OÖ. Heimatblätter 1991, 45. Jahrgang, Heft 3

bock wird oberhalb des am steilen Berg hang gelegenen Ackers auf den Boden gelegt und an einem Baum oder einge schlagenen Pfahl befestigt. An einem Ende des um das Rad laufenden Seils wurde ein Zugtier befestigt, am anderen der ,Dreiradkarren', der mit Mist oder abgeschwemmter Erde beladen war. Das bergab ziehende Zugtier zog den Karren bergauf ... Damit das Zugseil sich nicht an den Radkanten oder der Bockaufhän gung verklemmt oder scheuert, wird es durch entsprechende Offnungen und zwischen hölzernen Rollen hindurchge führt." Sämtliche Einzelteile benennt Oswin Moro^^ an Dreiradler (Soalgratl) und Umlenkscheibe (Soaltaschn oder Soaltockn) im Kärntner Nockgebiet. In Ostti rol „stehen diese Geräte (Erdgratten) noch in direktem Einsatz, wenn auch die aus Hiolz (und wenigen Metallteilen) ge fügten Raditaschen (Seilumlenkrollen) so gut wie aus dem Gebrauch gekom men sind'A' Diese Dreiradler haben, wie die des Schwarzwaldes, keine Bremse, obwohl eine derartige Einrichtung aus Sicherheitsgründen an den steilen Berg wegen und Ackern notwendig wäre. Das Rückwärtsrollen verhindert ein unter dem Karren befestigter „Stichel" (Schwarzwald)^'' oder „Soalgratlgabele" (Kärnten),^'' eine einfache Notbremse. Je der heute noch verwendete Mühlviertler Dreiradler besitzt eine kräftige mechani sche Bremse, die auf die Radreifen bei der Hinterräder wirkt. gendwann (ca. 1900?) eine Schiebetruhe zusätzlich ein Räderpaar statt der übli chen zwei Stützen, die sie gegen das Umfallen schützen. Damit konnte die nunmehr dreirädrige Schiebetruhe ge rollt und gezogen werden, vorteilhaft be sonders im hügeligen Gelände. Das war ein sicher verhältnismäßig später Schritt des Übergangs von menschlicher zu tie rischer Leistung, eine einfache, intelli gente Lösung. Außerdem war es jetzt möglich, die Truhe für das Transportgut erheblich zu vergrößern, um die Lei stung des Zugtieres voll auszunutzen. Die Ladelast verteilt sich fast gleichmä ßig auf die drei Räder, auch bei weichem Boden sinkt das Fahrzeug nicht leicht ein. Der Dreiradler besitzt kein eigenes Fahrgestell, sondern eine „selbsttragende Karosserie", wie man heute im Kraftfahr zeugbau sagt. Eisenbänder um den Wa genkörper erhöhen seine Stabilität, au ßerdem schützen sie oben auf den Sei tenwänden vor Beschädigungen durch hereingeworfenes Ladegut, besonders vor Feldsteinen und Baumaterial. Ein Zahlenvergleich zeigt die Grö ßenentwicklung. Dazu nehmen wir an, daß 1 Liter Tragvolumen 1 Kilogramm Traglast entspricht. Eine Schiebetruhe üblicher Größe bietet ein Volumen von etwa 0,075 Kubikmeter. Wenn man die Tragkraft eines Menschen mit 50 kg an setzt, läßt sich mit der Schiebetruhe etwa das Einundeinhalbfache von dem trans portieren, was ein Mensch auf kürzeren Strecken tragen kann. Die Technik Es steht außer Zweifel, daß der Drei radler nicht als vollständig neues Fahr zeug gebaut wurde. Vielmehr erhielt irS. Anmerk. 14, Text zu Tafel 17. Moro, S. 253. Freundliche Mitteilung von Lois Ebner, Muse umsleiter in Schloß Bruck, Lienz/Osttirol. S. Anmerk. 14. S. Anmerk. 24 und Weiss, S. 20.

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