Die Aufnahme der „Linzer Programme" in der zeitgenössischen Wiener und Linzer Presse Das Linzer Programm von 1882 In den großen Wiener Tageszeitungen findet sich - mit Ausnahme einer (im folgenden näher zu behandelnden Notiz in der liberalen „Neuen Freien Presse") - keinerlei Hinweis auf dieses Programm. In allen Wiener wie auch Linzer Tages zeitungen nahmen naturgemäß die weltpolitischen Ereignisse - wie die „Egyptische Krise" oder die „Syrische Frage", ein „Bombenattentat der Irridenta in Triest", „Aktivitäten radikaler und gemäßigter Sozialisten in Wien" usw. - breiten Raum ein. Im katholisch-konservativen „Vaterland" wird aus Linz ausführlich über eine bevor stehende „Mißernte in Oberösterreich" berichtet sowie über „Mißstände im liberal regierten Steyr". Die national-liberal orientierte „Konstitutionelle Vorstadtzeitung" schreibt unter anderem über den „Oberösterreichischen Lehrertag". Die liberale „Neue Freie Presse" erregt sich in mehreren Artikeln über den judenburger Reichs ratsabgeordneten Baron von Waltershausen, der zur „Deutschen Volkspartei" über lief. Im „Neuen Wiener Tagblatt" findet dieses Ereignis ebenfalls erhebliche Beach tung, wogegen keines dieser Blätter auch nur ein Wort über die in Linz verbotene Volksversammlung und das dort beschlossene Programm verliert. Sogar die Linzer Tageszeitungen verschweigen dieses so folgenschwere Ereignis. Im katholisch-konservativen „Linzer Volksblatt" finden sich neben den weltpolitischen Geschehnissen innenpolitisch ausführliche Kommentare über „Sozialdemokratie und Judentum", die „Liberale Hetze gegen die neuen Gemeinde steuern" sowie zum „Antisemitischen Kongreß in Dresden". In der „Linzer Tages post", die sich im Untertitel als Organ der liberalen Partei bezeichnet, wird ebenfalls die „Affaire Waltershausen" mit Entrüstung wahrgenommen und über „Deutschen hetze in Paris" geklagt - jedoch auch hier findet sich kein Wort über Schönerers Pro gramm. Eine Ausnahme bildet das deutschnationale (alldeutsche) „Linzer Sonntags blatt. Politisch unabhängiges Organ für das Volk, für Recht und Wahrheit". Das „Linzer Sonntagsblatt" vom 20. August brachte auf der Titelseite erst mals die Einladung zur „Volksversammlung im städtischen Volksgarten-Salon zu Linz für den 24. August". Auf der Tagesordnung steht die „Entwicklung des Programmes der Deutschen Volkspartei". Berichterstatter Abgeordneter Ritter von Schönerer. Auf den Seiten 2/3 befindet sich der vollständige Abdruck des Pro gramms. Das „Einberufer-Comite" besteht unter anderen aus mehreren Oberöster reichern: „Heinrich Fürnkranz, Reichsratsabgeordneter, Richard Harkup, Redakteur in Krems, Josef Haslinger, Lederfabrikant in Wels, Josef Kaar, Vicebürgermeister von Urfahr, Hans Kirchmair, Redacteur in Linz, Leopold Krenmair, Oekonom in Perg und Hörsching, Ernst Pernerstorfer, Redacteur der ,Deutschen Worte' in Wien, Dr. Hans Peyrer, Advokat in Grieskirchen, Ritter von Schönerer, Reichsratsabgeordneter, Dr. Smrzka, Advokat in Wels, Sebastian Tagwerker, Buchdruckerei- und Haus besitzer in Linz, und Dr. Teutschmann, Advocaturs-Candidat in Lirrz". Im „Linzer
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