OÖ. Heimatblätter 1991, 45. Jahrgang, Heft 1

'tr' ^. OBEROSTERREICHISCHE 45. Jahrgang Heftl Herausgegeben vom Institut für Volkskultur Josef Ratzenböck Oberösterreich, die Arge Alpen-Adria und Europa Josef Puchner und Johann Pammer Fotodokumentation „Erbhöfe" in Neumarkt i. M. Heinrich Kieweg jun. und sen. Das ehrsame Handwerk der Zimmerleute in Steinbach an der Steyr Franz Schoberleitner Die St.-Anna-Bruderschaft in Haag a. H. und ihr Benetizium Franz Sonntag In memoriam Prof. h. c. Ludwig Weinberger Josef Weichenberger Kuriositäten zum Schmunzeln Roman Moser Der wertvolle Fund lag im Boden der Ortsgemeinde Gunskirchen S. J. Pramesberger Das „Ptattenlöchl" in der Koppenau Karl Pilz „'s Furitrag'n" (Das Furchentragen) Buchbesprechungen

Medieninhaber: Land Oberösterreich Herausgeber: Institut für Volkskultur. Leiter: W. Hofrat Dr. Dietmar Assmann Zuschriften (Manuskripte, Besprechungsexem plare) und Bestellungen sind zu richten an den Schriftleiter der Oö. Heimatblätter: Dr. Alexander Jalkotzy, Institut für Volkskultur, 4020 Linz, Spittelwiese 4 (Kulturabteilung | des Amtes der o.ö. Landesregierung, Tel. 0^32/ 2720-0 Jahresabonnement (4 Hefte) S 190,- (inkl. 10 % MwSt.) Hersteller: Druckerei Rudolf Trauner Ges. m. b. H., 4020 Linz, Köglstraße 14 Grafische Gestaltung: Mag. art. Herwig Berger Für den Inhalt der einzelnen Beiträge zeichnet der jeweilige Verfasser verantwortlich Alle Rechte vorbehalten Für unverlangt eingesandte Manuskripte über nimmt die Schriftleitung keine Haftung ISBN 3-85393-055-7 Mitarbeiter: Konsulent Heinrich Kieweg, Steinbach/Steyr 165, 4594 Grünburg Hofrat Dr. Roman Moser, Welser Straße 16, 4623 Gunskirchen Kons. Johann Pammer, Thierberg 28, 4193 Reichenthal i. M. Karl Pilz, 4822 Bad Goisern 24 Siegfried Johann Pramesberger, 4831 Obertraun 205 Josef Puchner, Rudersdorf 27,4212 Neumarkt i. M. Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck, Klosterstraße 7, 4020 Linz Kons. OSR Franz Schoberleitner, Bahnhofstraße 37, 4680 Haag a. H. Kons. SR Franz Sonntag, Mittelstraße 15, 5230 Mattighofen Josef Weichenberger, Panholzerweg 28,4033 Linz Titelbild: Detail vom Anwesen vulgo Oberprückl, Neumarkt i. M. Foto: Fotogruppe Neumarkt i. M.

Oberösterreich, die Arge Alpen-Adria und Europa Von Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck, Präsident der Arge Alpen-Adria Für die Jahre 1991 und 1992 hat nun das Land Oberösterreich den Vorsitz in der Arbeitsgemeinschaft Alpen-Adria übernommen. Diese Vorsitzführung fällt in eine Zeit, in der in Europa ein nahezu unglaublicher Umgestaltungsprozeß in Gang gekommen ist: Umbruch in Osteuropa Das Verhältnis zwischen den Groß mächten hat sich total entspannt, und die Völker Osteuropas haben beherzt einen Prozeß der Demokratie in Bewegung ge setzt, dessen Ausgang und Auswirkun gen noch gar nicht voll absehbar sind. Die markantesten Ereignisse sind zweifellos die rasche Wiedervereinigung Deutschlands und der Abbau des Eiser nen Vorhangs, der jahrzehntelang nach barliche Kontakte zwischen den Staaten in Ost und West verhindert hat. Ich selbst habe im Dezember 1989 an der oberösterreichisch-böhmischen Grenze mit meinem Amtskollegen aus Budweis mitgeholfen, diesen menschen unwürdigen Stacheldrahtzaun niederzu reißen. Es war ein Ereignis, das die Bürger in unseren Ländern sehr bewegte. Im übrigen sind im letzten Jahr auch viele geistige Grenzen gefallen. Die Ent wicklung ist noch voll im Gang und mit großen Schwierigkeiten verbunden. Das Ende dieses Gärungsprozesses liegt noch in weiter Ferne. Schulterschluß West- und Mitteleuropas Während die Welt noch gebannt die Ereignisse in Osteuropa verfolgt, wird in West- und Mitteleuropa die Vollendung der Europäischen Gemeinschaft voran getrieben. Mit großer Dynamik wird am europäischen Binnenmarkt gearbeitet. Es soll bis 1993 ein einheitlicher Wirt schaftsraum geschaffen werden, der sich in seiner Gesamtdimension mit den US A und mit Japan messen kann. Viele Länder Europas haben die Absicht bekundet, diesem europäischen Binnenmarkt in Zukunft anzugehören. Arge Alpen-Adria hat Beispielwirkung Mitten in diesen europäischen Umwälzungs- und Einigungsprozeß steht unsere Arbeitsgemeinschaft AlpenAdria: eine Gemeinschaft, die sich schon lang vor den Ereignissen des letzten Jah res um den Abbau von Hindernissen und die Überwindung von Grenzen bemüht. Die regionale Arbeit zwischen Ländern mit verschiedenen politischen Gesell schaftssystemen war für uns schon zu einer Zeit bewährte Praxis, als von einer Entspannung der weltpolitischen Groß wetterlage nur geträumt werden konnte. Wir auf regionaler Ebene haben längst bewiesen, daß so etwas möglich und auch richtig ist. Ich denke, daß wir nun diesen rei chen Erfahrungsvorsprung, den wir in der gemeinsamen Arbeit seit 1978 ge wonnen haben, besonders gut nützen können. Die Arbeitsgemeinschaft AlpenAdria ist ja der lebendige Beweis, daß die zwischenstaatliche Zusammenarbeit vor allem auf regionaler Ebene besonders gut funktioniert.

Daher sollten regionale Probleme - auch wenn sie Staatsgrenzen überschrei ten - nicht von den Gesamtstaaten, son dern eben von den kleinen Einheiten, den Ländern, den Teilrepubliken, den Regio nen und autonomen Gebieten selbst ge löst werden. Damit haben wir bereits jahrelang beste Erfahrungen gesammelt, die im neuen Europa von großem Nutzen sein können. Europa braucht die Arge Alpen-Adria Ich kann mir gut vorstellen, daß von diesem neuen Europa auch zentralistische Tendenzen ausgehen. Zu unseren Lasten! Dagegen werden wir uns wehren müssen! Wer könnte das in unseren Brei ten besser als die Arbeitsgemeinschaft Alpen-Adria? Schon diese Aufgabe allein wäre ausreichend, um die Existenz der Arbeitsgemeinschaft Alpen-Aclria zu rechtfertigen! Unsere Arbeitsgemeinschaft hat aber weitere wichtige Aufgaben in und für Europa zu erfüllen. Bei ihrer Bewälti gung wird Oberösterreich als nun vor sitzführendes Land nach besten Kräf ten mithelfen. Wir haben schon darüber nachge dacht, wie dies geschehen könnte: Die großen gegenwärtigen Verände rungen haben uns bewogen, das nächste Biennium der Arbeitsgemeinschaft Al pen-Adria unter ein besonderes Leit thema zu stellen, nämlich: „Einheit suchen, Vielfalt bewahren - die Ar beitsgemeinschaft Alpen-Adria für A4ensch und Umwelt im Wandel Europas." Es ist ein klares Motto mit schwer wiegendem Inhalt: der Wille zur Einheit setzt nämlich enge Zusammenarbeit vor aus. Einerseits nach innen, nämlich zwi schen den Mitgliedsländern der AlpenAdria, aber ebenso nach außen, wenn wir die Kooperation mit anderen Gemein schaften im europäischen Raum suchen. Ich denke hier vor allem an die Arge Alp, an die Cotrao, an Europa der Regionen, an die Arge Donauländer, an die Penta gonale und nicht zuletzt an den Europa rat. Diese Einigkeitsbemühungen müs sen jedoch, um Erfolg zu haben, von einem besonderen Geist getragen sein. Vom Geist des Verständnisses füreinan der, der bei der Vielfalt der eigenen Pro bleme nicht immer leicht aufzubringen sein wird. Verbindende Kraft hat auch die Subsidiaritätsidee, wenn es darum geht, ein heitlich, also gemeinsam die regionalen Interessen gegenüber Zentralstellen klar und deutlich zum Ausdruck zu bringen und ihnen zum Durchbruch zu verhel fen. Dynamik der regionalen Selbständigkeit Die Suche nach dieser Einheit, besser gesagt: nach einem einheitlichen Erschei nungsbild im Auftreten nach außen hin und gegenüber nationalen und interna tionalen Zentralstellen, muß von der vitalen Kraft der regionalen Selbständig keit getragen sein. Das bedeutet, daß die Vielfalt unserer Regionen nur dann be wahrt werden kann, wenn sie ihre histo risch gewachsenen Schätze der Kultur, der Sprache, der landschaftlichen Eigen art, des Brauchtums und der Gesell schaftsformen, die die Lebensqualität der dort wohnenden Menschen entschei dend prägen, erhalten können und dür fen. Wenn es gelingt, aus den vielfältigen regionalen Mosaiksteinchen ein einheit liches Europabild zu formen, hat Europa

