OÖ. Heimatblätter 1991, 45. Jahrgang, Heft 1

neun lange Jahre warten müssen. Heft 7 und 8 haben jedenfalls wieder neugierig gemacht und müßten nicht - wie geschehen - zu „Dumping preisen" nach den Gottesdiensten in der Sakristei der Stadtpfarrkirche verschleudert werden. Hannes Etzlstorfer Franz Leitner: Das Dorf Punkenhof bei Lasberg C,Lasberg einst und jetzt", Nr. 2). 40 Seiten. 50 Schwarzweißfotos. Vöcklahruck 1990. Wie der Autor des Punkenhofheftes, der wissenschaftliche Konsulent und Vöcklabrucker Stadtpfarrer Dr. Franz Leitner, im Vorwort gesteht, sei es unüblich, über ein Dorf mit nur 16 Häusern einen geschichtlichen Überblick zu geben. Als gebürtiger „Punkenhofer" wollte er der ersten und unmittelbarsten Heimat der Kinderjahre ein wür diges Denkmal setzen. Auf 40 Seiten und mit 50 Fotos enthüllt Leitner seine „Liebeserklärung an die Heimat", die - aufgefächert in 16 Kapitel - alle wichtigen historischen Facetten aufweist. Von den Funden aus der Steinzeit über die Häuserchronik (ab 1500) bis hin zum Strukturwandel der Gegen wart entwirft der Autor ein präzises Geschichts bild, in dem sich meist auch „große Geschichte" widerspiegelt. Vielfach stöberte Leitner Archiva lien auf, die das hohe Alter mancher Anwesen dokumentieren; So konnte er das Kirchschlager gut bereits im Lehensbuch des Jans von KapelJen aus dem Jahre 1300 nachweisen. Das lüttergeschlecht der Frodnacher, an das beispielsweise noch ein Grabstein in Pulgarn erinnert (Eustach Frodnacher, 1477), entstammt ebenfalls diesem Dorf am Nordhang des Lasberger Hausbergs, des Buchbergs. Die Besitzerreihe der einzelnen Häuser wurde genau erforscht und so zu Papier gebracht, daß sich auch historisch weniger Versierte sofort zu rechtfinden - was für die Adressaten dieser Publi kation von großem Vorteil sein dürfte. Auch als Kunst- und Kulturlandschaft kommt dieses Dorf nicht zu kurz: Unter den Kleindenkmälern ragt die von der Glaskünstlerin Lydia Roppolt gestaltete Leitnerkapelle besonders heraus. Erwähnung fin den auch die Dichterlesungen des StelzhamerPreisträgers Hans Dieter Mairinger im Ausneh merhaus Punkenhof 11. Leitner hat mit diesem Heft nicht nur ein Mühlviertier Dorf „nobilitiert", sondern zugleich der Dorfidee an sich - als kulturelle und gesell schaftliche Zelle - große Reverenz erwiesen. Die Lasberger haben wieder einmal mehr Franz Leitner für seine heimatkundlichen Forschungen zu dan ken. Stellvertretend für sie darf ich - als gebürtiger Lasberger - dies hier tun und zugleich der Hoff nung Ausdruck verleihen, daß es auch bald ein drittes Heft in der Reihe „Lasberg einst und jetzt" geben möge. Hannes Etzlstorfer Wolfgang Westerhoff: Kamer in Österreich und Südtirol. St. Pölten - Wien: NÖ. Pressehaus, 1989. 215 Seiten mit vielen Abbildungen. S 320,-. ISBN 3-85326-891-9 Der Autor, Facharzt am Krankenhaus Krems und nach eigenen Worten „Kunstforscher aus Pas sion", hat sich der mühevollen Aufgabe unter zogen, den Architekturtypus „Karner" österreich weit (inkl. Südtirols) zu erfassen und nach einheitli chen Kriterien darzustellen. Damit wird eine Lücke sowohl in der kunsthistorischen wie auch in der volkskundlichen Forschung geschlossen und be steht nunmehr die Möglichkeit, auf diesem Grund lagenwerk aufzubauen und fachspezifisch weiter zuarbeiten. In seiner Einführung geht der Autor von der Definition und Typologie aus, wobei auch die Fra ge angeschnitten wird, ob jeder Karner auch als solcher konzipiert war. Die Typologie folgt zu nächst der Einteilung der Beinhäuser nach dem Kunsthistoriker F. Zöpfl, wobei die kryptenartigen Beinhäuser in diesem Werk nicht behandelt wer den, sondern nur die verschiedenen (auch ehemali gen) freistehenden Anlagen. Manches in den Ein leitungskapiteln „Brauchtum" oder „Lage" kann nicht ganz unwidersprochen bleiben, etwa wenn es heißt „Das Ordnen der Gebeinde sollte den Sinn haben, daß diese beim Jüngsten Gericht... bereits alle schön beieinander liegen" oder „Vom Westen..., glaubte man, kämen die Dämonen. Des halb wurden eine Zeitlang die Westwerke der Kir chen groß und festungsartig angelegt." Nach einem Bundesländerüberblick werden die einzelnen Karner beschrieben nach Geschich te, Bauform, Lage und Erscheinungsbild. Unter den vielen Abbildungen sind insbesondere die eben falls vom Autor erstellten Zeichnungen hervorzu-

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