nes Paar Schuhe für drei Gulden. Der Wert von Lebensmitteln stieg auf das Drei- bis Vierfache an. Oft war um bares Geld von den eigennützigen Bauern nichts zu bekom men. Daher konnten die armen Zimmergesellen und Knechte ihre Frauen und Kin der mit dem alten Lohn nicht mehr erhalten. Sie baten ihre Meister um Erhöhung ihres Taglohnes, sonst müßten sie „bei erlerntem tiandwerk am Bettelstab gedeihen". Kurz vorher war in umliegenden Städten, Märkten und anderen Etandwerkszünften der Taglohn bereits erhöht worden. Dort erhielten die Gesellen und Knechte täglich zusätzlich zum Essen zehn Kreuzer beziehungsweise „zur Thör" (ohne Essen) 18 Kreuzer. Im Falle, daß ihr Taglohn nicht ebenfalls erhöht würde, drohten die Gesellen, sich zu anderen Meistern und Zünften zu begeben, „die sie zur Arbeit bereits heranwinken". Lieber wollten sie allerdings bei der Steinbacher Zunft bleiben. Die Meisterschaft der Zimmerleute in Steinbach sandte darauf ein Bittschreiben an den Burggrafen und Rentmeister zu Steyr, in dem sie die Bitte ihrer Gesellen kräftig unterstützten.^^ Etwa zur selben Zeit bat das Handwerk der Zimmerleute zu Ternberg eben falls um Erhöhung ihres Taglohnes. Es hatte schon vorher eine Verbesserung gege ben, indem allen Zimmermeistern, Gesellen und Tagwerkern in dieser teuren Zeit ihr Lohn täglich ausbezahlt wurde, weil das Geld von Tag zu Tag weniger wert wurde. Nun baten sie um eine Erhöhung des Taglohnes, sodaß jeder Meister 20 Kreuzer, jeder Geselle 15 Kreuzer und jeder Tagwerker 12 Kreuzer pro Tag erhalten sollte („Thörwerk"). Falls aber ein Bauherr den Meister oder Gesellen verköstigen wollte, sollte der Meister 15 Kreuzer und der Geselle 9 Kreuzer Taglohn erhalten. Der Magistrat der Stadt Steyr publizierte am 13. Juni mit öffentlichem Anschlag an der Zwischenbrücken die neuen Taglöhne; Meistermaurer oder Zimmermeister 20 Kreuzer, Zimmer- und Maurergesellen 15 Kreuzer und Tag werker oder Holzhacker 12 Kreuzer pro Tag.^^ Die katastrophale Geldentwertung verursachte in unserem Lande große Not. Im Frühjahr 1622 war die Kaufkraft der Münzen um 700 Prozent gesunken, dagegen waren die Fleischpreise auf das Elffache gestiegen. Der Steyrer Chronist Jakob Zetl schrieb kurz vor Weihnachten 1622: „Es ist auch in Steyr kein Wochenmarkt gewe sen, kein Bauer ist herein gefahren. Es sind die Leute selber auf Sierning, in die Raming, in den Steinbach, auf die Strass und auf Ternberg gangen und haben Fleisch geholt. Die Bürger haben den Bauern Silbergeschmeide, Zinngeschirr, Bettwäsche und andereMobilienhinausgetragenund um Getreidegeben."" Ganz ähnlich sind im letzten Krieg und danach Leute zu den Bauern „hamstern" gegangen, das heißt, sie kauften Lebensmittel um teures Geld. Oö. Landesarchiv: HA Steyr, Sch. 1078, Fasz. 167, Nr. 35. Zimmergesellen und Knechte der Stein bacher Zunft an ihre Zech- und Viermeister und die ganze Meisterschaft. Diese an den Burggrafen und Rentmeister zu Steyr (undahert, um 1622?). " Oö. Landesarchiv: HA Steyr, Sch. 1078, Fasz. 167, Nr. 37. Zech- und Fürmeister des löblichen Hand werks der Zimmerleut der Zunft Ternbergs an den Burggrafen und Rentmeister zu Steyr (undatiert, um 1622?). " Volker Lutz, Der Aufstand von 1596 und der Bauernkrieg von 1626 in und um Steyr. Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Folge 33,1076, S. 26 ff.
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