tatsächlich Zukunft! Es ist dies eine Auf gabe, der sich gerade die Arbeitsgemein schaft AIpen-Adria mit großer Hingabe widmen muß. Suche nach einer Arge-Alpen-Adria-Identität Es gibt noch eine Reihe von Auf gaben und Problemstellungen, denen sich unsere Arbeitsgemeinschaft in Zu kunft zu widmen hat: Wir müssen den politischen Stand punkt, unsere Funktion als Arbeits gemeinschaft Alpen-Adria stärker als bisher herausarbeiten und vertreten. Wir müssen stärker als bisher unse ren Ostländern in der Arge Alpen-Adria Hilfestellung gewähren. Wir müssen uns verstärkt den wirt schaftlichen Themen in Zusammenhang mit der Integration der Europäischen Ge meinschaft widmen. Schwerpunkt Umweltschutz Wir müssen uns als besonderen Schwerpunkt der nächsten Jahre dem Umweltschutz in allen seinen Facetten zuwenden und dafür unsere Fachkom missionen einsetzen. Ich denke hier an die Abfallvermei dung, an die Transportproblematik, an umweltgerechte Betriebsansiedlungen, an den Bodenschutz, aber auch an eine überregionale Zusammenarbeit in Kata strophenfällen. Die Pflege der wiedererwachten Volkskultur und ihrer regionalen Vielfalt soll uns ebenfalls ein wichtiges Anliegen Verbesserung der Organisationsstruktur Damit ist, glaube ich, deutlich ge macht, wo die Schwerpunkte meiner Amtsführung für unsere Arbeitsgemein schaft Alpen-Adria liegen. Dienlich sein wird mir dabei die strukturelle Verbes serung der internen Organisationen, die wir dankenswerterweise beschlossen haben. Erstmals verfügen wir über ein funkftonsfähiges Budget, über einen effi zienten Exekutivausschuß, und wir sind nun in der Lage, die Tätigkeit der Kom missionen und der Öffentlichkeitsarbeit entscheidend zu verbessern. Wir werden uns daher in den näch sten zwei Jahren ausführlich mit der Klä rung des Standpunktes und der Funktion der Alpen-Adria gegenüber anderen Ge meinschaften in Europa, insbesondere mit der Pentagonale, beschäftigen kön nen, und wir werden bestrebt sein, ge meinsam mit der Arge Alp und der Cotrao einen Beobachterstatus beim Euro parat zu erhalten. öffentlichkeilswirksame Veranstaltungen Die organisatorischen und politi schen Aktivitäten in der Zeit der ober österreichischen Vorsitzführung sollen durch ein breites Spektrum wichtiger und öffentlichkeitswirksamer Veranstal tungen im Interesse unserer Arbeitsge meinschaft abgerundet werden. So pla nen wir jetzt schon für 1991 die Durch führung eines Arge-Alpen-Adria-Kongresses für Energiesparen und Umwelt schutz, für den Herbst 1991 im Rahmen der Vollversammlung ein Journalisten treffen, die Vergabe von Stipendien aus dem Hochtechnologiebereich an Stu denten im Adria-AIpen-Raum und für Herbst 1992 eine Großveranstaltung im Zusammenwirken mit anderen Arbeits gemeinschaften. Weitere Veranstaltun gen stehen in Diskussion, sind aber noch nicht konkret.

Appell zur Mitarbeit Es liegt nun an allen Mitgliedslän dern der Arge Alpen-Adria, diese Vor haben mitzutragen und mit Leben zu er füllen. Vor allem sollten wir alle Kraft dar auf verwenden, die Rolle der Regionen in Europa nach unseren föderalistischen, subsidiären Prinzipien zu stärken. Je ein heitlicher hier unsere Arbeitsgemein schaft auftritt, desto stärker wird sie in einem Europa der Regionen und in einem künftigen einigen Europa Gehör finden. Ich glaube fest daran, daß unsere Ar beitsgemeinschaft nach wie vor eine wichhge Brückenfunktion in Europa be sitzt. Dieser Aufgabe müssen wir uns ge meinsam verpflichtet fühlen und am hi storischen Umbau Europas verantwort lich und gestaltend mitwirken. Wir haben diese Chance in gemeinsarner Verantwortung zum Wohle der Men schen und der Umwelt im Gebiet der j\rbeitsgemeinschaft Alpen-Adria und l:uropas zu nutzen! Mitgliedsregionen BARANYA: Komitat (ung. megye = Verwaltungsbezirk) im südlichen Un garn. 4.487 km^, 430.000 Einwohner, Hauptstadt; Pecs/Fünfkirchen. BAYERN: Freistaat in der Bundes republik Deutschland. 70.546 km^, II Millionen Einwohner, Hauptstadt: München. Eingeteilt in die Regierungs bezirke Ober- und Niederbayern, Oberpfalz, Unter-, Mittel- und Ober franken, Schwaben. BURGENLAND: östlichstes Bun desland der Republik Österreich. 3.965 km^, 270.000 Einwohner, Haupt stadt: Eisenstadt. 1921 aus Teilen der ungarischen Komitate Wieselburg, ödenburg und Eisenburg gebildet und zu Österreich gekommen. Kroahsch und ungarisch sprechende Minderheiten. FRIULI-VENEZIA GIULIA/FRIAULJULISCH VENETIEN: autonome Region Italiens. 7.845 km^, 1,2 Millionen Ein wohner, Hauptstadt: Trieste/Triest, einst wichhgster Hafen der österr.-ung. Monarchie, 1919 zusammen mit der Grafschaft Görz („Küstenland") zu Ita lien. Unterteilt in vier Provinzen (Gorizia/ Görz, Pordenone, Trieste/Triest, Udine). Slowenisch sprechende Minderheit, deutsche Sprachinseln (Sauris, Timau/ Tischlwang, Kanaltal). GYÖR-SOPRON/RAAB-ÖDENBURG: Komitat in Westungarn. 4.012 kmh 422.000 Einwohner, Haupt stadt: Györ/Raab. HRVATSKA/KROATIEN: Teilrepu blik von Jugoslawien. 56.538 km^, 4,6 Millionen Einwohner, Hauptstadt: Zagreb/Agram. Umfaßt das Gebiet von den Ausläufern der Alpen bis in den Sü den Dalmatiens. Ca. 530.000 Serben (vor allem um Knin), ungarisch und italie nisch sprechende Minderheiten. Bis 1919 Teil der ungarischen Reichshälfte der Monarchie. KÄRNTEN: südlichstes Bundesland der Republik Österreich. 9.533 km^, 536.000 Einwohner, Hauptstadt: Klagen furt. Slowenische Minderheit in Südkärnten. LOMBARDIA/LOMBARDEI: dichtestbevölkerte Region Italiens. 23>.856 km^ 8,9 Millionen Einwohner, Hauptstadt: Milano/Mailand. Rund 30 Prozent der Industrieproduktion ganz Italiens. 1714 bis 1859 bei Österreich.

