur hat - nicht zu heiß, dann verbrennt die Holzfelge, nicht zu kalt, dann paßt der Reifen nicht aufs Rad -, schlägt er ihn zügig mit dem gro ßen Hammer auf die Felge. Sitzt der Rei fen richtig, wird Wasser auf das immer noch heiße Eisen gegossen. Schlagartig zieht es sich zusammen, legt sich fest um die Holzfelge und preßt deren Einzelteile unlöslich aneinander. Dann nimmt Mei ster Luger das Rad von der Haltevorrich tung und kühlt es in einem Wasserbehäl ter vollständig ab. Wenig Schwierigkeiten bereitet es ihm, das Eisenband mit Zughaken zu schmieden, das vorn an beiden Seiten wänden befestigt wird. Auch die Fertig montage von Wagenkasten, Rädern und Bremse verursacht Joseph Luger keine Probleme. Im Lauf seiner langen Tätig keit als Handwerksmeister hat er etwa fünfzehn Dreiradler gebaut, nicht zu zählen die Leiterwagen, Fuhrschlitten und Ziehtragen für Heu und Holz.^° Den Anstrich des fertigen Fahrzeu ges mit Holzschutzfarbe macht Frau Lu ger, die ihrem Mann in der Werkstatt zur Hand geht, so wie er ihr in der Landwirt schaft hilft. Die Nabe des Vorderrades dient zu gleich als Achse und läuft zwischen den vorgezogenen Seitenwänden. Das Rad besitzt zehn Speichen, in zwei Reihen versetzt. Die Befragten zucken meist mit den Achseln, wenn nach dem Grund da für gefragt wird. Einige meinen, das Rad wird durch das Versetzen der Speichen belastbarer. Die Hinterrad-Backenbremse gehört beim Mühlviertler Dreiradler seit den dreißiger Jahren zum technischen Stan dard. Altere Dreiradler besaßen sie nicht.^^ Die Bauart der Bremse ist einfach, aber wirkungsvoll und gleicht im Prinzip der anderer bäuerlicher Fahrzeuge, wie Leiterwagen und Steyrerwagerl. Wenn man den Dreiradler bremsen will, muß die Kurbel an der Rückwand im Uhrzei gersinn gedreht werden. Damit bewegt man die Mutter auf einer Gewindespin del nach oben. Über Hebel wird diese Bewegung von der Mutter auf eine Bremsstange unterhalb des Wagenbo dens übertragen, an deren hochgezoge nen Enden die hölzernen Bremsklötze sitzen und sich gegen die Eisenreifen der Hinterräder pressen. Entsprechend löst sich die Bremse durch Drehen der Kur bel gegen den Uhrzeigersinn. Die Bremsbacken können vor oder hinter den Rädern montiert sein. Eine einheitli che Konstruktion der Bremse gibt es nicht. Jede trägt die „Handschrift" des Schmiedes, der sie anfertigte, so wie die Holzarbeiten den jeweiligen Wagner er kennen lassen. Freundliche Mitteilung des letzten Wagnerin nungsobermeisters Rudolf Kasper, Berg bei Rohrbach, Jahrgang 1910. Bockhorn, Bd. 2, S. 11.

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