OÖ. Heimatblätter 1991, 45. Jahrgang, Heft 2

Die dritte Fassung blieb wegen „der dort er heblich verschärften Problematik der ftemden Helfer" bewußt unberücksichtigt. Anhand ein gehender Analysen der einzelnen Formabschnitte („Die erste Themengruppe" „Engführung - Durch führung", „Das ,Dritte Thema' - der Choral" u. dgl.) erläutert der Autor ausführlich die Umarbeitungs vorgänge hinsichtlich der für diese Untersuchung ergiebigen Fragenbereiche der Salzstruktur und der Instrumentation. In zusätzlichen tabellarischen Obersichten und graphischen Darstellungen macht er die leicht feststellbaren Kürzungen als Indizien für präzisere Gestaltungsweisen motiv technischer und klanglicher Vorstellungen aus. Röder präsentiert aber nicht nur seine Er kenntnisse, sondern er zieht auch vielfach Erkennt nisse und Meinungen anderer heran, die er seinen eigenen gegenüberstellt bzw. denen er zustimmen kann. Besonders ist ihm an der Einbeziehung von Bruckners symphonischem Schaffensprozeß, seinem „Weg", in den Fragenkomplex der Fassun gen gelegen, die im Hinblick auf den jeweiligen stilistischen und künstlerischen Entwicklungs stand des Meisters zu sehen sind. Denn das soeben Erreichte und mühsam Errungene - hier ist auf die im Lauf der Arbeit an der vierten und fünften Sym phonie erarbeiteten Gestaltungsweisen und ihre prägende Bedeutung für die zweiten Fassung der dritten Symphonie verwiesen - ist ja der Anlaß für Umarbeitung und Neukonzeption dieses Werkes. Der Autor hat sich nicht nur mit einer minutiösen Werkanalyse begnügt, sondern er hat auch die Be ziehung der Fassungsfrage mit der persönlichen Stilentwicklung wie auch die zeitgenössischen „Produktions- und Rezeptionsbedingungen" miteinbezogen. Darin liegt der besondere Wert dieser Untersuchung, in der ein Weg beschriften wird, der für weitere solche Arbeiten richtungsweisend sein könnte. Karl Mitterschiffthaler Die Hohenfurther Liederhandschrift (H 42) von 1410. Faksimileausgabe. Herausgegeben von Hans Rothe. Mit einleitenden Abhandlungen von L. Vacha, F. Schäfer und G. Massenkeil. Bausteine zur Geschichte der Literatur bei den Slawen. Band 21. Köln: Böhlau-Verlag GmbH&Cie. 1989. 440 Seiten, 8 Farbtafeln. ISBN 3-412-06183-2 Das unweit der oberösterreichischen Grenze liegende Zisterzienserstift Hohenfurth (1259 von Wilhering aus besiedelt) war immer ein Berüh rungspunkt österreichischer und tschechischer Kultur, besonders durch die Lage an einem wichti gen Handelsweg, der Südböhmen mit den wichtig sten oberösterreichischen Handelszentren - insbe sondere Linz - verbindet. So ist es auch verständ lich, daß immer wieder auch Kandidaten aus dem oö. Raum sich der Klostergemeinschaft in Hohen furth anschlössen oder daß Hohenfurther Mön che in Oberösterreich tätig waren. Die Stiftsbiblio thek bewahrt heute einen überraschend großen Handschriftenbestand von über 1.200 Handschrif ten aus dem 8. bis 16. Jahrhundert auf, der natürlich auch eine beachtenswerte Vielfalt aufweist und ein großartiges Spiegelbild der kulturellen Leistungen dieses Klosters darstellt. Der Titel des vorliegenden Buches läßt auch an das von Wilhelm Bäumker 1895 veröffentlichte „Ein deutsches geistliches Liederbuch mit Melo dien aus dem XV. Jahrhundert nach einer Hand schrift des Stiftes Hohenfurt" denken, das längere Zeit als verloren galt, jedoch zufällig wieder nach Hohenfurth zurückkam und daher im Handschrif tenkatalog von 1891 nicht verzeichnet ist. In der vorliegenden Publikation haben wir es mit einer weiteren hochinteressanten Liederhandschrift zu tun, der wir vergleichbare Sammlungen in Öster reich kaum an die Seite stellen können. Als Schrei ber konnte der Mönch Pfibik, der Cellerar des Klo sters (Leiter der Klosterwirtschaft) und einer der fleißigsten Schreiber Hohenfurths, ausfindig ge macht werden. Dem Faksimiledruck der gesamten Lieder handschrift werden drei einführende Aufsätze vorangestellt, die von Fachleuten verschiedener Disziplinen das Wichtigste über die Schreibtätig keit des Kloster und den Schreiber Pfibik (Lumir Vacha), den Inhalt (Franz Schäfer) und über die musikhistorische Bedeutung der Handschrift (Günther Massenkeil) mitteilen und zugleich auch zur weiteren wissenschaftlichen Auseinander setzung wertvolle Hinweise und Anregungen bie ten. Der auf Blatt 1 befindlichen Inhaltsangabe der Handschrift ist zu entnehmen, daß es sich zunächst um verschiedene liturgische Gesänge „secundum morem secularem" handelt, also um Gesänge, die nicht der zisterziensischen Ordensliturgie entspre chen, obgleich auch solche „secundum nostrum ordinem" zu finden sind. Die ein- und mehrstimmi gen lateinischen Cantiones und Tropen und sieben Lieder in tschechischer Sprache stellen einen sehr heterogenen Inhalt dar. Diese liturgischen Gesän ge sind teils in böhmischen und ausländischen

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