OBERÖSTERREICH: österreichi sches Bundesland. 11.980 km^, 1,3 Millio nen Einwohner, Hauptstadt: Linz. SALZBURG: österreichisches Bun desland. 7.154 km^, 464.000 Einwohner, Hauptstadt: Salzburg. Bis 1803 Fürsterz bistum, 1805 beziehungsweise 1816 an Österreich, bis 1849 von öberösterreich aus verwaltet. SLÖVENIJA/SLÖWENIEN: nörd lichste Teilrepublik Jugoslawiens. 20.255 km^, 1,9 Millionen Einwohner, Hauptstadt: Ljubljana/Laibach. Umfaßt das Gebiet der ehemaligen Südsteier mark und des ehemaligen Kronlandes Krain. Italienisch und ungarisch spre chende Minderheiten. SÖMÖGY: ungarisches Komitat. 6.035 km^, 350.000 Einwohner, Haupt stadt: Kaposvär. STEIERMARK: österreichisches Bundesland. 16.387 km^, 1,2 Millionen Einwohner, Hauptstadt: Graz. Name von der Styraburg (Steyr), dem Sitz der Traungauer Grafen. TICINÖ/TESSIN: südlichster Kan ton der Schweiz. 2.810 km^, 280.000 Einwohner, Hauptstadt: Bellinzona. Ca. 90 Prozent der Bevölkerung italie nisch sprechend. Von den Eidgenossen 1403 bis 1516 vom Herzogtum Mailand erobert; eigener Kanton seit 1803. TRENTINÖ-ALTÖ ADIGE/TRENTINÖ-SÜDTIRÖL: autonome Region Italiens. 13.613 kmh 875.000 Einwohner, Hauptstadt: Trento/Trient. Umfaßt die autonomen Provinzen Trento/Trient und Bozen (ital. Bolzano); 1971 wurden den beiden Landesregierungen zahlreiche Zuständigkeiten der Region übertragen. Bis 1919 zur Grafschaft Tirol. In Südhrol sind heute noch 65 Prozent der Bevölke rung deutschsprachig. In beiden Provin zen ladinisch sprechende Minderheit. VAS: westungarisches Komitat. 3.337 km^, 280.000 Einwohner, Haupt stadt: Szombathely/Steinamanger. Einst ein Zentrum der Eisenverarbeitung (ung. vas = Eisen). VENETÖ/VENETIEN: Region der Republik Italien. 18.368 km^, 4,3 Millio nen Einwohner, Hauptstadt: Venezia/Venedig. Umfaßt die Provinzen Belluno, Padova/Padua, Rovigo, Treviso, Venezia/ Venedig, Verona und Vicenza. 1797 bis 1805 und 1815 bis 1866 bei Österreich. ZALA: westungarisches Komitat. 3.784 km^, 315.000 Einwohner, Haupt stadt: Zalaegerszeg.

Fotodokumentation „Erbhöfe" in Neumarkt i.M. Von Josef Puchner (Fotokonzeption) und Johann Pammer (Text) Die Bezeichnung Erbhöfe dürfen Anwesen tragen, die nach urkundlichem Nachweis seit mehr als 200 Jahren in ununterbrochener Reihenfolge von derselben Familie bewohnt und bewirtschaftet werden. Die Verleihung erfolgt durch die oö. Landesregierung, die Übergabe der Urkunden und Erbhoftafeln findet im Rah men einer Feierstunde statt. Die Fotogruppen aus Neumarktim Mühlkreis und Budweis präsentierten im September vergangenen Jahres im Zusammenhang mit einer solchen Erbhoffeier Fotos über das Dorfbild von Neumarkt im Mühlkreis. Diese Fotodokumentation über die fiäuser von Neumarkt ist nicht mit dem Datum September 1990 als abgeschlossen zu betrachten, vielmehr soll diese Arbeit fortgeführt werden und auch immer wieder der Bevölkerung in Schautafeln gezeigt werden. Jeder Teilnehmer an dieser Fotoaktion dokumentiert ein Haus auf einer einheitlichen Fläche mittels fünf Fotos. Wichtig ist ein künstlerisches Herantasten an Haus und Motivik. Im Vordergrund steht die Erfassung der Denkmäler historischer, künstleri scher und kultureller Bedeutung, zum Beispiel steinerner Kulturdenkmäler, Gatter steine, Bildstöcke, Steinbloßwände, Giebelzierats, Formleisten, Hausinschriften, Wandmalereien, Stuckumrahmung am Fenster, granitener Türgerichte, Haustüren, Türklopfer, Scheunentore, Sparrenköpfe, Bauernstuben, Tramdecken, Schnitzfigu ren, Schnitzarbeiten,bemalterMöbel, Mostpressen,Backhaus,Scheunenmit schö nem Gebälk, alter Maschinen usw. Im folgenden wird ein Querschnitt von Arbeiten präsentiert, die einen durch gehenden Leitfaden haben, nämlich die Auseinandersetzung mit Bauernhöfen, denen 1990 die Auszeichnung Erbhof zuteil wurde. Dem interessierten „Seher" wer den im folgendendie künstlerischenFotografienvon Bloßsteinmauerwerk,Tür- und Torverzierungen, Balkendecken, Sakralem, Einrichtungsgegenständen usw. zum besseren Kennenlernen der Haus- und Hoflandschaft des Mühlviertels gereichen. Jedes Tableau besteht aus fünf Fotos in der angegebenen Größe und einem Bereich für einen erklärenden Text zu dem dargestellten Haus. Für die Wiedergabe mußten die ca. 60X40 cm großen Bildtafeln wegen der besseren Lesbarkeit auf je zwei Heftseiten aufgeteilt werden.

miru na ununtt k fti n

X.' 1; Erbhof Kronast 16 Besitzer; Michael und Maria Weglehner 5 ha Wald 35 ha Felder und Wiesen 50 Stück Großvieheinheiten Zonel eflSlcmWPE März 1990 I „^©ii^NEU Fotografie: Ruzena Svecovä mmmm.s J&1 I iTCHSiMARKT i Lubomir Lapka

' I a f Der Ortsname Kronast stammt von einer kleinen Festung gleichen Namens, die aber großteils zerstört ist. Johann Preßlmayer vom Weißenböckhof, dem Standort der heutigen Landwirtschaftsschule, und Elisabeth Lang vom Fleischbauerngut in St. Peter heirateten 1784 und kauften anschließend diesen Hof. Elisabeth, eine Toch ter dieses Paares, verehelichte sich zur Zeit des Wiener Kongresses (1814) mit Franz Weglehner, dem in der Besitzerreihe ein Leopold, zwei Michael und ein Johann folg ten. Der dritte Michael ist derzeit Bauer auf diesem schönen Hof und dazu noch Bauernbundobmann, Jäger, Jagdhornbläser, Feuerwehrmann und Maschinenringvorstand.

r' ämföto''' ' I ilMÄl^RüPPEl 1990 { i r'otografie: Herberk Leitner Lubomu" Lapka Dorninger Erbhof Willingdorf 2 Besitzer: Johann und Anna Watzinger I 111/2 ha Wald 14 ha Felder und Wiesen 18 Stück Großvieheinheiten Zone I

Die Ortschaft Willingdorf wurde 1490 das erste Mal urkundlich erwähnt, und zwar in einem Urbar der Herrschaft Schloß Freistadt, die dem Landesfürsten gehörte und von diesem wegen seines ständigen Geldmangels immer verpfändet wurde. Der Ortsname stammt von einem Vornamen, im Gegensatz zum Hausnamen Dorninger, der sich vom Familiennamen der Besitzer ableitet. Josef Dorninger heira tete 1845 die Hausbesitzerin Katharina Preßlmayer, ihr Großvater hatte die Liegen schaft am 1. Juli 1769 erworben. Johann Watzinger und Anna, eine geborene Dornin ger, bewirtschaften das Anwesen seit 1956 und haben zehn Kindern das Leben geschenkt.

