OÖ. Heimatblätter 1991, 45. Jahrgang, Heft 1

daß der mit großen geistigen Anlagen ausgestatte te, umfassend gebildete und willensstarke Herr scher nicht nur Staatswesen, Wirtschaft und Heer in Bayern reformiert sowie aus seinem Herrscher verständnis heraus auch streng kontrolliert hat, sondern sich durchaus auch als kunstverständiger Mäzen präsentiert. Trotz mancher politischer Wendungen ist er im Grunde seinen gefestigten Prinzipien nie untreu geworden; als JesuitenBchüler religiös stark gebunden, hat er die Gerech tigkeit als wichtigste Herrschertugend angesehen. In Führung der Liga hat er oft militärischen Weit blick bewiesen und war sowohl ein selbstbewußt harter Kriegsherr als auch ein um den Friedenj be mühter Landesvater, vor allem dann, als sein Land im Verlauf des Krieges viermal schwerste Ver heerungen erlitten hatte. Trotz seiner Animosität gegen die Habsburger hat er sich im Interesse des Reiches auf ihre Seite gestellt und den Kaiser unter Hintanstellung seiner eigenen Vorteile zum Frie den geradezu gezwungen. Im Gegensatz zu dem von ihm als Emporkömmling abgelehnten Wal lenstein hat er als verantwortungsbewußter Lan desherr seine Kräfte nie überspannt und als Realist auch nie das Schicksal versucht - die Wohlfahrt seines Landes war sein vornehmstes Ziel. Den Hin tergrund der Aussagen über den Kurfürsten bildet eine plastische Darstellung der politischen und militärischen Verhältnisse der Zeit sowie der|einzelnen Phasen des Dreißigjährigen Krieges; in Ver waltung Finanzwesen und vor allem in das Heeres Wesen dieser turbulenten Periode bietet eine Vielzahl exakter Angaben Einblick und gestattet dem Leser Vergleiche der damaligen Machtfakto ren mit jenen unserer Zeit. Erst im letzten Kapitel trifft der Autor zusammengefaßte Aussagen über Persönlichkeit und Werk des ersten bayrischen Kurfürsten. Auch die Verstrickung unserer engeren Hei mat in die tragischen Zeitverhältnisse findet in dem Werk ihren Niederschlag wobei ihr au^ der bayrischen Sicht naturgemäß nur ein geringer Raum gewährt wird; einige hervorstechende Ereig nisse seien herausgegriffen. 1609 mußte der nach malige Kaiser Matthias den evangelischen Stän den in Österreich über die durch sie bereits erfolgte Einführung des evangelischen Gottesdienstes; hin aus konfessionelle Freiheiten gewähren. Als Ant wort auf die Rebellion der oberösterreichischen Stände erfolgte die pfandweise Inbesitznahme unseres Landes durch Bayern für acht Jahre,' was den Bauernaufstand mit nachfolgender blutiger Unterdrückung zur Folge hatte. Maximilian resi dierte zeitweilig in Braunau, und sein Sonder gesandter hat 1646 wiederholt vergeblich ver sucht, in Linz bei dem hier residierenden Kaiser unter Hinweis auf die prekäre Lage Bayerns einen Friedensschluß zu erreichen. Der Westfälische Friede hat schließlich für Oberösterreich den katholischen Bekenntnisstand reglementiert. Am Rande sei erwähnt, daß die erste Frau Maximilians 1635 in Ranshofen verstorben ist. Dem einwandfrei lektorierten Text sind ein Werkverzeichnis, ein ausführlicher Anmerkungs apparat, eine Zeittafel und ein Personenregister beigegeben. Das mit reicher Sachkenntnis und großer Sorgfalt verfaßte Werk, welches zwar keine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges sein soll, aber dennoch einen ausgezeichneten Einblick in die historischen Verhältnisse dieser Zeit vermittelt und Leben und Wirken des relativ unbekannten großen bayrischen Kurfürsten, vor allem in Hin blick um seine Bemühungen um den Frieden, wür digt, verdient eine über die Fachbibliotheken hin ausgehende Verbreitung und sollte auch in einem breiten Leserpublikum zugänglichen Büchereien Eingang finden. Herbert Bezdek Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs. Herausgegeben von der Generaldirektion (Schriftleitung Isabella Ackerl), 41. Band, Wien 1990, 452 Seiten. Nach einer Pause, die sich wohl durch den Wechsel in der Redaktion ergeben hat, liegt die tra ditionsreiche Publikation wieder vor. Der erste kurze Beitrag von Generaldirektor Dr. Kurt Peball, datiert vom November 1989, berichtet über den Festakt vom 28. August 1988: „Das österreichi sche Staatsarchiv erhielt ein neues Haus"; auch diese grundlegende Veränderung für mehrere Ab teilungen wird die Verzögerung des Erscheinens verursacht haben. Der erste Aufsatz behandelt ein landes geschichtliches Thema unter ausgiebiger Heran ziehung des Stiftsarchivs Klosterneuburg; Richard Perger beschreibt den Aufruhr in diesem Stiftl513 und seine Folgen. Verwicklungen mit dem von Maximilian eingerichteten Regiment, Probleme des Propstes Georg Hausmanstetter im Stift waren

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