OÖ. Heimatblätter 1991, 45. Jahrgang, Heft 1

unseren, die heroisch dachte und handel te und doch der Schönheit nicht vergaß." Hier wurde die Unwahrheit bezüg lich des Fundortes sogar in Stein ge meißelt! Daß die Venus dem nationalsoziali stischen Schönheitsideal entsprach, ist allein dem Text zu entnehmen. Es ist da mit eindeuhg bewiesen, daß während der nahonalsozialishscben Ära die Fund stelle falsch bezeichnet wurde. Die Mauerreste eines der 50 Türme der vier Kilometer langen Mauer der anhken Stadt Ovilava (Wels) in der Schubertstraße^ und die mit Steinen markierten Wälle im Bereich der Vogelweideunter führung kennzeichnen die nördliche Be grenzung der rund 80 Hektar großen Römerstadt, von der sich die Fundstelle rund vier Kilometer nördlich, im Ge meindegebiet Gunskirchen, befindet.| Die falsche Bezeichnung „Venus von Wels" wurde in der Literatur auch noch in den Nachkriegsjahren verwendet]. In einem heute vergriffenen Führer durch das Stadtmuseum von Wels' ist wörtlich zu lesen: „Die Venus von Wels. Eigentlich müßte sie ja Venus von Gunskirchen hei ßen und wenn man es ganz genau nimmt, dann: ,Venus von Hof..." Das Wort |„eigenlich" erscheint überflüssig, da sich der Fundort immer innerhalb der Ge meindegrenzen von Gunskirchen jbefand. „Hof" ist der Name einer Ortschaft, der in Österreich und Deutschland mehrmals vorkommt und daher nuf in Kombination mit Gunskirchen verwen det werden sollte. Auch die auf Seite 63 von Helga Födisch abgebildete Statuptte trägt die Bezeichnung „Venus von Wels". Auf ein gemeinsames Schreiben des Bürgermeisters von Gunskirchen und des Autors dieser Zeilen^, „Die Venus von Gunskirchen im Stadtmuseum Wels - sachrichtige Bezeichnung" betreffend, entgegnete Dr. Wilhelm Rieß im Auftrag des Bürgemeisters der Stadt Wels, daß keine widerrechtliche Aneignung einer sachrichflgen Bezeichnung ausgeübt werde und man vielmehr bemüht ist, „Gunskirchen zu geben, was Gunskirchens ist". Dr. Rieß hat ergänzend viele Beispiele aus der Literatur mit richtiger Fundortangabe angeführt.^ Dieses Bekenntnis zur Sachrichtig keit zeichnet die Verantwortlichen des Magistrats der Stadt Wels aus. Damit findet auch das Bemühen des Redakhonsteams des Heimatbuches Gunskirchen Anerkennung, die Bronze statuette den Bürgern der Fundortge meinde als „Venus von Gunskirchen" vorgestellt zu haben. Die Wiederherstellung der Sachrich tigkeit bezüglich der Fundortgemeinde Gunskirchen läßt nun die Frage offen, auf welche Weise im Dienste der Wahrheit die Korrektur auf dem Steinsockel im Messezentrum erfolgen sollte. Roman Moser Siehe Fußnote 2, S. 128. ^ Ein Rundgang durch die Sammlung „Vorge schichte bis Frühmittelalter" des Stadtmuseums Wels. Zusammengestellt von Dr. Wilhelm Rieß, Wels. S. 21. Schreiben des Marktgemeindeamtes Gunskir chen vom 5. Oktober 1990, 1 Seite. ' Schreiben des Magistrats der Stadt Wels vom 29. Oktober 1990, MA 3 - M -115 -1990, Dr. Ri, 4 Seiten.

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