OÖ. Heimatblätter 1991, 45. Jahrgang, Heft 1

Die St.-Anna-Bruderschaft in Haag a. H. und ihr Benefizium Von Franz Schoberleitner Ai s nach der Gegenreformation der katholische Glaube wieder zu erstarken begann, kam es in vielen größeren Pfar ren erneut zur Gründung von „Brucierschaften". Dies waren religiöse Gemein schaften für Männer und Frauen aus allen Ständen, die sich - häufig unter dem Schutz eines Fieiligen - um die Pfle ge des Gebetes, den Besuch von Gottes diensten und beshmmter Andachten und vor allem auch um die Werke jder christlichen Nächstenliebe bemühten.^ Nachdem in Fiaag bereits eine „Ro senkranz-Bruderschaft" durch einige Zeit bestanden hatte, die jedoch aus fJeute unbekannten Gründen wieder einge schlafen war, kam es im Jahre 1692 auf Betreiben des Vikars Franz Gregor Geltermair „in der Sankt Vih Capellen 'des Hochfürstlichen Passauerischen Markts Haag" zur Gründung einer Bruderschaft unter dem Schutz der hl. Anna. In seinem Schreiben an den zustän digen Bischof hatte der Vikar den gro ßen Glaubenseifer seiner „anvertrauten Schäflein" - sowohl bei der Bürgerscl^aft als auch unter den Bauern - besonders hervorgehoben und ihren Wunsch vor getragen, eine Bruderschaft, wie sie in an deren „fürnemben Märkten" bereits exisherte, errichten zu dürfen. Die Regeln der Bruderschaft, vom Vi kar in Anlehnung an die „Marianische Liebsversammlung" in München erstellt, wurden von Bischof Johann Philipp, Graf von Bamberg, genehmigt und nennen als „Frucht oder Nutzen, so man durch die Bruderschaft empfanget: - Erstens, daß Gott allen Einverleibten wolle durch die Verdienste Jesu und der heiligen Muetter Anna abwenden alle Übel des Leibs und der Seele. - Andertens (zweitens) geben den gött lichen Segen zu allen geistlichen und leiblichen Werken. - Drittens ein glückseliges Sterbstünd lein". Jedes „einverleibte " Mitglied konnte verschiedenen Gnaden und Ablässe ge winnen durch: - Rosenkranzgebet - Gottesdienstbesuch an bestimmten Festtagen (in Verbindung mit Beichte und Kommunion) - Teilnahme an Prozessionen und Um gängen - Werke der christlichen Liebe und Barmherzigkeit (Arme beherbergen. Kranke oder Gefangene besuchen. Notleidenden eine christliche Beihilfe leisten, zwischen Feinden Frieden stiften und in Gott miteinander ver söhnen. Verstorbene zum Grab beglei ten...) ' Vgl. Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. 2. Freiburg i. Br. 1958, Stichwort „Bruderschaft".

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