OÖ. Heimatblätter 1991, 45. Jahrgang, Heft 1

Steffen Liebenvirth: Brackner und Leipzig. Vom Werden und Wachsen einer Tradition. Leipzig: Edition Peters, 1990.164 Seiten, 94 Abbildungen. ISBN 3-369-00059-8. Zum zweitenmal widmet der Musikdralnaturg des Leipziger Gewandhauses ein Buch der Be deutung Leipzigs für die Rezeption der Werke Bruckners. War die erste Publikation (vgl. ©ö. Heimatblätter, 44. Jg., 1990, S. 72 ff.) zeitlich mit dem Jahr 1902 begrenzt und ein wissenschaftlich fundiertes Werk, so reicht der zeitliche Rahinen diesmal bis zur Brucknerpflege in der Gegenwart. Auch dieses Werk hat der Autor mit reichlichem und interessantem Dokumentationsmaterial aus gestattet und zu einem spannenden Buch gestaltet. Hervorzuheben ist auch das wertvolle Bilder material, das uns die vielen Pflegestätten Bruckner scher Musik zeigt, von denen viele im Krieg zer stört worden sind. Leipzig hat durch die bejubelte Uraufführung der 7. Symphonie Bruckners 1884 den Anfang der internationalen Anerkennung des Symphonikers gemacht. Sein ehemaliger Schüler Arthur Nikisch studierte dafür nicht nur das Orchester gewissen haft ein, sondern er führte auch, um eine Ableh nung des Werkes aus Unverstand von vornherein zu vermeiden, die Kritiker und Journalisten in den Kompositionsstil und die künstlerischen Absich ten Bruckners ein, sodaß diese das Publikum Ent sprechend vorbereiten konnten. Nachdem Nikisch 1895 Gewandhauskapellmeister geworden war, setzte eine kontinuierliche Brucknerpflege ein) die 1919/20 mit einem Brucknerzyklus einen ersten Höhepunkt erreichte. Während des Krieges, als es „sein Werk zu verkünden im Auftrag des deut schen Volkes und seines Führers" galt, und unmit telbar nach Kriegsende erklangen im schwer zer bombten Leipzig Werke Bruckners. In den Jubi läumsjahren 1974 anläßlich des 150. Geburtstages Bruckners und 1984, als man der bedeutenden Uraufführung vor 100 Jahren gedachte, setzte man in Leipzig besondere Akzente. Hatte man die Spiel zeit 1974/75 dem Lebenswerk Bruckners gewid met, so stand 1984 in den drei Silvesterkonzerten im nunmehr dritten Leipziger Gewandhaus Bruckners 7. Symphonie auf dem Programm. Da bei gab es aber erneut eine Uraufführung eines Werkes eines St. Florianer Stiftsorganisten; Augu stinus Franz Kropfreiter hatte dafür ein Konzert für Orgel und Orchester, sein „Leipziger Konzertj, ge schaffen, das von Publikum und Presse begeistert aufgenommen wurde. Dieses flüssig geschriebene und geschmack voll gestaltete Buch - die etwas mangelhafte Drucktechnik entschuldigt man gerne - sollten nicht nur Brucknerverehrer lesen. Karl Mitterschiffthaler Renate Grasberger: Bruckner-Ikonographie. Teill: Um 1854 bis 1924. Unter Mitarbeit von Uwe Harten. Anton-Bruckner-Dokumente und -Studien. Hrsg. v. O. Wesselp, Band 7. Graz: Akademische Druck- und Ver lagsanstalt, 1990. 250 Seiten, 186 und 25 Abbildungen, S 780,-. ISBN 3-201-01519-9 Daß eine Künstlerpersönlichkeit vom Format Anton Bruckners - teils aus von Selbstbewußtsein genährter Eigeninitiative, teils aus Interesse der Künstler - häufig abgebildet wurde, ist nicht unge wöhnlich. Die Vielfalt der Darstellungen und deren Technik, von der repräsentativen Büste bis zur Karikatur, war bis jetzt nicht in dem Maß be kannt. Die Autorin hat nach dem Bruckner-Werk verzeichnis und der Brucknerbibliographie mit dem nunmehr vorliegenden ersten Band der Iko nographie wiederum eine höchst arbeitsintensive Grundlagenarbeit geleistet, die ebenfalls allen An sprüchen gerecht wird. Sie legt damit ein unerwar tet umfangreiches, der Brucknerforschung teilwei se bis jetzt unbekanntes und schwer erreichbares Bildmaterial vor. Das Bemühen, eine möglichst lückenlose Sammlung und Präsentation von Abbildungen des Meisters bis 1924 zu bieten, scheint erfüllt zu sein, wenn man in der chronologischen Ordnung der Darstellungen Bruckners persönlichen und künstlerischen Reifeprozeß erkennt. Der Band bringt neben den qualitätsvollen, dem originalen Farbton der damaligen Fotos nachempfundenen Reproduktionen sämtlicher Darstellungen auch deren Rückseiten, wenn diese aufschlußreiche Notizen tragen. In der Beschreibung der Bilder werden Künstler beziehungsweise Fotograf, Art und Technik der Darstellung, Format, eventuell Vorlage und Besitzer beziehungsweise Aufbe wahrungsart erfaßt. Unter „Literatur" und „Repro duktion" wird auf die Erwähnung beziehungs weise auf den früheren Abdruck des jeweiligen Bil des hingewiesen. Die „Anmerkungen" stellen schließlich den wichtigen Bezug der Darstellung zur Biographie und zum wissenschaftlichen Schrifttum über Bruckner her. Hier wird deutlich.

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