einbrachten, wobei letzterer mit Schönerer bereits vorher publizistisch eng zusam mengearbeitet hatte,sowie Reste liberaler Gesinnung aus der Feder des Historikers Friedjung, der bereits vorher sein eigenes Programm entworfen hatte. Schönerer hat erst seit Mitte der achtziger Jahre schärfere antisemitische Töne angeschlagen und sich erst nach 1907 vom „Linzer Programm" ideologisch getrennt. Auf Grund dieser Entwicklung wurden Adler und Pernerstorfer zwangsläufig aus dieser Partei gedrängt und schlössen sich der Sozialdemokratie als führende Köpfe an. Adler einigte 1889/90 auf dem Parteitag zu Hainfeld die bis dahin zerstrittene Partei und gab dieser gemeinsam mit Pernerstorfer ein neues Programm. Am „Linzer Pro gramm" hatten neben den bereits Genannten auch der oberösterreichische Bauernvereinsobmann Krennmayr und der Welser Advokat Dr. Smrzka mitgearbeitet® Da wenige Tage vor der Einberufung einer Volksversammlung nach Linz diese ver boten worden war, konnte das Programm dort nicht repräsentiert, diskutiert und beschlossen werden - seine Veröffentlichung war bereits vorher mehrfach in den Wochenzeitungen „Deutsche Worte" und „Linzer Sonntagsblatt" erfolgt. In der zeit genössischen Presse finden sich jedoch keine weiteren Hinweise auf dieses. Das „Linzer Programm" der christlichen Arbeiter Österreichs^' aus dem Jahre 1923 verdankt sein Entstehen der Feder des Dr. Lugmayer^° aus Ebensee. Die Orga nisation stand unter der Führung des ehemaligen Sattlergehilfen Kunschak.^^ Die christlichsoziale Partei war seit dem Tode Luegers in große Schwierigkeiten geraten. Eine Reihe großer Korruptionsaffären raubte ihr das Vertrauen. Ursprünglich bestand die Anhängerschaft der Partei großteils aus Kleinbürgertum, Handwerkern, Gewerbetreibenden und Bauern; seither hatten sich immer mehr großbürgerliche Unternehmer, Fabrikanten, Beamte sowie Großagrarier (Adel und Kirche) in ihr breit gemacht. Ihre Loyalität zum Herrscherhaus im Krieg hatte ihr nach der Niederlage in weiten Bevölkerungsschichten Sympathien gekostet, nicht zuletzt auch in ihren Kernwählerschichten, die ihr das „Aufspringen auf den Revolutionskarren der Repu blik" (J. Fink) nicht verzeihen wollten. Die Partei galt immer mehr als Interessen- " Als Mitbegründer des „Deutschen Schulvereins" und Mitarbeiter an den „Deutschen Worten" kam er Mitte der achtziger Jahre mit Schönerer zusammen. Vgl. Kurt Rotter, Engelbert Pernerstorfer und die Geschichte der „Deutschen Worte", Diss., Wien 1943. Wie Fußnote 14, 5. 214. " Klaus Berchtold, österreichische Parteiprogramme, Wien 1967, S. 371-374. - Gerhard Silberbauer, Das Problem Katholische Kirche - österreichische Sozialdemokratie in der Ersten österreichischen Republik im Spiegel katholischer und sozialistischer Zeitschriften dieser Epoche, Diss., Wien 1959. - Ders., Österreichs Katholiken und die Arbeiterfrage, Graz 1966. - Karl Stubenvoll, Die christliche Arbeiterbewegung Österreichs 1918-1933. Organisation, Politik, Ideologie, Diss., Wien 1982. - Leopold Kunschak, Die christliche Arbeiterbewegung 45 Jahre im Dienste Österreichs, Wien 1937. - Harry Slapnicka, Christlichsoziale in Oberösterreich. Vom Katholikenverein 1848 bis zum Ende der Ghristlichsozialen 1934, Linz, 1984. Karl Lugmayer, Die berufsständische Ordnung, Wien 1937. - Franz Lugmayer, Karl Lugmayer, Wien 1991. - Ders., Karl Lugmayer und die österreichische Volksbildung (in: Oö. Heimatblätter, Jg. 35, H. II 2, Linz 1981, S. 133-141). " Franz Bauer, Leopold Kunschak als Politiker. Von seinen Anfängen bis 1934, Diss., Wien 1950. - Ders., Politik für den Menschen. 15 Jahre Leopold-Kunschak-Preis, Wien 1980.
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