benden und Kleinbauern breitmachte, wobei der Gegensatz zwischen hohem und niederem Klerus die Abspaltung begünstigte.^" Leo XIII. sympathisierte ebenfalls mit der Idee von christlichen Volksparteien. Wenig erfolgreich blieben die ersten Abspal tungen, wie die „Vereinigten Christen", in deren Organisation ursprünglich Lueger" mit dem deutsch-liberalen Schönerer^^ in antisemitischer Eintracht zusammenarbei tete. Den großen Durchbruch erzielte erst die christlichsoziale Partei, zu deren Wählerkreis bevorzugt „Fünfguldenmänner" zählten. Die jungen Kapläne wurden zum Motor der Partei, vor allem auf dem Lande, wo nahezu jedes Pfarrhaus zu einem Parteilokal wurde. Die Einführung eines allgemeinen Wahlrechtes 1907 (noch nicht für Frauen) ließ jedoch dann den Christlichsozialen in der Sozialdemokratie eine gefährliche Konkurrenz erstehen, die ihr den ersten Rang abzulaufen drohte. Die alten Honorahorenparteien hatten ihre Wähler an die jungen demokratischen Massenparteien verloren. In dieser Vorgeschichte der österreichischen Demokratie spielt das „Linzer Programm" der Deutschnationalen von 1882" eine nicht unbedeutende Rolle, obwohl dies die Zeitgenossen nicht erkannt hatten. Es ist auch nicht zufällig hier aus geheckt worden. Hier war eine sehr starke deutschnationale Bewegung schon früh zeitig ein enges Bündnis mit den Liberalen eingegangen, wobei letztere - zahlen mäßig schwach - sich dazumal bereits in großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten befanden. Sie konnten deshalb eine noch engere „Umarmung" durch die Deutsch nationalen schwer ablehnen," was aber letzthin den Anfang von ihrem Ende ein leitete. Das vorliegende Programm spiegelt diese Situation wider und zeigt deutlich drei unterschiedliche Einflüsse: erstens jenen des Deutschnationalen Schönerer, hier noch ohne antisemitische Tendenz, soziale Elemente, die Adler" und Pernerstorfer" Norbert Mike, Die Vereinigung der Konservativen in der christlich-sozialen Partei, Diss,, Wien 1949. - Reinhard Knoll, Zur Früh- und Entwicklungsgeschichte der christlich-sozialen Bewegung in Öster reich bis 1907, Diss., Wien 1970. - Erika Weinzierl-Fischer, Aus den Anfängen der christlich-sozialen Bewegung in Österreich (in: MIÖSTA, Bd. 14), Wien 1961. Kurt Skalnik, Dr. Karl Lueger. Der Mann zwischen den Zeiten, Wien 1955. - Heinrich Schnee, Karl Lueger. Leben und Wirken eines großen Sozial- und Kommunalpolitikers, Berlin 1960. - Rudolph Kuppe, Karl Lueger und seine Zeit, Wien 1925. - Siehe auch NÖB, Bd. XII, S. 107 ff. (von K. Skalnik). Herwig (= Eduard Pichl), Georg Ritter von Schönerer, 6 Bände, Wien 1912. - Paul Molisch, Geschichte der deutschnationalen Bewegung in Österreich, Jena 1926. - Franz Stein, Schönerer und die Arbeiter frage, Horn 1893. - Franz Hoechtl, Georg Ritter von Schönerer als Bauernführer, Diss., Wien 1946. - Karl Schneller, Sozialpolitik bei Georg Schönerer, Diss., Wien 1939. - Heinrich Schnee, Georg Ritter von Schönerer. Ein Kämpfer für Alldeutschland, Reichenberg 1940. - Hanns E. Schopper, Georg Ritter von Schönerer - ein Vorläufer des Nationalsozialismus, St. Pölten 1940. " Alfred Dechel, Das „Linzer Programm" und seine Autoren. Seine Vorgeschichte unter besonderer Berücksichtigung der Rolle des Historikers Heinrich Friedjung, Diss., Salzburg 1975, S. 181-192. " Harry Slapnicka, Oberösterreich unter Kaiser Franz Joseph, Linz 1982, S. 177 ff. Julius Braunthal, Victor und Friedrich Adler. Zwei Generationen Arbeiterbewegung Wien 1963. - Siehe auch NÖB, Bd. III, S. 152 ff. (von L. Brügel). - Sowie Norbert Leser (Hrsg.), Werk und Widerhall. Große Gestalten des österreichischen Sozialismus, Wien 1964, S. 274-285 (zit. Leser, Werk). " Alois Modi, Die politische Entwicklung Engelbert Pernerstorfers, Diss., Wien 1947; siehe auch NÖB, Bd. II, S. 97 ff. (von R. Arthaber) sowie Leser, Werk, S. 13-27.
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