könn(t:)en ungehindert Kontakte geknüpft, Bezie hungen aufgebaut, Informationen ausgetauscht werden ... Noch bevor diese Entwicklung vorherzu sehen war, hat die Arbeitsgemeinschaft für regio nale Bildungs- und Kulturarbeit (ARGE Region Kultur) bereits damit begonnen, den Boden für eine Annäherung der Menschen jenseits und diesseits der Grenze zu bereiten. Als erstes Ergebnis ihrer Bemühungen kam das Buch „Bilder aus Böhmen / Obrazky z Cech" heraus, in dem die Autoren den vielfältigen Beziehungen zwischen Südböhmen und dem Mühlviertel nachgehen (Besprechung des Verf. in den „Oö. ffeimatblättern", 43. Jg., 1989, Heft 3). Mit dem vorliegenden „Zwei-Seiten-Buch" setzt die ARGE Region Kultur diese Arbeit fort. Es will zum Einanderwahrnehmen und Übereinandernachdenken anregen, was, ungeachtet der Chancen, die in der eingetretenen Entwicklung lie gen, notwendiger denn je ist. Man denke an be denkliche Erscheinungen wie das Wiederauf blühen von Vorurteilen oder das regelrechte Aus plündern von tschechoslowakischen Geschäften mit am Schwarzmarkt getauschten Kronen durch Österreicher ... Einige Beiträge des „Zwei-Seiten-Buches" sind aus der tschechischen in die deutsche Sprache und umgekehrt aus der deutschen in die tsche chische Sprache übertragen worden. Den The menschwerpunkt bilden die jüngsten Ereignisse in der Tschechoslowakei und ihre Auswirkungen auf das Mühlviertel und seine Bewohner. Dazu findet man neben einer Chronik des Jahres 1989 und spe ziell der entscheidenden Novembertage; Über legungen zur Gestaltung der Zukunft Europas „und was die Völker der Tschechoslowakei und Österreichs dazu beitragen können" (Reiner Stein weg), Hinweise auf „Chancen und Gefahren für Re gionen an der Grenze" (Andrea Komlosy), Erfah rungsberichte zu den Möglichkeiten einer neuen Nachbarschaft („Südböhmische Studenten in öberösterreich", „Eindrücke vom Schüleraus tausch in Prag"), einen „offenen Brief" eines süd böhmischen Beratungskomitees für Umwelt fragen zum Atomkraftwerk Temelin. Letztlich geht es auch in den historischen Bei trägen des Buches um die neue Nachbarschaft mit dem nördlichen Nachbarland, ob sie sich nun mit dem Nationalitätenkonflikt in der Donaumonar chie oder der deutschen Besatzung von 1939 bis 1945 auseinandersetzen. Zwei weitere dieser Bei träge verdienen eigens hervorgehoben zu werden. Milan Racek und Jifi Severin verweisen im Artikel „Die Habaner" auf das Beispiel einer „Emigration in einer ungewöhnlichen Richtung", die die verfolgte Wiedertäufersekte der Habaner aus ihrer alpenländischen Heimat nach Mähren und in die West slowakei führte, wo sie unter dem Schutz der reli giösen Toleranz ein reges wirtschaftliches und kul turelles Leben entfalten konnte. Und Gero Fischer bezieht sich auf einen autobiographischen Text von Karl Renner, um an ein längst vergessenes Muster nachbarschaftlicher Beziehungen, den „Kindertausch", zu erinnern: „Heimat und Fremde berührten sich in mei nem Vaterhause noch in einer ganz bedeutsamen Weise. Bis zu meinem 12. Lebensjahr saß zur Schulzeit fast täglich an unserem Tische ein Frem der, der uns doch nicht fremd war.... jenseits der Thaya, anderthalb Wegstunden entfernt (liegt) das erste tschechische Dorf, Maiwitz oder Eibis. Der Landessitte gemäß gaben meine Eltern jeden Kna ben, nachdem er drei oder vier Jahre in der Volks schule des Örtes deutschen Unterricht genossen hatte, auf Wechsel zu einer bäuerlichen Familie nach Eibis und nahmen dafür einen Knaben dieser Familie zu sich. Es traf sich glücklicherweise so, daß auch die Eibiser Familie, mit der wir tauschten, gleich kinderreich war und also vorerst für unsere Bedürfnisse reichte. Der tschechische Bube nannte natürlich meine Eltern Vater und Mutter, wie unser Knabe die tschechischen Eltern Otec und Matka... Zu meinem Bedauern kam ich ,nicht auf den Wechsel' und habe darum die tschechische Spra che nicht gelernt..." Franz Eichinger Freistädter Geschichtsblätter, Heft 7 und 8:700Jah re Stadtpfarrkirche Freistadt 1288 bis 1988. Heft I; Mittelalter, 80 Seiten, S 100,-. Heft 2: Vom Ende des Mittelalters bis zur Gegenwart, 159 Seiten, S 150,-. Herausgeber: Stadtgemeinde Freistadt. Freistadt 1988 (Heft 7) und 1989 (Heft 8). Die als „still entschlummert" geglaubten Frei städter Geschichtsblätter, von denen 1979 das letz te Heft (Nr. 6: „Die Ordnungen von Freistadt") er schien, haben kürzlich - und von der Öffentlich keit großteils unbemerkt - wieder ein kräftiges Lebenszeichen von sich gegeben. In zwei Heften (Nr. 7 und 8) wurde die wechselvolle Geschichte der vor allem als Architekturdenkmal überregio nal bedeutenden Freistädter Stadtpfarrkirche zu sammengefaßt. Es mag vorerst verwundern, daß
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