war, an der Struktur des Programms sowie in jeder behandelten Einzelfrage den „Verrat der Sozialdemokratie" zu entlarven und diese Politik - als objektiv der Bour geoisie dienend - zu enthüllen. Das Programm bezeichnete sie als durch und durch „revisionistisch", nur mit einigen radikalen Phrasen bemäntelt. Darin sieht die „Rote Fahne" einen Ausdruck der Tatsache, daß sich die Arbeitermassen radikalisierten und die Sozialdemokrahe diesem Umstand verbale Zugeständnisse machen muß. Der Wesenszug des Programms sei jedoch sein „Eklektizismus". „... Es gibt zwei Arten von Parteiprogrammen. Die eine ist das wuchtige, richtunggebende, aus einem Guß gegossene Programm, das nicht nach rechts und nicht nach links sieht, das einen entscheidenden Gedanken konsequent zu Ende denkt... Und dann gibt es Partei programme, die alles mitnehmen, was mitgenommen werden will. In solchen Programmen steht alles drin, einfach alles. Du willst eine linke These? Da hast du sie. Du willst eine rechte These? Da hast du sie. Ein solches Programm legt nun die Sozialdemokrahsche Partei Österreichs auf den Tisch ..." Die „Rote Fahne" kommt zu dem Schluß: „... Die Eroberung der Staatsmacht mit demokratischen Mitteln muß notwendigerweise scheitern; um den Sozialismus aufbauen zu können, ist die Zerbrechung die Zerschlagung des bürgerlichen Staats apparates notwendig. Selbst wenn die Sozialdemokrahe an die Macht käme, ihre Polihk würde eine bürgerliche bleiben, denn die Voraussetzung für eine proletarische Polihk im sozialishschen Aufbau ist die Zerbrechung des Staatsapparates." In der oberösterreichischen Tages- und Wochenpresse - vor allem der sozialdemokrahschen - nahmen der Parteitag und das neue Programm naturgemäß breiten Raum ein. Da sich hier die Aussagen weitgehend mit jenen der Wiener Tageszeitungen decken, genügt es, die Schlagzeilen der Titelseiten und fallweise Unterhtel zur Wertschätzung einzelner Fragen heranzuziehen. Die großteils gleich geschaltete sozialdemokrahsche Tagespresse, sowohl das Linzer „Tagblatt" als auch das „Steyrer Tagblatt. Sozialdemokrahscbes Organ für Stadt und Land" widmete neben der Titelseite jeweils fünf bis elf Seiten ihres Umfanges täglich den Gescheh nissen des Parteitages. Am 31. Oktober ßndet sich im „Steyrer Tagblah" ein „Gruß an die Parteifreunde sowie die Delegierten und Gäste des Parteitages". Ein neben stehender historischer Arhkel verglich das „Erste und das Zweite Linzer Programm", wobei besonders Victor Adler und Pernerstorfer gewürdigt wurden. - Der 3. Novem ber stand im Zeichen der Parteitagseröffnung und Begrüßungsansprachen sowie der Grundsätze des neuen Programms mit einer anschließenden Generaldebatte. Ein historischer Arhkel beschäftigte sich mit einem „Verbotenen Linzer Arbeitertag im Jahre 1881". Am 4. November folgten die Debatten über Kulturpolihk, Religion und Schulreform auf sieben Seiten. - Am Freitag, den 5. November findet sich im „Steyrer Tagblatt" der Abschlußbericht zur gegenwärhgen polihschen Lage, die künfhge Wahlstrategie und die Neukonshtuierung des Parteivorstandes. Das „Tagblatt" erschien auch am Samstag, den 6. November und widmete weitere fünf Seiten der „Fortsetzung und dem Schluß" des Parteitages mit einer Resoluhon Dannebergs, Änderungen des Organisahonsstatuts sowie Vorschlägen der Programmkommis-
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