OÖ. Heimatblätter 1991, 45. Jahrgang, Heft 3

Da das Werkstattbuch 1927 beginnt und schon in diesem Jahr ein neues Rad und zwei Radreparaturen berechnet wer den, muß mit Sicherheit angenommen werden, daß es Dreiradler schon seit Jah ren im Umkreis der Werkstatt gab. Die Entstehung dieses Fahrzeugtyps lag da nach um 1920 oder früher. 38 Fahrzeuge lieferte Meister tlinterleitner an 26 verschiedene Abnehmer, Hauptkunde war die Schmiede Fenk in Hochetting, Gemeinde Putzleinsdorf. Sie bezog fünf Dreiradler. Weitere sieben Kunden kauften in den drei Jahrzehnten je zwei Fahrzeuge. Nur zwölf Kunden ließen ihre Fahrzeuge bei Hinterleitner reparieren. Die anderen vierzehn Bauern machten diese Arbeit wahrscheinlich selbst, um Bargeldausgaben zu vermei den, oder gingen zur Konkurrenz. Weitere neunzehn Reparaturkunden hatten ihre Dreiradler entweder vor 1927 gekauft oder bei einem anderen Wagner erworben, vielleicht auch bei der Hof übernahme geerbt. Insgesamt kamen zur Wagnerei Au gust Hinterleitner also 45 Kunden, um entweder ein Neufahrzeug zu kaufen oder um ihren Dreiradler reparieren zu lassen. Das ist für das kleine Einzugsge biet um Pfarrkirchen mit seinen drei ört lichen Wettbewerbern eine erstaunliche Zahl. Denn es gab in allen Nachbarge meinden, wie Hofkirchen, Lembach, Putzleinsdorf und Oberkappel, ebenfalls Wagner, zu denen häufig der Weg kürzer war. Im Zeitraum von 30 Jahren baute August Hinterleitner 38 neue Dreiradler und führte 98 Reparaturen aus. Jedes Fahrzeug wurde durchschnittlich 2,5mal repariert. Die Schäden traten zu 87 % an den Rädern auf. Den Wagenkörper, die „Truhe", ließen die Besitzer nur dreizehn mal reparieren. Diese Arbeit war einfa cher als die Radreparatur, sie konnte von den Bauern selbst erledigt werden. Im Werkstattbuch stehen auch die Preise. So kostete ein Dreiradler im Jahr 1928 nur S 38,-. Dieser Preis änderte sich zu Beginn der Reichsmarkzeit (1938-1945) auf RM 28,-, stieg aber schon im Jahr 1942 auf RM 35,- bis RM 42,-. Nach dem Krieg erhöhten sich die Preise schnell. 1946 wurden noch S 78,- berechnet, 1948 bereits S 120,- und 1950 waren es S 200,-. Vier Jahre später, 1954, zahlten die Kunden bereits S 300,-. Der letzte Neubau im Jahr 1956 hatte einen wesentlich niedrigeren Preis, nur S 68,-. Daneben steht aber der Vermerk; „Holz gebracht." Wenn man den Preis des Jah res 1954 mit diesem reinen Arbeitslohn vergleicht, ergibt sich, daß die Material kosten bei rund 70% lagen. In einer Richtpreisliste für die Wag ner der Innung des Bezirkes Rohrbach aus der Mitte der dreißiger Jahre wird für eine „Kothtruhe mit 3 Rädern" ein Preis von S 40,- genannt. Wagnermeister Hinterleitner lag mit seinem Preis also richtig. Eine ältere Einheits-Preisliste aus der Zeit um 1930 enthält Preise, die nur we nig unter denen der erwähnten Richt preisliste liegen. Bemerkenswert er scheint der Tageskalkulationssatz für die Arbeitszeit mit S 8,-, also pro Stunde S -,80 Lohn bei einem Zehnstundentag. Am Fuß dieser Liste schreibt die Innungsvorstehung warnend: „Die Preise sind Mindestpreise und darf unter den selben nicht gearbeitet werden." Bei der Durchsicht des Werkstattbu ches fällt auf, daß nur verhältnismäßig

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