OÖ. Heimatblätter 1991, 45. Jahrgang, Heft 1

Vertiefungen umlegten. Wenn der ganze steile Acker bis zum oberen Rain ge pflügt war, blieb dort, wo die Pflugschar die letzte Furche gezogen und talwärts umgewendet hatte, eine leere Verhefung in der Breite einer Bodenfurche zurück. Dadurch wäre im Laufe der Zeit an der oberen Ackergrenze dieser Graben immer tiefer und breiter geworden, und so wäre das Erdreich von Jahr zu Jahr je weils um eine Furchenbreite talwärts ge wandert. Um diese allmähliche „Talwan derung" der Acker zu verhindern, mußte man das Erdreich, das vor dem Pflügen am unteren Rain ausgehoben wurde, zur obersten Grenze des Ackers transportie ren. Die neben der ersten untersten Fur che aufgehäuften Rasenziegel wurden nach dem Pflügen über die steilen Leiten bergwärts getragen und säuberlich in den Graben gelegt, der beim Aufwerfen der letzten Schollenreihe entstanden war. So wanderten die Acker im BergFurchentragen in Wurmstein (Goisern) anno 1939. land zunächst alljährlich um eine Fur chenbreite talwärts, aber durch das Furchehtragen wurde diese allmähliche „Talfahrt" der Bergäcker wieder ausge glichen. Nach dem Ackern ging die Ansage von Haus zu Haus, daß es wieder einmal Zeit wäre zum „Furitrag'n". Und es war Brauch, daß sich Männer, Frauen, Bur schen und Mädchen gemeinsam an die ser Nachbarschaftshilfe beteiligten. Im dämmernden Abend wanderte die Bauernfamilie mit den hilfreichen Nach barn, die mit Buckelkraxen, Körben und anderen Traggeräten ausgerüstet waren, über die steilen Äcker bergwärts, um mit gebücktem Rücken die Ackerschollen auf den Berg hinaufzutragen. War die schwere Arbeit getan, lud der Bauer seine Helfer zu einer gemütlichen Unterhal tung bei Schnaps und Most, zu einer Art „Rockaroas" ein, bei der es trotz der vor ausgegangenen Mühen und Plagen fast immer recht lustig und scherzhaft zu gegangen sein soll, wenn man den münd lichen Überlieferungen glauben darf. Nach dieser Schilderung wird man cher Leser den Sinn des eingangs zitier ten Ansagespruches, mit dem zum Fur chentragen eingeladen wurde, besser verstehen. Die ziemlich derb klingende Wortspielerei sollte wohl andeuten, daß derjenige, der sich sogar vom Furchen tragen „beim Schnöll am krumpen Bü hel", dessen Äcker besonders steil waren, drückt, ein krummer Kerl sein muß, der selbst keiner Hilfe würdig ist und dem man nicht einmal bei einer Wirtshaus rauferei beistehen sollte, auch wenn er dabei eine zerschlagene Nase einstecken müßte.

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