und Publikum großes Interesse genießt und daß auch die musikwissenschaftliche Forschung mit ihren Erkenntnissen dazu einen unverzichtbaren Beitrag zu leisten vermag. Karl Mitterschiffthaler Musik in Österreich. Eine Chronik in Daten, Doku menten, Essays und Bildern. Hrsg. V. Gottfried Kraus. Klassische Musik, Oper, Ope rette, Volksmusik, Unterhaltungsmusik, Avantgarde musik, Komponisten, Dirigenten, Virtuosen, Sänger, Musikstätten, Festspiele, Instrumentenhau. Wien: Verlag Christian Brandstätter, 1989. 518 Seiten, zahlreiche Abbildungen, großteils in Farbe, Register. S 795,-. ISBN 3-85447-327-3 Diese ca. 500 in relativ kleiner Schrift randvoll bedruckten Seiten legen natürlich den Vergleich mit anderen Werken nahe, die die Musikgeschich te Österreichs (vgl. OD. Heimatblätter 43. Jg., 1989, S. 387 f.) zum Inhalt haben. Der Herausgeber und 58 namhafte Mitautoren haben Essays aus ihren speziellen Arbeitsgebieten zu diesem Gesamtwerk beigesteuert; der Bogen reicht von den ältesten faß baren Zeugnissen musikalischer Tätigkeit bis! zur Vielfalt des Musiklebens und zu den damit un trennbar verbundenen Institutionen der Gegen wart. Wie die Vielschichtigkeit des österreichi schen Musiklebens hier erfaßt wurde, möge man sich durch einen beliebigen Blick in das Register veranschaulichen. Zunächst springen die vielen Illustrationen ins Auge, die die Textfülle angenehm auflockern und bereichern. Obwohl die Bildauswahl riicht immer repräsentativ ist, ist hier auch viel Unbe kanntes zu finden. Stellenweise wären die Angabe von Herkunft oder Aufbewahrungsort lund manchmal ein ausführlicherer Bildkommentar wünschenswert. Die hier angewandte literarische Form der Chronik - nach dem bewährten Vorbild der im sel ben Verlag erschienenen Chroniken der einzelnen Bundesländer - gibt allen, die historische Ereignis se gerne mit Jahreszahlen verbinden, eine gute Übersicht über Österreichs Musikgeschichte, Sie bietet vor allem die Möglichkeit, unterschiedliche gleichzeitige Ereignisse, auch wenn sie verschiede nen Entwicklungslinien entstammen, synchron zu sehen. Die auf einen bestimmten Zeitraum datier ten musikhistorischen Ereignisse werden jeweils unter „Kalendarium", „Geburtstage" und „Todes tage" aufgelistet, wobei man letztere zwei logi scherweise umkehren sollte, da die verstorbenen Personen den Ereignissen näherstanden als jene, die erst geboren werden. Unter dem Motto „Was hat sich gleichzeitig alles ereignet" hätten hier auch Seitenblicke in die allgemeine Kultur-, Geistes und Kunstgeschichte Österreichs in Form von synoptischen Tabellen die Ereignisse der Musik geschichte in diesen sie bedingenden Zusammen hängen in klarerem Licht erkennen lassen. Bedeu tende Daten und Entwicklungen, die sich nicht chronologisch erfassen lassen, werden in kürzeren oder entsprechend längeren Essays erörtert; damit gelingt die Synthese von Längs- und Querschnit ten durch die Musikgeschichte einigermaßen. Für die Übersichtlichkeit einer Chronik und auch der Essays wäre von Vorteil gewesen, wichtige Begriffe und dergleichen durch Fettdruck hervorzuheben. Als störend empfinde ich, daß bei einigen Personen bereits beim Geburtstag ihre musikalischen Lei stungen und musikhistorische Bedeutung in bei nahe hellseherischer Weise mitgeteilt werden und daß einige Beiträge unpassend eingefügt sind; zum Beispiel umfaßt der Artikel „Die kaiserliche Hof oper" den Zeitraum von ca. 1600 bis ins 20. Jahr hundert und ist aus nicht ersichtlichen Gründen nach der Chronik des Zeitraumes von 1806 bis 1810 zu finden, öder: „Orgelbau in Österreich" (ab dem 14. Jahrhundert) und weitere Beiträge über den Instrumentenbau folgen unmittelbar auf Gustav Mahler. Hier wäre ein Aufteilen auf die ein zelnen Epochen mit Verweisen, um Entwicklungs linien nicht verschwinden zu lassen, besser gewe sen. Kurz gesagt; Einige Male entspricht die Anordnung nicht dem Prinzip der Chronik. Ziemlich unausgeglichen scheint mir die Platzverteilung für die einzelnen musikhistori schen Epochen. Allzu kurz ist meines Erachtens die Darstellung von den ersten Anfängen des Musik lebens in der Altsteinzeit bis um das Jahr 1600 auf nur 34 Seiten geraten. Dieser große Zeitraum ist nicht nur umfangmäßig stiefmütterlich behandelt worden, sondern auch inhaltsmäßig. Besonders die Daten aus dem späten Mittelalter sind so will kürlich ausgewählt, daß die Frage nach der Bedeu tung und der Blick auf den heutigen Forschungs stand außer acht geblieben scheinen. Hier begeg nen wir sowohl unverzeihlichen Lücken bei den Einzeldaten als auch gelegentlich ungenauen und teilweise falschen Personendaten. Manchmal ist
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