„Dort, wo das Staatsrechtliche, das Politische und das Historische zusammentreffen.. " Ordnungsdenken von Grillparzer und Stifter bis zu Carl Schmitt Von Josef Demmelbauer Im Grillparzerjahr 1991 besteht Grund, dem Bedeutendsten des Schaffens dieses Dichters Aufmerksamkeit zu schenken, seinen Staatsdramen. Darin geht es ihm kaum um die Selbstverwirklichung des einzelnen, sondern um den Begriff der Ordnung im Staate.^ Im „Bruderzwist" stehen die zeitlosen Zeilen: „Die Welt, sie fühlt die Ordnung als Bedürfnis Und braucht nur ihr entsetzlich Gegenteil In voller Blöße nackt vor sich zu sehn. Um schaudernd rückzukehren in die Bahn." Unter dem Eindruck der Revolution des Jahres 1848 kommt Adalbert Stifter zu seinem Ordnungsdenken, das dem Grillparzers nahe verwandt ist. In der „Constitutionellen Donau-Zeitung" veröffentlicht er in Wien am 13. und 18. April 1848 den Artikel „Der Staat'U in dem der Begriff „Ordnung" in steter Wiederkehr das Zentral thema ist. Die dort geäußerten Gedanken wiederholt er in der Folge unablässig, so etwa in dem Aufsatz „Wer sind die Feinde der Freiheit?" in: „Der Wiener Bote"^ unge fähr ein Jahr später, worin er als „die heiligste Lehre der Geschichte" verkündet: „Suche eher auf unermüdliche, aber ruhige Weise die Abhilfe deiner Übel, wenn es selbst Jahre lang dauert, ehe du dich in die Verwirrung und in das Elend einer Revolution stürzest." Nach dem Schock über den Zusammenbruch einer jahrhundertelangen hierarchischen Ordnung im Jahre 1918 suchen Kulturkritiker und Dichter dieses konservabve Ordnungsdenken für den Staat neu zu beleben, so etwa Hans von Hammerstein, damals noch Bezirkshauptmann in Braunau am Inn, später Sicher heitsdirektor von Oberösterreich, Staatssekretär, kurzfristig Justizminister und bis zum „Anschluß" Bundeskommissar für Kulturpropaganda, in seiner Rede vom 12. März 1932 zur Goethe-Feier des Landes Oberösterreich.^ Mit dem größten WiderDazu neueslens: Alfred Doppier, Der Herrscher, ein trüber Spiegel der absoluten Ordnung: Franz Grillparzers Staatsdramen, in: ders., Geschichte im Spiegel der Literatur. Aufsätze zur österreichischen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts, S. 15 ff. In: Willi Reich (Hrsg.), Adalbert Stifter, KulturpoliHsche Aufsätze (1948), S. 23 tt Hinweise dazu auch bei Alfred Doppier, Die Amoralität der Geschichte: Adalbert Stifters Verhältnis zur Geschichte, in: ders. (wie FN 1), S. 47 ff. In: Willi Reich (wie FN 2), S. 49 (51). Siehe hiezu: Demmelbauer, Der Staat der zwanziger Jahre im Spiegel von Dichtung und Staatslehre, Oberösterreichische Heimatblätter, 1987, Heft 3, S. 262 ff.
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