mm - Pt:«-.-» ."-it:.- nrTilirflfflMiii TTtlrwriTinn Erhh Schall 9 Besitzer: Ludwig Freudenthaler 2 ha Wald 12 ha Felder und Wiesen 16 Stück Großvieheinheiten Zone II '■^iSÖ itMiwr-imiiiiiiiirii IRWsfeGRUPPE^ , IIpNEU August 1990 If^l^MyMARKT j Fotografie: Sepp Puchner

. -^5 ■*? m Das Anwesen Eder hatte früher die Hausnummer 8 und gehörte zur Ort schaft Trosselsdorf. Im alten Grundbuch der Herrschaft Weinberg wird der Besitz als das „Gut auf der Edt" bezeichnet, was auf einen ehemals verlassenen und dann wieder besiedelten Bauernhof schließen läßt. Als Besitzer kann man für die letzten 200 Jahre die Familien Sadler, Stroblmayer und Freudenthaler nennen, die das Erbe bis zum heutigen Tag in der Familie weitergegeben haben. War der Weiterbestand einer Bauernfamilie früher oft durch Epidemien und Hungersnöte bedroht, so ist heute eine der größten Sorgen, daß viele Jungbauern keine Frau zum Heiraten finden.

mambauer Erbhof Schallersdorf 3 , Besitzer: Johann und Maria Danninger 6 ha Wald 16 ha Felder und Wiesen 35 Stück Großvieheinheiten Zone I ©IRd^iFÖtO Sw.[B:GRUPPE März 1990 Zdtnek Bärta .WBllMARKT KfIrelPokorny

■C41 '' Jl -- ■ '-- . p.VSf« •' ■ ■ -iliÄ - h ■ iiir-" ■:■ i:- Mifel y: ■ ilP ^1. W ^'■^' I Schallersdorf wurde schon 1270 urkundlich erwähnt. Der Ortsname leitet sich aus dem Mittelhochdeutschen ab und bedeutet soviel wie das Dorf der Knechte. Der Hausname Klambauer stammt vom Familiennamen der Vorbesitzer; Johann Klambauer hat den Hof 1788 erworben und in weiterer Folge dann an einen Michael, Leopold und Peter Klambauer weitergegeben. Die Tochter des letztgenannten, Maria, verehelichte sich 1967 mit Johann Danninger, sie haben drei Söhne.

■■HM M , J.- B! p --V Erbhof Oberzeiß 16 Besitzer: Karl und Stefanie Friesenecker 22 ha Wald 18 ha Felder und mesen 30 Stück Großvieheinheiten Zone II —»SflFOin— Maiisa" ; IHDJlfelGRUPPE Fotografie: Walter Harant 1'®^NEU Vladimir Giitwald j Jarbslav Vlasak >11

SS: Die Freistädter Bürger Puchleitner stifteterr im ausgehenden Mittelalter das Anwesen Mayhofer an die Katharinenkirche in Freistadt. Für die Abgaben und Dienste, die die Besitzer des Hofes leisteten, mußten jedes Jahr einige Seelenmessen zum Seelenheil der Stifterfamilie gelesen werden. Johann Traxler, ein ehemaliger Besitzer, ist 1787 an „hitzigem Fieber" gestorben, so wurde auch oft die Pest bezeichnet. Aloisia Traxler verehelichte sich 1877 mit Johann Weglehner, und deren Tochter heiratete 1920 Karl Friesenecker. Seit kurzem ist Christian Friesenecker, der dritte in der Reihe der Friesenecker, Besitzer.

Obergrapen steiner Erbhof Trölsberg 21 Besitzer: Franz und Paula Danninger 6 ha Wald 22 ha Felder und Wiesen 35 Stück Großvieheinheiten Zone I 0^^fe)QRUPPE Fotografie: Josef &hmidinger Jj^^NEÜ Karel l^okomy I Zdenek Barta

V' WL I^ • »• "'■• Michael und Magdalena Oberndorfer haben den Hof Obergrabensteiner in der Regierungszeit von Kaiserin Maria Theresia übernommen. Um 1820 hat ihre Enkelin Anna Maria Johann Miesenberger geheiratet. 1951 vermählte sich Paula Miesenberger mit Franz Danninger. Sie haben den Hof inzwischen auch schon in jüngere Hände übergeben; Franz und Anita Danninger sind die Besitzer.

I -p.y» -V ■((-.■ j«. I. »ff- /ft, i-V.' Oberprückl Erbhof Steigersdorf 7 Besitzer; Johann und Erika Hofreiter 10 ha Wald 14 ha Felder und Wiesen 30 Stück Großvieheinheiten: Zone II I — ipOTO ^ IMMUiÄGRUPPE^ Fotografie: Walter Harant ffÄKlNEÜ Vladimir Gutwald Tf^H^^^llMARKT ; Jaroslav Vlasäk

9tu/ßr Stall unter ben Befit^er Jolj.u.lloife ^apeller 'm Jal|«1949 unter berlettunoL bes lilaurerrnft. ^ dnbll]ofer, ^immermeifter Kappl, itlnurer BrüöerIP imberger. Steinmetz Btayrjebt aus Itn j t. ^ .«s •w •^ Der Hof Oberprückl gehörte einst zur Grundherrschaft des Pfarrhofes Gallneukirchen. Die jeweiligen Besitzer mußten mit ihrem Dienst und Robot der Geist lichkeit dienen. Um 1787 kauften Josef und Susanna Pirklbauer das Anwesen von Josef und Barbara Pichler. Der Besitz ging dann in der weiblichen Linie auf die Familie Laibl über, und in der nächsten Generation heiratete die Erbtochter Michael Kapeller. Johann Hofreiter und Erika, eine geborene Kapeller, besitzen den Betrieb seit 1968.

Erbhof Zissingdorf 1 Besitzer: Friedrich und Margarete Gstöttenbauer 30 ha Wald 25 ha Felder und Wiesen 50 Stück Großvieheinheiten Zone I ^^ÄÄNEÜ i Mai 1990 markt i Fotografie: RüzenaSvecovä

. IS-" ''ÄäL. _ Zissingdorf wird schon 1155 in einer Urkunde des Stiftes Garsten erwähnt; diese Urkunde könnte im Zusammenhangmit diesem Hof stehen, der neben der HerrschaftFreistadt auch zum Stift Garsten untertänig war. Man muß in diesem Fall sicher annehmen, daß es sich hier um einen ehemaligen Freihof handelt. Auch die Innengestaltung des Hofes läßt größeren Wohlstand vermuten. Georg Gstöttenbauer, der 1789 den Hof übernahm, errichtete einen neuen Hausstock mit sehr schön bemalten Türen und Rüstbäumen, die sonst nur in der reichen Florianer Gegend üblich waren. Dankenswert ist, daß in der sechsten Generation Friedrich und Margarete Gstöttenbauer ebensoviel Gefühl und Liebe zur Kultur ihrer Vorfahren haben und das Erworbene mustergültig pflegen.

Schallmühle Erbhof Zissingdorf 12 Besitzer: Karl und Theresia Penn 3 ha Wald 5 1/2 ha Felder und Wiesen 6 Stück Großvieheinheiten Zone II 'fÜi :ifiÄ®i)GraSre' Fotografie: WalllcrHarant ' Vladimir GutwaU ' .^I^'^aIMARKT i Jaroslav Vlasak

Die Schallmühle gehörte bis 1848 zur Herrschaft Zellhof, einer von den 20 Grundherrschaften im Gemeindegebiet von Neumarkt. Der Haupterwerb lag bei diesem Anwesen sicher meistens beim Müllerhandwerk, das den Besitzern in guten Zeiten so viel einbrachte, daß sie von den umliegenden Bauern Grundstücke kaufen konnten. Mathias Penn, Besitzer zu Lebzeiten des Volkskaisers Joseph II., hatte ein halbes Joch Grund zu bearbeiten. Karl Penn, der sechste aus diesem Geschlecht, bewirtschaftet mit seiner Frau Theresia die Landwirtschaft, er betreibt auch noch das Sägewerk, und manchmal wird auch noch die Mühle in Betrieb genommen, dann gibt es gutes und echtes Bauernbrot.

