Oberösterreich, die Arge Alpen-Adria und Europa Von Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck, Präsident der Arge Alpen-Adria Für die Jahre 1991 und 1992 hat nun das Land Oberösterreich den Vorsitz in der Arbeitsgemeinschaft Alpen-Adria übernommen. Diese Vorsitzführung fällt in eine Zeit, in der in Europa ein nahezu unglaublicher Umgestaltungsprozeß in Gang gekommen ist: Umbruch in Osteuropa Das Verhältnis zwischen den Groß mächten hat sich total entspannt, und die Völker Osteuropas haben beherzt einen Prozeß der Demokratie in Bewegung ge setzt, dessen Ausgang und Auswirkun gen noch gar nicht voll absehbar sind. Die markantesten Ereignisse sind zweifellos die rasche Wiedervereinigung Deutschlands und der Abbau des Eiser nen Vorhangs, der jahrzehntelang nach barliche Kontakte zwischen den Staaten in Ost und West verhindert hat. Ich selbst habe im Dezember 1989 an der oberösterreichisch-böhmischen Grenze mit meinem Amtskollegen aus Budweis mitgeholfen, diesen menschen unwürdigen Stacheldrahtzaun niederzu reißen. Es war ein Ereignis, das die Bürger in unseren Ländern sehr bewegte. Im übrigen sind im letzten Jahr auch viele geistige Grenzen gefallen. Die Ent wicklung ist noch voll im Gang und mit großen Schwierigkeiten verbunden. Das Ende dieses Gärungsprozesses liegt noch in weiter Ferne. Schulterschluß West- und Mitteleuropas Während die Welt noch gebannt die Ereignisse in Osteuropa verfolgt, wird in West- und Mitteleuropa die Vollendung der Europäischen Gemeinschaft voran getrieben. Mit großer Dynamik wird am europäischen Binnenmarkt gearbeitet. Es soll bis 1993 ein einheitlicher Wirt schaftsraum geschaffen werden, der sich in seiner Gesamtdimension mit den US A und mit Japan messen kann. Viele Länder Europas haben die Absicht bekundet, diesem europäischen Binnenmarkt in Zukunft anzugehören. Arge Alpen-Adria hat Beispielwirkung Mitten in diesen europäischen Umwälzungs- und Einigungsprozeß steht unsere Arbeitsgemeinschaft AlpenAdria: eine Gemeinschaft, die sich schon lang vor den Ereignissen des letzten Jah res um den Abbau von Hindernissen und die Überwindung von Grenzen bemüht. Die regionale Arbeit zwischen Ländern mit verschiedenen politischen Gesell schaftssystemen war für uns schon zu einer Zeit bewährte Praxis, als von einer Entspannung der weltpolitischen Groß wetterlage nur geträumt werden konnte. Wir auf regionaler Ebene haben längst bewiesen, daß so etwas möglich und auch richtig ist. Ich denke, daß wir nun diesen rei chen Erfahrungsvorsprung, den wir in der gemeinsamen Arbeit seit 1978 ge wonnen haben, besonders gut nützen können. Die Arbeitsgemeinschaft AlpenAdria ist ja der lebendige Beweis, daß die zwischenstaatliche Zusammenarbeit vor allem auf regionaler Ebene besonders gut funktioniert.
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