OÖ. Heimatblätter 1991, 45. Jahrgang, Heft 1

Haurapp stiftete aus seinem Vermö gen 6.000 fl., der Markt Haag steuerte 1.500 fl. bei, so daß ein Gesamtbetrag von 7.500 Gulden zu vier Prozent in der Lan deshauptstadt Linz angelegt werden konnte. Die jährlichen Zinsen von 300 fl. dienten zur Besoldung des Benefiziaten und wurden über die Marktkasse ausge folgt. Als Wohnung für den Benefiziaten erwarb Haurapp gemeinsam mit der Marktobrigkeit ein „wohlgebautes, ge mauertes Haus" mit einem kleinen Gar ten. (Das Haus Nr. 11 im Markt, heute Nr. 22, oberhalb der Sparkasse.) Für die bauliche Erhaltung des „Benefiziatenhauses", das man von allen Zivil- und Militärlasten befreit hatte, wurden jähr lich 8 fl. als Beihilfe aus der Bruder schaftskasse zur Verfügung gestellt. Das Vorschlagsrecht auf einen Bene fiziaten, der ein „frommer, gelehrter und tugendsamer" Weltpriester sein mußte, wurde zunächst vom Stifter selbst wahr genommen, nach seinem Ableben je doch wechselweise vom Bischöflichen Ordinariat Passau und dem Markt Haag. Haurapp bezog während seiner Pen sion, die er in Haag verbrachte, den er sten Stock des Benefiziatenhauses und beanspruchte für sich auch den halben Garten, Keller und Getreideboden. Er nahm noch aktiv an den Veranstaltun gen der Bruderschaft teil und starb im Al ter von 82 Jahren am 3. April 1712. Sein Grabstein - ursprünglich in der AnnaKapelle - befindet sich an der linken Säule.^ Hauptaufgabe des Benefiziaten war es, auf dem Bruderschaftsaltar täglich eine Frühmesse zu lesen (im Sommer um fünf Uhr, im Winter um sechs Uhr), um allen Haagern und den Durchreisenden, soferne sie nicht am regulären Gottesr:Sr;r.? IIUli Ehemaliges Benefiziatenhaus in Haag a.H. Foto: Josef Gerner dienst in der Marktkirche teilnehmen konnten, die Gelegenheit zum Besuch der hl. Messe zu geben. Weiters war der Benefiziat verpflichtet, an Samstagen und vor Marienfesten eine marianische Vesper zu halten. Überdies sollte er - auf Ersuchen des Vikars oder des zuständi gen Pfarrers in Rottenbach - in der Pfarrseelsorge „gegen billige Anerkennung oder gratis" aushelfen. ^ Aus dem Grabstein geht hervor, daß Haurapp auch 30 Jahre Pfarrer von Ried i. 1 war. Er hat sich dort im Jahre 1661 mit großem Nachdruck dafür eingesetzt, daß der hochbegabte, erst 27jährige Thomas Schwanthaler den Auftrag für einen neuen Hochaltar in der Rieder Pfarr kirche erhielt.

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