OÖ. Heimatblätter 1991, 45. Jahrgang, Heft 3

Hinsichtlich der plastischen Ausfornaung lassen sich einige Gattungen her ausstellen: Die Trauernde: Als sitzende Frauenge stalt - als Frau mit Urne - Rosen streu end. Christusstatuen: Von Bedeutung ist der „Thorvaldsen-Christus" (1819) von Bertel Thorvaldsen (1770-1844). Es ist ein segnender Christus - verstanden als Wesensdarstellung Christi. Davon gibt es zahlreiche Variationen - auch die späte „Herz-Jesu-Darstellung" zählt dazu. Kruzifixe wurden in vielen Variatio nen als Hochkreuze oder Grabkreuze verwendet. Engeldarstellungen: Im Gegensatz zum Protestantismus gibt es eine Erhöhung des Engelkultes in Angleichung an die Heiligen Verehrung: Totenauferstehungs engel mit der Posaune - betende Engel - Blumen streuende Engel - für Anmut und Unschuld stehen Putten und geflü gelte Engelsköpfchen. Madonnen mit Jesuskind und als Pietä. Szenische Gruppen (Kreuzigung, Aufer stehung) sind selten. Das Grabmal als Denkmal Es geht um die Manifestation des tief eingewurzelten menschlichen Bedürfnis ses, die Vergänglichkeit allen Lebens durch Erinnerung zu überwinden. Der Schritt zum Grabdenkmal geht konform mit der Situation des Denkmals im 19. Jahrhundert. Es besteht ein Zusam menhang mit der Selbsthuldigung des Bürgertums und dem Herausstellen ei nes Menschenbildes, das durch Leistung und innere Größe bestimmt ist. Dies heißt schließlich: das private Grabmal wird zum öffentlichen Denkmal. So entstehen aufwendige Familien grüfte und Arkadenanlagen im Zusam menhang mit bedeutenden Familienun ternehmen (Werndl und Holub in Steyr), aber auch die Kriegerdenkmäler - in ih rer heroisierenden Ausgestaltung bis in die Zwischenkriegszeit reichend - sind dazuzuzählen. Die Ausformungen sind verschie den: Die Vollplastik (Tumba) ist selten; häufig ist das Büstendenkmal auf hohem Sockel; Kopfplastik und Porträtrelief über wiegen. Zusammenfassend ist festzuhalten, daß das „Jahrhundert des Denkmals" mit seiner Denkmalwut aus den zeiteigenen Denkformen zu verstehen ist. Man denke auch an die Begriffe „Dichterfürst" oder „Malerfürst"! An den Anfang wird in Wels die Gruft Koffer (1910) gestellt: Wandpyra mide der bedeutenden Welser Patrizierfamilie.^ Die Beziehung zu Canova (Grabmal der Maria Christina, Gemah lin des Herzogs Albert von SachsenTeschen..., „Albertina"!)^ ist nicht nur of fensichtlich gegeben, sondern laut Mit teilung der Grufthalterin von den Erstbe- ^ Vgl. dazu Alfred Mühlbacher-Parzer, Grabbau ten, Gruftkapellen und begehbare Grüfte in Oberösterreich. In: OO. Heimatblätter, Jg. 45, Heft 2, 1991, S. 120 f. ^ Antonio Canova (1757-1822) war der bedeu tendste Bildhauer des Klassizismus - allbe kannt ist „Amor und Psyche" (1793, ParisLouvre). Das Grabmal für Maria Christina geht zurück auf ein Modell (1795) für ein TizianGrabmal in der Frari-Kirche in Venedig, das nicht zur Ausführung gekommen war. Auch das Grabmal für Canova selbst nahm dieses Modell zum Vorbild. Da er in seiner Heimat stadt Possagno (Treviso) bestattet liegt, handelt es sich beim Canova-Grab in der Frari-Kirche, Venedig, um einen Marmorkenotaph. (ThiemeBecker)

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