■ äii Schaui auf derAu Erbhof Au 53 Besitzer: Josef ur^d Roswitha Harrer 91/2 ha Wald 18 ha Felder und Wiesen 35 Stück Großvieheinheiten Zone II ■ —Fnr^Byvrn ' März 19^ I §«Ä<5RUPPE' Fotografie: otPucliner BINEU i JinPlachy JlÄiMARICL FrantiäekStefl ms- 4

m X' -i t I- > i!; Urt Um 1499 wird ein Symon von Schawnbergeraigen am Schaumbergergut erwähnt. Das Anwesen Schaumberger auf der Au ist bereits zu Beginn des 17. Jahr hunderts im Besitz der Familie Harrer, die auch heute noch diesen Hof bewirtschaftet. Der erste Harrer war Joannis, geboren vor 1601, gestorben nach 1640. Danach waren in männlicher Linie in ununterbrochener Reihenfolge am Hof ein Paulus, Joannis, Michael, Johann Paul, zwei Michael und drei Josef, wobei der letzte der gegenwärtige Besitzer ist.

Das ehrsame Handwerk der Zimmerleute in Steinbach an der Stevr Von Heinrich Kieweg jun. und sen. Über die Zimmerleute des Steyrtales ist bisher kaum geschrieben worden. Der Heimatforscher Karl Buchegger hat in der Steyrer Zeitung vom 12. April 1962 den Beitrag „Die Zimmerer des Landgerichts Hall und Steyr" veröffentlicht. Bei Nachforschungen im Oö. Landesarchiv in Linz haben wir alte Schriften der Steinbacher Zimmerleute aus der Zeit von 1574 bis 1699 gefunden. Der Zimmer meister Anton Aigner in Mölln verwahrt die Zunftlade des Steinbacher Zimmer handwerks, in der sich Handwerksschriften aus der Zeit von 1805 bis 1860 befinden. Diese Schriften geben uns Kunde vom Zimmerhandwerk in alter Zeit. Die Zimmerleute und ihre Arbeit Holzbauten hat man in unserem Land schon in der Jungsteinzeit errichtet. Seither hat es immer Menschen gegeben, die besonders geschickt mit der Axt umgehen konnten, denen die Arbeit mit Holz leicht von der Hand ging. Man hat solche Leute gerne als Helfer beim Hausbau geholt. Aus der gelegentlichen Hilfe wurde im Laufe der Zeit die gewerbsmäßige Arbeit gegen Entlohnung, es entstand das Berufsbild des Zimmermannes. Im Mittelalter waren fast alle Gebäude aus Holz gebaut. Die nötigen Fachkenntnisse dazu hatten die Zimmerleute. Sie waren seit jeher neben den Maurern die typischen Bauhandwerker. Bauern und Hausbesitzer benö tigten ihre solide Zimmerarbeit. Die Wohnbauten, Getreidekästen und alten Ställe waren meist im gediegenen Schrotbau errichtet, das heißt, die Zimmerer hackten die entrindeten Stämme zu Vierkantbalken zu und fügten diese mit bestimmten Eckverbindungen zum festen Blockbau zusammen. Die kaum messerdünnenFugen wurden mit Lehm verschmiert. Dieser Feinbau bot ausgezeichneten Schutz gegen Wind und Wetter, Kälte und Nage tiere. Dagegen waren Almhütten, Heustadel und Holzknechthütten meist aus Rund hölzern zu einfacheren Blockbauten Zusammengefügt, deren Fugen mit Moos und Lehm abgedichtet waren. Reste von solchen Bauten sieht man heute noch zum Bei spiel in der Breitenau bei Molin und am Weg zur Grünburger Hütte unterm Buchberger Sattel gegen den Dorngraben zu. Außerdem gibt es noch den Ständerbau, der bis heute in Verwendung steht und weniger Holz benötigt als der Blockbau: Beim Bau von Stadeln und Schuppen stellen die|Zimmerer Ständer („Säulen") auf große Steine und verbinden sie durch Schwellen, Riegel und schiefe Verstrebungen zu einem

Gerüst, das oben von den Hölzern des „Bundtrams" zusammengehalten wird. Dieses Gerüst wird außen mit senkrecht aufgenagelten Brettern verschalt und mit einem Dach versehen.^ Hatte ein Zimmermann einen Dachstuhl vollendet, verzierte er unterm Dach vorsprung die Rofen, Mauerbänke und Staubläden liebevoll mit Rötelfarbe. So ent standen einfache Muster aus Ranken, Zickzacklinien, Rauten, Sternen, Punkten und anderen einfachen Motiven. In Steinbach an der Steyr findet man heute noch an zehn alten Gebäuden Zimmermannsmalerei. Im Steyrtal gibt es meines Wissens nur Zim mermannsmalerei in roter Farbe. In anderen Gegenden des Landes verwendeten die Zimmerleute auch mehrere Farben.^ Das schönste Zeugnis vom künstlerischen Schaffen der Zimmerer sehen wir in den prunkvoll geschnitzten Tramdecken der Umgebung. Wer es sich leisten konnte, ließ Balkendecken im Haus anbringen und auch verzieren. Typisch für unsere Gegend ist der prächtig geschnitzte Rüstbaum in der guten Stube der Bauernhöfe. Meist sind auch die übrigen Balken der Decke verziert, besonders oft in alten Gasthäusern und auch in Wohnsitzen vermögender Handwerker. Uralte Symbole \ T» -Si \ 'h. «... Ife %. Ifcw % > ^ V . ' 0 . ■ 5 T • ■ ■ ■ . \ Küsthaum in der „Guten Stühe" des Steinfellnergutes, Steinhach an der Steyr Nr. 25. Foto: Heinrich Kieweg ^ Eduard Kriechhaum, Das Bauernhaus in Oö., Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde, 29. Bd, Heft 3, S. 46 ff. ^ Max Kislinger, Bauernherrlichkeiten, S. 21 ff.

wie Sonnenrad, Sechsstern, Raute, Ranken, Zöpfe, Lebensbaum und christliche Zei chen zieren die Tramdecken und verleihen ihnen ihr einzigartiges Aussehen. Beson ders schön sind in Steinbach die Trarndecken beim Steinfellner, Pfarrzentrum, Hum pelmühle, Steinwand und Forsthub, ebenso in Grünburg Steinleiten, Voitsbergusw. - Natürlich gab es auch andere Holzdecken ohne geschnitzte Verzierung und bemalte Decken in den Burgen, Schlössern, Klöstern und Wohnhäusern. Damit erweisen sich die Zimmerleute als hervorragende Träger der Volks kunst, die den Shl unserer Häuser und Wohnungen bis in die jüngste Zeit geprägt haben. Einige Zimmerer hatten sich auf Bauten und Wasserräder für Mühlen, Sägen, Hämmer, Schleifen und andere Werkstätten spezialisiert. Zur Arbeit des Zimmer manns gehörten auch der Brückenbau, der Bau von Klausen, Wehren und Fludern an den Flüssen und Bächen. Ein Hochwasser der Steyr riß am 12. August 1761 Brücke, Mühle und Wehr in der Agonitz weg. Diese Bauten wurden unter Zimmermeister Johann Waaser aus Steinbach wieder instand gesetzt. Für den Bau von Brücke und Wehr waren 1.700 Stämme Holz erforderlich.^ Während des Krieges gegen Frankreich zerstörte die österreichische Armee beim Rückzug die Ennsbrücke in Steyr, um den Vormarsch der Franzosen zu hem men. Darauf befahl der französische Kommandant Lannes am 5. Mai 1809 den Kommissariaten Gleink, Sierning, Losensteinleiten und Steinbach, 24 Zimmerleute zu stellen und die Ennsbrücke binnen 24 Stunden wiederherzustellen. Die Hand werker sabotierten die Anordnung durch langsames Arbeiten. Die Brücke war erst am 9. Mai so mangelhaft fertiggestellt, daß sie für Artillerie und schwere Fuhrwerke zu schwach war.^ Abgrenzung von anderen Handwerken Die Zimmerer bauten ursprünglich auch Türen und Tore, Möbel wie Truhen und Kästen, Wagen, Schlitten usw. Es gab nämlich bei den holzverarbeitenden Gewerben anfangs keine strenge Trerinung ihrer Aufgaben. Jeder machte das, wozu er besonderes Geschick hatte. Erst im Laufe der Zeit bildeten sich verschiedene Spe zialgebiete aus, es trennten sich eigene Gewerbe ab: Die Tischler schlössen sich zu eigenen Handwerkszechen (Zünften) zusam men. Die Tischlermeister der Stadt Steyr dürften schon im 15. Jahrhundert eine eigene Zeche gebildet haben, denn im Jahre 1536 erhielten auch die Tischlergesellen von Steyr eine eigene Ordnung. Auch |[n Kremsmünster, Kirchdorf an der Krems und Neuhofen an der Krems entstanden Tischlerzünfte. In einem Vertrag bewilligten die Steyrer Tischler am 19. Juli 1668 den Zimmerleuten „aus lauter Gutwilligkeit" fol gende Arbeiten: die Anfertigung von Stubendecken, Fußböden, gefälzten Türen und ^ Franz Rendl, Bergbauern und Arbeiter aus deih Steyrtal in alter und neuer Zeit. Steyrer Zeitung, Nr. 88 von 1936, * Helmut Burger, Die Franzosen in Steyr. Phil. Diss. Universität Wien 1949, S. 147.

