Was einstmals auf drei Rädern rollte Zweirädrige und vierrädrige Wagen transportierten zu allen Zeiten, in Krieg und Frieden, Menschen und Dinge. Fahrzeuge mit drei Rädern bildeten die Ausnahme. Einige dieser ungewöhlichen Konstruktionen sollen erwähnt werden, um zu zeigen, wie unser Mühlviertler Karren in die Welt der dreirädri gen Fahrzeuge einzuordnen ist. Im 16. Jahrhundert findet sich ein dreirädriger Reisewagen als Kupferstich im Theatrum Instrumentorum von Jac ques Besson, in Wirklichkeit wohl ein zweirädriger Karren mit Verdeck und ei nem kleinen vorderen Stützrad.^ In Altdorf bei Nürnberg hatte im Jahr 1689 der Uhrmacher Stephan Farff1er bei einem Unfall beide Beine verlo ren. Er baute sich einen dreirädrigen Wa gen, den er mit einem Kurbelantrieb am Vorderrad bewegte. Dieses Fahrzeug wurde Ahnherr vieler ähnlicher Typen für Körperbehinderte.^ Seit es die großen Versandhäuser gibt, in Deutschland zum Beispiel Stukenbrok® in Einbeck um 1912 und in den USA Sears, Roebuck & Co.' in Chicago um 1902, bieten deren Kataloge Knaben dreiräder mit und ohne Pferd, Fahrräder als Transportdreiräder und dreirädrige Handkarren an. Ein selbstgebautes, hölzernes Kin derdreirad mit Scheibenrädern, großem Vorderrad, aber ohne Tretkurbel, steht im Bezirksheimatmuseum Spittal a. d. Drau. Kinder im Vorschulalter spielten damit. Sie bewegten sich vorwärts, in dem sie sich mit den Beinen abstießen. „Kunstwagen" des lahmen Uhrmachers Stephan Farffler (1632-1689) aus Altdorf hei Nürnberg. (Original in Kupfertiefdruck im Reichspostmuseum Berlin). Wer denkt heute noch an die zahlrei chen Dreiradkarren in allen großen eu ropäischen Städten, mit denen Milch ge liefert, Speiseeis verkauft, Post verteilt, Scheren zum Schleifen und Brötchen zu den Kunden gebracht wurden?" Zahlreiche dreirädrige Motorfahr zeuge belebten seit der Erfindung des Automobils die Straßen. Bereits der er ste selbsttätig mit einer Dampfmaschine fahrende Wagen des Monsieur Cugnot (1769) besaß drei Räder und zerschellte wegen seiner schwergängigen Vorder radlenkung an einer Mauer. ® Treue, S. 239. ' Tarr, S. 246, Abb. 275. ® Shikenbrok, S. 15, 16. ' Sears, Roebuck and Co., S. 714. " Backhouse, S. 1,16, 20, 24, 30, 31.
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