in Österreich verfügt, der Kirche und des Bankenkapitals, das - verkörpert in der Person Seipels - nun die Stellung bezogen hat. In diesem Zeitpunkt hält die Sozial demokratie Musterung ..Im folgenden wird die Eröffnung des Parteitages durch Seitz geschildert. Ein Begrüßungsschreiben von Karl Kautsky folgte. Darnach sprach der Linzer Bürgermeister Dametz, weitere Grußbotschaften der deutschen Bruder partei, von Vertretern aus der Tschechoslowakei und Polen schlössen sich an. Nach einer Erklärung von Friedrich Adler werden Kommissionen zur Begutachtung des von Otto Bauer vorgelegten Programms eingesetzt. Das neue Programm soll morgen den ersten Punkt der Tagesordnung bilden. Am Abend fand ein Fackelzug statt. - Am 2. November brachte die „AZ" auf fünf Seiten den Wortlaut der Rede Otto Bauers über „Die Weltlage des Sozialismus und das Sozialdemokratische Pro gramm", wonach eine Generaldebatte erfolgte. Die Montagsitzung wird sich mit der „Stellung der Sozialdemokratie zur Bevölkerungspolitik und Religion" befassen. - Am 3. November erscheint unter der Überschrift „Die nächsten Aufgaben der Sozial demokratie" eine Abhandlung über die proletarische Bevölkerungspolitik mit Schwerpunkten über Abtreibung sowie Mutter- und Säuglingsvorsorge. In der Debatte über das Aktionsprogramm meldete sich unter anderen Ferdinand Floß mann aus Linz zum Wort. Anschließend wurde kontrovers über das Kapital „Demo kratie und Diktatur" diskutiert. Zuletzt erfolgte ein Parteibericht über die gegen wärtige politische Lage und die nächsten politischen Aufgaben. Am 4. November erschien ein Leitartikel mit der Überschrift „Der Parteitag des Parteiprogrammes". Man erörterte die politische Lage im Hinblick auf die nächsten Nationalratswahlen. An der Debatte beteiligten sich Delegierte aus Steyr: Friedrich sowie Anna Schwitzer. Nachdem die Programmkommission die Annahme des von ihr redigierten Partei programms dem Plenum empfohlen hatte, wurde dieses unter der Überschrift „Die Vollendung unseres Parteiprogrammes" in vollem Wortlaut veröffentlicht. Am 5. November erfolgten der Abschluß des Parteitages und die Konstituierung einer neuen Parteivertretung. In letztere wurde Seitz als Vorsitzender, Tomschikund Bauer als Stellvertreter sowie Ellenbogen als Kassier nebst anderen gewählt. Die christlichsoziale „Reichspost" befaßte sich bereits am 9. August auf der Titelseite unter der Überschrift „Der Köder für die dreihunderttausend" und üntertiteln wie „Bei den Bolschewisten in die Schule gegangen" und „Offizielle Radikali sierung" mit dem neuen Programm der Opposition. „... Das neue Programm wird hier als das ,Programm des organisierten Gimpelfangs' bezeichnet, durch welches die Sozialdemokraten ihre Politik seit dem ümsturz sanktionieren und gleichzeitig neue Bevölkerungs-Schichten für ihr Lager gewinnen wollen. Seine Besonderheit liegt darin, daß es das Mittel zur Eroberung der Mehrheit im Parlament sein soll. Für den Fall, daß sich die ,300.000 Gimpel' nicht fangen lassen, hält man sich das Hinter türchen der Diktatur offen, um in die Ministerien zu gelangen. Das neue Programm liebäugelt deutlich mit der Diktatur des Proletariats und findet nichts daran, daß durch Putsch und Bürgerkrieg, im Jargon durch revolutionäre Mittel, die Macht im Staate erreicht werde. Für dieses Geständnis, das einen weiteren ünterschied zu den Bolschewiken verwischt, wird man der Partei dankbar sein müssen. Es zeigt, daß
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