OÖ. Heimatblätter 1991, 45. Jahrgang, Heft 1

Das „Pfaffenlöchr in der Koppenau Daß auf Obertrauner Gemeinde gebiet sich einige Naturhöhlen befinden, die als Zufluchtsstätte und Andachts raum zur Zeit der Gegenreformation un seren evangelischen Vorfahren gedient haben mögen, darf mit einiger Sicherheit angenommen werden. Eine dem Namen und ihrer Lage nach interessantesten Kleinhöhlen will ich hier zu beschreiben versuchen. Er schwerend ist dabei die Tatsache, daß von dieser Höhle - dem „Pfaffenlöchl" - nur mehr kümmerliche Reste vorhanden sind. Von der Bahnhaltestelle „Obertraun-Koppenbrüllerhöhle" aus beginnt rechterhand, nach Obertraun zu, an der sonnigen Sarsteinlehne, hier noch in Tal niveau, parallel mit der Straße verlau fend, der romantisch angelegte „Ober trauner Höhenweg". Kaum 150 Meter von der Haltestelle entfernt, steigt eine imposante Felswand direkt aus dem Talgrund vor uns auf, bis in eine Höhe von etwa 40 Meter. In einer Länge von 80 bis 90 Metern zieht sie sich den Weg entlang, der heutige Wandfuß ist etwa 15 Meter davon entfernt. Einst reichte die Wand stellenweise bis an den heutigen Weg heran. In den Notstands jahren um 1930 wurden hier in gewalti gen Mengen die Steinblöcke für den Schutzdamm des rechten Traunufers - von der Koppenbrücke bis fast zum Ebnersteig hinaus - gewonnen. Heute ist der aufgelassene Steinbruch das ideale Gelände für einen hervorragend ange legten Klettergarten, der vor einigen Jah ren von Idealisten aus dem hiesigen Bergrettungsdienst und einigen befreun deten Höhlenforschern geschaffen wur de. Wer von den jüngeren Menschen hier denkt daran, welche interessante Vergangenheit der heute aufgelassene Steinbruch wohl haben mochte? Das in groben Dachsteinkalkbänken aufgebau te Felsenbild wird von unten nach oben, in einer leichten Neigung von etwa 10 Grad nach rechts, von einigen recht markanten Störungslinien durchzogen. Am unteren Ende eines dieser Risse lassen sich heute noch deutlich die Reste eines hier bergwärts sich schließenden Höhlenraumes erkennen. Das war vor zeiten das „Pfaffenlöchl", das leider durch die Abtragung des umgebenden Felsmantels in einer Länge von etwa 10 bis 12 Metern „freigelegt" wurde. Nach Aussagen älterer Bewohner, die den früheren Zustand der Felswand kannten, war hier ein gerade schliefbares Portal, eben ein „Löchl", das sich berg wärts zu einem Raum erweiterte, der wohl einigen Personen, auch stehend, be quem Platz bot. Die größte Breite durfte man etwa bei zwei Metern annehmen, die Höhe wohl etwas mehr, nach oben spitz in die Kluft zulaufend. Die sensationellen Entdeckungen auf der „Lackenmoosalm" im steirischen Fortsetzungsgebiet des Obertrauner Landfried am östlichen Dachsteinpla teau lassen schlagartig erkennen, daß die Gegend um Koppenpaß und Koppen winkel wohl seit frühester Zeit schon dem Menschen bekannt war.

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