OÖ. Heimatblätter 1991, 45. Jahrgang, Heft 1

Daher sollten regionale Probleme - auch wenn sie Staatsgrenzen überschrei ten - nicht von den Gesamtstaaten, son dern eben von den kleinen Einheiten, den Ländern, den Teilrepubliken, den Regio nen und autonomen Gebieten selbst ge löst werden. Damit haben wir bereits jahrelang beste Erfahrungen gesammelt, die im neuen Europa von großem Nutzen sein können. Europa braucht die Arge Alpen-Adria Ich kann mir gut vorstellen, daß von diesem neuen Europa auch zentralistische Tendenzen ausgehen. Zu unseren Lasten! Dagegen werden wir uns wehren müssen! Wer könnte das in unseren Brei ten besser als die Arbeitsgemeinschaft Alpen-Adria? Schon diese Aufgabe allein wäre ausreichend, um die Existenz der Arbeitsgemeinschaft Alpen-Aclria zu rechtfertigen! Unsere Arbeitsgemeinschaft hat aber weitere wichtige Aufgaben in und für Europa zu erfüllen. Bei ihrer Bewälti gung wird Oberösterreich als nun vor sitzführendes Land nach besten Kräf ten mithelfen. Wir haben schon darüber nachge dacht, wie dies geschehen könnte: Die großen gegenwärtigen Verände rungen haben uns bewogen, das nächste Biennium der Arbeitsgemeinschaft Al pen-Adria unter ein besonderes Leit thema zu stellen, nämlich: „Einheit suchen, Vielfalt bewahren - die Ar beitsgemeinschaft Alpen-Adria für A4ensch und Umwelt im Wandel Europas." Es ist ein klares Motto mit schwer wiegendem Inhalt: der Wille zur Einheit setzt nämlich enge Zusammenarbeit vor aus. Einerseits nach innen, nämlich zwi schen den Mitgliedsländern der AlpenAdria, aber ebenso nach außen, wenn wir die Kooperation mit anderen Gemein schaften im europäischen Raum suchen. Ich denke hier vor allem an die Arge Alp, an die Cotrao, an Europa der Regionen, an die Arge Donauländer, an die Penta gonale und nicht zuletzt an den Europa rat. Diese Einigkeitsbemühungen müs sen jedoch, um Erfolg zu haben, von einem besonderen Geist getragen sein. Vom Geist des Verständnisses füreinan der, der bei der Vielfalt der eigenen Pro bleme nicht immer leicht aufzubringen sein wird. Verbindende Kraft hat auch die Subsidiaritätsidee, wenn es darum geht, ein heitlich, also gemeinsam die regionalen Interessen gegenüber Zentralstellen klar und deutlich zum Ausdruck zu bringen und ihnen zum Durchbruch zu verhel fen. Dynamik der regionalen Selbständigkeit Die Suche nach dieser Einheit, besser gesagt: nach einem einheitlichen Erschei nungsbild im Auftreten nach außen hin und gegenüber nationalen und interna tionalen Zentralstellen, muß von der vitalen Kraft der regionalen Selbständig keit getragen sein. Das bedeutet, daß die Vielfalt unserer Regionen nur dann be wahrt werden kann, wenn sie ihre histo risch gewachsenen Schätze der Kultur, der Sprache, der landschaftlichen Eigen art, des Brauchtums und der Gesell schaftsformen, die die Lebensqualität der dort wohnenden Menschen entschei dend prägen, erhalten können und dür fen. Wenn es gelingt, aus den vielfältigen regionalen Mosaiksteinchen ein einheit liches Europabild zu formen, hat Europa

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