OÖ. Heimatblätter 1991, 45. Jahrgang, Heft 1

Die Zechlade des Zimmererhandwerks in Steinbach Der Zimmermeister Georg Aigner, Grünburg Nr. 131, fand 1960 bei Renovie rungsarbeiten auf dem Dachboden des Gasthauses Rohregger, Steinbach Nr. 1 (heute Pfarrzentrum), eine Truhe, die verstaubt und verschmutzt in einem Winkel stand. Diese Truhe ist mit Einlegearbeit und hübschen Beschlägen verziert und weist ein Doppelschloß für zwei Schlüssel auf. An der Innenseite des Deckels ist „SH1763" aufgemalt. Die Buchstaben SH sind wahrscheinlich die Initialen des damaligen Zechmeisters. Weil sich in dieser Truhe die Schriften der Zimmerleute zu Steinbach befinden, erkannte man sie als die Handwerkslade der Zimmerer. Sie wird heute vom Zimmermeister Anton Aigner in Mölln Nr. 282 aufbewahrt. In der Lade befinden sich folgende Schriften der Zimmerleute in Steinbach: Zimmerleut-Handwerksbuch 1811-1860 Gedruckter Schutzbrief Kaiser Ferdinands III. von 1656 Zechamtsrechnungen 1805-1808, 1810-1812, 1815-1817, 1821, 1822, 1826, 18331835,1837,1838 Anschlagslisten der Zimmerleute in Steinbach 1805-1810,1811-1817,1825-1839 Sieben Schul- und Religionszeugnisse von Lehrjungen Zinszahlungsbogen der Staatsschuldverschreibung, auf die Zimmerleutinnung zu Steinbach lautend, 1870 Fünf Bundesschuldverschreibungen zu je 25.000 Kronen, 1922 Einige andere Schriften Die Steinbacher Zimmerleutinnung bezog jährlich Zinsen von Wertpapie ren; Laut Zechamtsrechnung vom 16. Juni 1805 erhielt die Innung vier Prozent von dem bei der Herrschaft Steyr anliegenden Kapital per 250 Gulden, erhielt also 10 Gul den (Schuldobligation vom 15. Juni 1800). Der jährliche Empfang dieser 10 Gulden ist in allen vorhandenen Zechamtsrechnungen (1805-1838) verzeichnet. In der Zechlade der Zimmerleute befindet sich auch ein Zinsenzahlungsbogen zur Staatsschuldverschreibung, ausgestellt vom Steueramt Grünburg am 5. März 1913 auf die Zimmerleutinnung zu Steinbach. Dieses Kapital von 100 Kronen brachte jährlich vier Prozent, also 4 Kronen Zinsen. Anfang der Verzinsung war 1. Juli 1870, geleistete Zinsenzahlungen sind vom 1. Juli 1910 bis 31. Dezember 1921 einge tragen. Außerdem liegen in der Handwerkslade fünf Bundesschuldverschreibungen (sechsprozentige amortisable innere Bundesanleihe der Republik Österreich) über je 25.000 Kronen, Wien 1922. Leider fehlen uns aus älterer Zeit Nachrichten über den Besitz der Zimmererzeche. Zur Innung der Zimmerleute in Steinbach gehörten zwischen 1805 und 1810 folgende Zimmermeister: Meister Michael Häuserer im Schloß zu Steyr mit 23 Gesellen, er übersiedelte 1807 nach Linz. Meister Michael Bachner zu Aschach an der Steyr mit 25 Gesellen. Meister Michael Mayrhofer zu Sierning mit 65 Gesellen. Meister Adam Gassenbauer zu Steinbach mit 58 Gesellen.

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