OÖ. Heimatblätter 1991, 45. Jahrgang, Heft 2

Mandeln. Dieses Mahl kostete ein schließlich eineinhalb Liter Wein pro Gast fünf Gulden und zwölf Kreuzer. Wahrscheinlich dauerte dieses Ffochzeitsessen von der Mittagsstunde an bis zur Mitternacht, wozu zwischendurch fleißig getanzt wurde, um das Essen bes ser zu verdauen. Was von den vielen Ge richten überblieb, durfte als Mahl- oder Bschoadpackl nach Hause getragen wer den. An den Tischen für die übrigen Hochzeitsgäste gab man es um einen ganzen Gulden billiger. Dort wurden für jeden Gast außer Mahlsemmeln Bratwurstsuppe, Rindfleisch, Gschnaitl (= Beuschel), Schinken, Kalbsbraten, Weinbeertorte, Spießkrapfen, Leber-Igel, Schweinsbraten, Zuckertorte, Zahl krapfen, Weiskrapfen, ein Mus und eben falls drei halbe Maß Wein aufgetragen. Laut Abrechnung zahlte der Hochzeiter nur für sich und drei weitere Personen die Zeche selbst, alle anderen Gäste entrich teten ihre Mahlgelder „samt allfälliger Überzech" an einen der drei eigens be stellten Truchsesse, die mit dem Gastwirt abrechneten. Der Bräutigam zahlte auch das Mittagessen für die Spielleute, das weitaus weniger kostete als jenes der Hochzeitsgäste. Die Spielleute begannen um die Mittagszeit mit den langsamen Suppentänzen, später folgten die Ehren tänze, dann wurde munter drauflosgefie delt bis weit nach Mitternacht, bis das Fest mit einem „Aussischmeißer", meist mit dem Schleunigen, endete, wenn Braut und Bräutigam schon längst im „trauten Kämmerlein" ihre Hochzeitsnacht feierten. Was in den alten Hochzeitsrechnun gen besonders auffällt, ist, daß das damals teuerste Fleischgericht der Schweinsbraten war. Er kostete im Jahre 1826 nämlich 22 Kreuzer, während für den Kalbsbraten nur 15 Kreuzer berech net wurden. In einer Hochzeitsrechnung aus dem Jahre 1837 fiel mir eine Neuerung auf, nämlich je eine „Schalle Gaffe" für die Gäste an der Tafel, die mit 15 Kreuzern vermerkt ist. Der Kaffee kostete demnach damals so viel wie eine Portion einge machter Hühner oder ein Kalbsbraten. Als im Jahre 1835 der Provisor Jakob Pfost, der die Badergerechtigkeit der Wundarztenswitwe Eva Maria Perndanner ausübte, heiratete, ließ er laut Abrechnung des Gastgebs seinem bett lägerigen Patienten Posch einen Viertel liter Tiroler Wein samt einem Braten (Ge samtkosten 34 Kreuzer) und einem ande ren seiner Patienten eine Mahlzeit (Ko sten 28 Kreuzer) zustellen. Bei der Hoch zeit dieses Provisors ging es besonders hoch her: Nicht weniger als zehn Musi kanten spielten zum Tanz auf. Außer den üblichen Gerichten gab es für die Gäste an der Tafel „eingemachtes Wildprat samt Butterbögen", „Kapaun mit 2 Salat", gefüllte Forellen, Rehbraten, ferner Kon fekt und Zwieback. Anläßlich der Hochzeit des SalinenKammerguts-Chirurgen und Wund arztes Felix Perndanner anno 1836 wur de, beweisbar durch die Rechnung des Gastwirtes, einer kranken Witwe in Lauf ten und einer Patientin in der Ortschaft Steinach ein Mittagessen ins Haus ge schickt. Die Patienten sollten eben auch etwas davon haben, wenn ihr Arzt Hoch zeit hielt! So menschenfreundlich waren damals die Sitten und Gebräuche! Übri gens war diese Arztenshochzeit ein be sonderes Fest: „An der Tafel" saßen 40 Gäste, an den vier anderen Tischen 45 Personen. Außer vielen anderen Ge-

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