Zunftfahne der Steinbacher Zimmerkutinnung, welche früher in der Pfarrkirche Steinhach an der Steyr aufgestellt war. Foto: Ernst Taucher Fensterläden, Ofenbänken in grobem Holz, Einschlagtruhen mit eisernen Bügeln, unversperrbaren Brotkästen, Essigstellen und einfachen Betten in Pferdeställen. Den Gäuzimmerern wurde gestattet, grün oder gelb gestrichene Betten, Kästen und Tru hen zu erzeugen.® Der Zimmermeister Füneder, der in der Pfarre Aschach an der Steyr wohnte und zur Steinbacher Zunft gehörte, führte offenbar auch Tischlerarbeiten aus. Anfang November 1689 erschien er mit seinen drei Zimmergesellen Martin Jägerhueber, Christoph Rodlmayr und Thoman Artmann beim ehrsamen Handwerk der Tischler zu Kirchdorf an der Krems. Dort ließ er die drei Gesellen als Lehrjungen zum Tischlerhandwerk aufdingen (aufnehmen) und war für sie Bürge (falls dem Meister durch den Lehrjungen Schaden erwachsen sollte, verpflichtete er sich als Bürge, diesen wiedergutzumachen). Dabei handelte Füneder aus, daß seine drei Gesellen schon nach wenigen Wochen wieder freigesagt werden sollten. Also hätten die drei Gesellen nur wenig Zeit zum Erlernen des Tischlerhandwerks gehabt, viel kürzer als die übrigen Tischlerlehrjungen. Offenbar konnte Füneder bereits auf Vorkenntnisse seiner Zimmergesellen verweisen. Dagegen beschwerte sich das ehrsame Handwerk ^ fosefOfner, Das Handwerk der Stadt Steyr in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Phil. Diss. Univer sität Graz 1959, S. 155.

der Tischler zu Kremsmünster beim Kirchdorfer Tischlerhandwerk, weil dieses Vor gehen gegen den Handwerksbrauch war. Die Kremsmünsterer Tischler wollten Füneder deshalb nicht als ehrlichen Meister anerkennen. Sie sandten am 21. Novem ber 1689 ein Schreiben an den Vervyalter der Herrschaft Steyr in Steinbach Gsöllhofer. Er solle dem Steinbacher Zimnaerhandwerk vortragen, daß sie dem Füneder auferlegen, alle Unkosten der Tischlermeister zu vergüten.^ Am folgenden Jahrtag des Steinbacher Zimmerhandwerks am 19. Juni 1690 hatten diese drei Zimmergesellen, die auch das Tischlerhandwerk beherrschten, Schwierigkeiten. Die anderen Zimmergesellen wollten nicht mit ihnen ihr Aufleg geld in die Lade einzahlen. Die Handwerksversammlungbeschloß, die drei Gesellen sollten innerhalb von vier Wochen Bestätigungen von zwei oder drei Zimmerzünften vorbringen, daß die Tischlerlehre nicht gegen Handwerksordnung und Herkommen der Zimmerleute verstoße. Man wußte also nicht genau Bescheid, ob ein Zimmerge selle auch das Tischlerhandwerk erlernen und ausüben durfte. So holte man die Mei nung anderer Zimmererzünfte ein. Nach diesem Handwerksbescheid zahlten die Gesellen und Meister in Steinbach anstandslos ihr Aufleggeld ein. Die Herrschaft Steyr nahm das Aufleggeld der drei Gesellen bis zur Entscheidung separat in Ver wahrung. Auf dem nächsten Jahrtag am 11. Juni 1691 wurden endlich diese drei Zimmergesellen vom Steinbacher Zimmerhandwerk angenommen und zu guten Freunden erklärt.^ Ebenso vereinigten sich die Schaufelhacker, Schüssler, Drechsler, Multerer (Holztrogmacher), Wagner, Rockenmacher und Schüttler zu einem Handwerk: Am 30. Juli 1600 gab ihnen die Herrschaft Steyr ihre erste Handwerksordnung. Sie nann ten sich „ehrsames Handwerk der Holzarbeiter-Zeche zu Molin", später auch Schauf lerzeche. Im Jahre 1602 beschwerteri sich die Zimmerleute im Mollner Tal beim Burggrafen und Rentmeister zu Steyr, weil nun jeder Bauernknecht sich unterstehe, Schlitten zu machen. Das Schlittenmachen sei aber „eine geschnierte Arbeit, die nie mand anderem als den gelernten Zimmerleuten gebührt". Dieses Argument fand in Steyr kein Gehör.® Auf dem Steinbacher Zimmererjahrtag am 1. Juni 1665 beklagten sich die Zimmergesellen über den Stephan Jägerhueber, der als Tagwerker und Inwohner bei Aschach an der Steyr unter der Herrschaft Garsten wohnte und mehrmals unbefugt Zimmerarbeiten verrichtet hatte. Unlängst hatte man ihn auch beim Aspermayr, ^ Oö. Landesarchiv: HA Steyr, Sch. 1078, Fasz. 481, Nr. 6, III. Brief des ehrsamen Handwerks der Tischler zu Kremsmünster an Herrn Gsöllhofer, Amtsverwalter in Steinbach, 21. November 1689. ' Oö. Landesarchiv: HA Steyr, Sch. 1078, Fasz. 501, Nr. 8, Berichte über die Jahrtage der Zimmerleute in Steinbach am 19. Juni 1690 und 11. Juni 1691. ® Oö. Landesarchiv: HA Steyr, Sch. 1078, Fasi. 481, Nr. 6,1. Die Zimmerleutim Mollner Tal an den Burg grafen und Rentmeister zu Steyr, 1602.

