OÖ. Heimatblätter 1991, 45. Jahrgang, Heft 1

Der Zimmerer Hans Schachenmüllner übersiedelte in die Pfarre St. Peter, gehörte aber nicht zum dortigen Handwerk. Im Jahre 1618 nahm er eine Arbeit bei St. Peter an. Er sollte ein Kastengebäu für Michael Weidinger bauen und begann dort gleich mit Tagwerkern das Zimmerholz auszuhacken. (Stämme wurden entrindet und zu Vierkantbalken zugehackt). Weil die Zimmerleute zu St. Peter nicht wußten, ob Schachenmüllner sein Handwerk ordentlich erlernt, wo er gelernt hatte und ob er Meisterrecht besaß, schickten sie ihm am 22. März 1618 eine Abordnung: Der Zechmeister samt Viergesellen und dem Handwerksschreiber brachte dem Scha chenmüllner die Beschwerde wegen des unbefugten Eingriffs in ihren Bezirk vor. Der Zimmerer Hans Schachenmüllner verteidigte sich damit, daß ihm seine gnädige Obrigkeit die Zimmerarbeit erlaubt habe. Schachenmüllner bat darauf seine Grund herrschaft Steyr um Schutz und Hilfe. Tatsächlich sandte die Herrschaft Steyr ein Schreiben nach St. Peter, worin sie die Zweimeilenzone um St. Peter anzweifelte und nicht anerkannte. Dagegen wurde in St. Peter betont, daß der Zweimeilenbezirk wie bei anderen Städten und Märkten im Lande unter der Enns rechtmäßig entstanden sei: Man habe die Angelegenheit ordentlich überreicht, beratschlagt und mit Gut achten der niederösterreichischenRegierung an den Hof in Wien geschickt. Die Frei heit und Handwerksordnung seien mit der eigenen Handschrift und anhängendem Siegel (Bulla) der römisch-kaiserlichen Majestät ausgefertigt worden und bestünden daher zu Recht. Wir sehen, wie das Zimmerhandwerk zu St. Peter ähnliche Schwie rigkeiten hatte, seine Autorität durchzusetzen, wie die Zimmerer zu Steinbach an der Steyr." Streit mit den Zimmerleuten um Bad Hall Um 1574 versuchten mehrere Zimmermeister und Gesellen zwischen Stein bach und der Krems, sich vom Steinbacher Zimmerhandwerk loszulösen und unter der Führung des Fürmeisters Jörg Rab im Pyrach eine eigene Zimmererzeche im Markt Hall (Bad Hall) zu bilden. Trotz mehrmaliger Aufforderung kamen sie nicht zum Jahrtag nach Steinbach. Sie beschwerten sich schriftlich beim Burggrafen und Rentmeister Ferdinand Hofmann zu Steyr, daß an den Jahrtagen in Steinbach kein obrigkeitlicher Anwalt oder Sorge vorhanden sei, der Jahrtag zu große Unkosten ver ursache und der Weg dorthin zu weit sei. Der Herrschaft würden in Steinbach zuständige Abgaben vorenthalten, und es werde viel nach Gunst verhandelt. Außer dem hätten Zech- und Viermeister einen unrechten Schlüssel zur Handwerkslade, diese und der Herbergsvater seien mit der Lade fälschlich umgegangen. Daher baten sie um Bewilligung einer eigenen Zimmerzeche in Hall. Oö. Landesarchiv: HA Steyr, Fasz. 481, Nr. 6, Das ehrsame Handwerk der Zimmerleut zu St. Peter in der Au an den Burggrafen zu Steyr, 13. Mai 1618.

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