nichts für die Wohnungslosen'..." „... Seipel wirft sich offen den monarchishschen Dunkelmännern in die Arme, seine,ehrlichen Republikaner' schweigen sich aus; nur der christliche Arbeiterverein hat, aber vorsichtig, nur vorsichtig!, Stellung zu nehmen gegen die monarchistischen Versuche, auch in die Reihen der Arbeiterschaft die Streitfrage (!) über die Staatsform zu tragen ..." „... Kunschak plauscht von dem zersetzenden Einfluß des Judentums auf das Geistes- und Wirtschaftsleben des deutschen Volkes. Seipel begrüßt und beglückwünscht eine Judenversammlung und drückt ihr seine Sympathie aus, womit er übrigens nicht lügt, soweit es sich um Schieber-, Banken- und Börsenjuden handelt ..." Bereits am 19. August hatte die „Wahrheit" einen Leitarhkel über „Christentum und Nationalsozialismus" gebracht und darin vor dessen Tarnung im Bekenntnis zum „positiven Christentum" gewarnt. Am 2. September befaßte sich der Leitartikel der „Wahrheit" mit der „Verchristlichung der Wirtschaft" im Spiegel eines polemischen historischen Rückblicks. Mit den gleichen Schlagzeilen und nur geringfügig variiertem Inhalt reagierte auch das sozialdemokratische Linzer „Tagblatt" vom 21. August auf das Programm. Der Artikel beginnt und endet mit einem Ausspruch des Ignatius von Loyola: „Lieber mit ausgesuchtester Klugheit und geringerer Heiligkeit, als mit geringerer Klugheit und größerer Heiligkeit." Die Gretchenfrage sieht der Verfasser darin: „... Das das Eigentum anbetende ,wahre' Christentum von heute gerät nicht nur in Widerspruch mit dem Christentum der Vergangenheit, sondern auch mit der Gegenwart selbst; vor allem mit der Wissenschaft. Seit der Begründung des wissenschaftlichen Sozia lismus ist wohl die größte Streitfrage in der Wirtschaftswissenschaft die Feststellung und Erforschung des Eigentumsbegriffes und die Lösung des Eigentumsproblems überhaupt..." In Oberösterreich mußte sich die Partei eben mit den Katholiken des Landes viel ernsthafter als in Wien auseinandersetzen. Das Linzer Programm 1926 Der Linzer Parteitag wurde in allen sozialdemokratischen Zeitungen ganz groß herausgestellt, sowohl in Wien als auch in Oberösterreich. Die „Arbeiter zeitung" berichtete darüber täglich von Sonntag, dem 31. Oktober, bis Freitag, den 5. November. Die Titelseite am 31. Oktober brachte in Balkenlettern die Schlagzeile „Es lebe die Partei": „Die Bourgeoisie, aus ihren Sanierungsträumen erwacht, klammert sich mit immer heftigeren Angstgefühlen umso verbissener an die Macht. Sie hat nach dem Zwischenspiel der Provinzadvokaten, das so jämmerlich geendet hat, ihren starken Mann wieder zur Regierung berufen. Herr Seipel, der die kapitali stische Sanierung auf Kosten der Arbeiter durchgeführt hat, der der österreichischen Bourgeoisie die Hilfe des internationalen Kapitals verschaffte, er soll die bürgerliche Herrschaft retten. Herr Seipel, der die Einheitsfront der Besitzenden im Rahmen der christlichsozialen Partei hergestellt hat, der die klerikalen Bauern zum Sturmbock der Unternehmerwünsche, die jüdischen Banken zu begeisterten Förderern des christlichsozialen Wahlfonds machte; ihn ruft die Bourgeoisie in der Stunde der Gefahr. Es ist das Bündnis der stärksten Mächte, über die die bürgerliche Gesellschaft
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