Zehetner zu Aschach (Nr. 8), beim Aushacken eines „Grandters" (Holztroges) ange troffen. Interessant ist, daß sich die Zimmerleute auch über das Holztrogmachen beschwerten. Diese Arbeit wäre eigentlich den Holzarbeitern zu Molin zugestanden.® Das Zimmerhandwerk und die Entstehung von Zechen Der typische Zimmermeister auf dem Lande („Gäuzimmermann") bewirt schaftete eine kleine Landwirtschaft (Bauerngütl oder Sölde) und übte dazu sein Handwerk aus. Ein Zimmergeselle wohnte entweder bei seinem Meister, war Inwohner bei einem Bauern, oder er besaß gar ein Häuschen. Die Gesellen, auch Knechte genannt, arbeiteten um den festgesetzten Wochen- oder Taglohn. Im Gegen satz zu anderen Handwerkern war es den Zimmergesellen erlaubt zu heiraten, wenn sie einen eigenen Haushalt besaßen. Die Lehrjungen hatten beim Meister Kost und Quartier und erhielten eine Lehrlingsentschädigung. Ursprünglich arbeiteten die Zimmerleute auf dem Lande ohne Zunft und Handwerksordnung. Ihr Handwerksleben gestaltete sich nach alten Gebräuchen, die sich im Laufe der Zeit bewährt hatten. Die Zimmermeister werden sich wohl von Zeit zu Zeit bei besonderen Anlässen getroffen haben, um Handwerksangelegenheiten zu besprechen. Am 24. August 1459 erhielten die Zimmerleute der Stadt Steyr eine Hand werksordnung und waren somit zu einer Zeche (Zunft) zusammengeschlossen. Ihre Ordnung wurde später 1641 und 1678 erneuert. Ihr Zunftbereich beschränkte sich auf den Burgfried von Steyr. Dieser Burgfried umfaßte die innere Stadt, die Burg und die Vororte Reichenschwall, Am Graben, Vor dem St.-Gilgen-Tor, Laichberg, Vogel sang, Sarmingdorf, Frächsental und Pürach, außerdem Ennsdorf mit der Ortschaft Kühberg sowie Steyrdorf mit den Vierteln Ort, In der Grüft, Schaurstein, Wieserfeld, Güßübl und Aichet.^° Nach dem Vorbild der städtischen Handwerker begannen auch die Zimmer leute auf dem Lande, ihr altes Herkommen schriftlich in einer Handwerksordnung festzulegen, und schlössen sich zu einer Zeche zusammen. Solche Handwerkerver bände nannte man bei uns ursprünglich „Zechen", denn die Handwerker trafen sich im Wirtshaus, um ihre Handwerkssachen zu verhandeln, zu speisen und zu trinken. Am Ende bezahlten sie gemeinsam ihre Zeche. Seit dem 16. Jahrhundert wurde auch die Bezeichnung„Zunft" dafür üblich. Zunft bedeutetRegel, „das, was sich ziemt", was sich gehört. Denn es geziemtesich nach altem Handwerksbrauch,regelmäßig zusammenzukommen, zu verhandeln und zu zechen. ' Oö. Landesarchiv: HA Steyr, Sch. 1078, Fasz. 167, Nr. 21. Bericht des Amtmanns Hans Georg Gsellhofer über den Jahrtag der Zimmerleute in Steinbach am 1. Juni 1665 an die Herrschaft Steyr. - Schrei ben des Herrschaftsinhabers Johann Maximillian Graf von Lamberg an den Abt von Garsten, 17. Juni 1665. Josef Ofner, Der Handwerlcerstand in der tausendjährigen Geschichte Steyrs. Steyrer Kalender 1949, S. 132. Vgl. Fußnote 5, S. 90, 130.

Das Handwerk genoß in der Zeche (Zunft) in mehrfacher Hinsicht Freiheiten, die früher gar nicht so selbstverständlich waren: die Freiheit, alle Handwerker zu einer Verbindung zusammenzuschließen, um gemeinsam stärker aufzutreten und ihre Rechte besser vertreten zu können. Die Versammlungsfreiheit brachte das Recht, regelmäßige Zusammenkünfte abzuhalten, wenn auch in Gegenwart eines Ge sandten der Vogtherrschaft. Schließlich gehörte dazu das Recht, daß sie über ihre Handwerksangelegenheiten selbst ve'rhandeln und entscheiden durften. Ganz demokrahsch ging es bei ihren Abstimmungen zu, die Mehrheit der Shmmen war ent scheidend. Mit der Gründung einer Handwerkszeche begaben sich die Zimmerer unter den Schutz der Vogtherrschaft Steyr. Diese Vogtobrigkeit bot dem Handwerk Hilfe bei Streitigkeiten und Schutz gegen andere Herrschaften und deren Untertanen. Dafür mußte jeder Meister jährlich am Jahrtag den Vogtsechser = 6 Kreuzer zahlen, und einmal beim Meisterwerden den Vogtgulden. Für die Gesandten der Vogtherr schaft mußte das Handwerk jährlich 3 Gulden bezahlen, die 1665 „Verehrung", 1691 Beisitzgeld und um 1830 Vogtgeld oder Schutzgeld genannt wurden. Die Höhe der Abgaben an den Vogtherrn blieb bis ins 19. Jahrhundert gleich. Damit geriet das Handwerk unter stärkeren Einfluß der Vogtherrschaft Steyr, die dem Landesfürsten und ab 1667 den Grafen von Lamberg gehörte. Die Landesfürsten und die adeligen Herren des Landes beobachteten mißtrauisch die eigenständige Entwicklung der Handwerkszechen und suchten nach Möglichkeiten, diese zu überwachen. Steinbach - die erste Zimmererzeche am Land Aus den Schriften im Oö. Landesarchiv geht einwandfrei hervor, daß es - abgesehen von den Zimmererzechen der Städte - im Lande vor 1521 „nirgends keine Zechordnung" des Zimmerhandwerks gab. Am St.-Georgen-Tag des Jahres 1521 errichtete der „wohlgeborene Herr, Herr Wilhelm von Rogendorf, Freiherr und Burg graf auf Steyr" in Steinbach an der Steyr die erste und älteste Freiheit und Hand werksordnung für die Zimmerer am Land. Zum „ehrsamen Handwerk der Zimmer leute im Stainpach" gehörten demnach alle Zimmermeister, Gesellen und Lehr jungen im Umkreis von drei oder vier Meilen Weges (= 23 oder 31 km) um Steinbach, die in insgesamt 25 Pfarren wohnten, pieser Bereich erstreckte sich über die Enns und auch über die Krems." Diese Zimmerer waren verpflichtet, jährlich am Jahrtag in Steinbach zu erscheinen, hier den Gottesdienst zu besuchen und in der Herberge ihr Aufleggeld zu entrichten. Der Zusammenschluß zu einer Zeche fiel den Zimmerleuten um Steinbach an der Steyr umso leichter, als es hier bereits eine andere Handwerkszeche gab: Das ehrsame Handwerk der Messerer, Klingenschmiede und Schleifer zu Steinbach hatte " Oö. Landesarchiv: HA Steyr, Sch. 1078, Fasz. 167, Nr. 18. Das ehrsame Handwerk der Zimmerleutzu Hall an den Burggrafen und Rentmeister zulsteyr, April 1618. - Das ehrsame Handwerk der Zimmerleut in Steinbach an den Burggrafen und Rentmeister zu Steyr, undatiert (April 1618?).

bereits 1462 von Herzog Albrecht VI. eine Handwerksordnung erhalten. Dazu gehör ten alle Handwerker dieser Gewerbe im Umkreis von zwei Meilen (= 15,4 km) um Steinbach. Der wirtschaftliche Erfolg der Messerer stand den Zimmerleuten als Vor bild vor Augen. Das ehrsame Handwerk der Zimmerleute in Steinbach vertrat die Interessen seiner Mitglieder nach außen hin, etwa gegen die Obrigkeit oder die Konkurrenz, aber auch gegen zu großen Eigennutz einzelner Mitglieder. Es regelte Löhne, Arbeits bedingungen und Preise, schlichtete Handwerksstreitigkeiten und strafte unsittlichen Lebenswandel seiner Mitglieder. Besonderes Augenmerk wurde auf eine gute, quali fizierte Ausbildung gerichtet. Da es damals keine Kranken-, Unfall- oder Pensions versicherung gab, übernahm die Zeche auch Fürsorgeaufgaben: Bedürftige erhielten Geldgeschenke oder Darlehen, um 1838 bekam auch das Armeninstitut Steinbach (Nr. 57, Kolb), wo Alte und Kranke gepflegt wurden, einen jährlichen Zuschuß. An der Spitze des Handwerks standen die „Fürgesetzten": Zechmeister und Fürmeister (auch Viermeister geschrieben). Laut Handwerksordnung von 1579 gab es im Steinbacher Zimmerhandwerk zwei Zechmeister, je einen im Landgericht Steyr und im Landgericht Hall. Damals gab es hier auch zwei Fürmeister. Um etwa 1605 nahm die Zahl der Meister und Gesellen stark ab, wahrscheinlich durch die Abtrennung von Zimmererzünften. Seither hatte das Steinbacher Zimmerhandwerk nur mehr einen Zechmeister und einen Fürmeister. Als Vertreter der Gesellen wurden zwei Fürgesellen (Viergesellen) gewählt, auch verordnete Gesellen genannt. Auf Handwerksschriften war als Unterschrift die Formel eingetragen „N. Zech-, Vier- und Zechlade des Zimmerhandwerks in Steinbach an der Steyr. Foto: Ernst Taucher

andere Meister und Gesellen eines ganzen ehrsamen Handwerks der Zimmerleut auf der Hauptwerkstatt und Zunft im Stainpach".^^ Ihre Zusammenkünfte fanden in der Herberge statt. Das war immer ein Gasthaus, der Wirt wurde Herbergsvater oder Zechvater genannt. Dort war auch die Zechlade aufbewahrt. Diese Lade war eine hübsch verzierte Truhe, in der Urkunden, Handwerksschriften, Geldbüchse und Zunftsiegel eingesperrt waren. Aber nicht alle Zimmerleute auf dem Land, „auf dem Gey", wollten sich einer Zeche anschließen. „Die armen Handwerksleut, soviel deren in Garstner Pfarr und her dieshalb der Enns gegen den Tanperg (Damberg) wohnhaft sein", schickten 15 78 eine Bittschrift an den Burggrafen auf Steyr. Sie hatten von alters her ihr Zimmer handwerk ohne Handwerksordnung in aller Einigkeit und Frieden ausgeübt. Aber die Meister des Zimmerhandwerks zu Steinbach beklagten sich mehrmals über sie bei der Herrschaft Steyr und verlangten, sie sollten sich der Steinbacher Zeche ein verleiben. Die Zimmerleute in der Pfarre Garsten nannten dies ein unerschwingliches Begehren, daß sie „ihre wenig habende Armuten zur Zecheinleibung dargeben sollen". Sie verwiesen auf ihr hohes Alter und den weiten Weg nach S teinbach. Nach dem sie schon der vorige Burggraf Freiherr Adam Hofmann beim alten Herkommen gelassen und geschützt hatte, baten sie nun den Burggrafen Freiherrn Ferdinand Hof mann, er wolle das Begehren der Steinbacher Meister abweisen." Wir sehen, von einer Drei- oder Viermeilenzone um Steinbach konnte damals keine Rede mehr sein. Das Zimmerhandwerk in Steinbach hatte Schwierigkeiten, seine Autorität im weite ren Umkreis durchzusetzen. Aus der „uralten Mutterhauptlade und Werkstatt Stein bach" lösten sich Zimmerleute und bildeten in Kirchdorf an der Krems, Krems münster und Neuhofen an der Krems eigene Zimmererzechen." Nicht viele Orte können sich rühmen, die Hauptlade oder Hauptwerkstatt eines Handwerks beherbergt zu haben. In Steinbach an der Steyr befand sich wohl deshalb die Hauptlade der Zimmerleute, weil hier 1521 die erste Zeche der Zimmerer auf dem Lande entstanden war. Hauptladen und Hauptwerkstätten verschiedener Handwerke gab es hauptsächlich in Städten wie Steyr und Linz. Der Zweimeilenbezirk der Zimmerleute zu St. Peter in der Au Das ehrsame Handwerk der Zimmerleute zu St. Peter im Lande unter der Enns im Ennser Landgericht hatte von Kaiser Matthias „zwo Meil Weges von und um St. Peter eine ansehnliche Freiheit und Handwerksordnung" erhalten. Darin war ausdrücklich bestimmt, daß alle in diesem Umkreis seßhaften Zimmermeister und Gesellen zum Handwerk in St. Peter gehören mußten. Ein auswärhger Meister wurde in diesem Handwerksbezirk nicht göduldet. Oö. Landesarchiv: HA Steyr, Sch. 1078, Fasz. 167, Nr. 18 und Nr. 26. Zwei Schreiben des ehrsamen Handwerks der Zimmerleut auf der Hauptwerkstatt und Zunft in Steinbach an den Burggrafen und Rentmeister zu Steyr, undatiert (1617?) und 10. August 1611. " Oö. Landesarchiv: HA Steyr, Sch. 1078, Fasz. 463, Nr. 10. Die Zimmerleute in der Garstner Pfarre und dieshalb der Enns gegen den Damberg an den Burggrafen auf Steyr, 1578. " Siehe Fußnote 11.

Der Zimmerer Hans Schachenmüllner übersiedelte in die Pfarre St. Peter, gehörte aber nicht zum dortigen Handwerk. Im Jahre 1618 nahm er eine Arbeit bei St. Peter an. Er sollte ein Kastengebäu für Michael Weidinger bauen und begann dort gleich mit Tagwerkern das Zimmerholz auszuhacken. (Stämme wurden entrindet und zu Vierkantbalken zugehackt). Weil die Zimmerleute zu St. Peter nicht wußten, ob Schachenmüllner sein Handwerk ordentlich erlernt, wo er gelernt hatte und ob er Meisterrecht besaß, schickten sie ihm am 22. März 1618 eine Abordnung: Der Zechmeister samt Viergesellen und dem Handwerksschreiber brachte dem Scha chenmüllner die Beschwerde wegen des unbefugten Eingriffs in ihren Bezirk vor. Der Zimmerer Hans Schachenmüllner verteidigte sich damit, daß ihm seine gnädige Obrigkeit die Zimmerarbeit erlaubt habe. Schachenmüllner bat darauf seine Grund herrschaft Steyr um Schutz und Hilfe. Tatsächlich sandte die Herrschaft Steyr ein Schreiben nach St. Peter, worin sie die Zweimeilenzone um St. Peter anzweifelte und nicht anerkannte. Dagegen wurde in St. Peter betont, daß der Zweimeilenbezirk wie bei anderen Städten und Märkten im Lande unter der Enns rechtmäßig entstanden sei: Man habe die Angelegenheit ordentlich überreicht, beratschlagt und mit Gut achten der niederösterreichischenRegierung an den Hof in Wien geschickt. Die Frei heit und Handwerksordnung seien mit der eigenen Handschrift und anhängendem Siegel (Bulla) der römisch-kaiserlichen Majestät ausgefertigt worden und bestünden daher zu Recht. Wir sehen, wie das Zimmerhandwerk zu St. Peter ähnliche Schwie rigkeiten hatte, seine Autorität durchzusetzen, wie die Zimmerer zu Steinbach an der Steyr." Streit mit den Zimmerleuten um Bad Hall Um 1574 versuchten mehrere Zimmermeister und Gesellen zwischen Stein bach und der Krems, sich vom Steinbacher Zimmerhandwerk loszulösen und unter der Führung des Fürmeisters Jörg Rab im Pyrach eine eigene Zimmererzeche im Markt Hall (Bad Hall) zu bilden. Trotz mehrmaliger Aufforderung kamen sie nicht zum Jahrtag nach Steinbach. Sie beschwerten sich schriftlich beim Burggrafen und Rentmeister Ferdinand Hofmann zu Steyr, daß an den Jahrtagen in Steinbach kein obrigkeitlicher Anwalt oder Sorge vorhanden sei, der Jahrtag zu große Unkosten ver ursache und der Weg dorthin zu weit sei. Der Herrschaft würden in Steinbach zuständige Abgaben vorenthalten, und es werde viel nach Gunst verhandelt. Außer dem hätten Zech- und Viermeister einen unrechten Schlüssel zur Handwerkslade, diese und der Herbergsvater seien mit der Lade fälschlich umgegangen. Daher baten sie um Bewilligung einer eigenen Zimmerzeche in Hall. Oö. Landesarchiv: HA Steyr, Fasz. 481, Nr. 6, Das ehrsame Handwerk der Zimmerleut zu St. Peter in der Au an den Burggrafen zu Steyr, 13. Mai 1618.

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