Frankreichs, Spaniens, Italiens und Englands kei nen Übersetzer". Franz Blei - 1987 ist bei Böhlau eine Auswahl seiner Schriften erschienen -, ge boren 1871 in Wien, 1942 im Exil in New York ge storben, 1895 in der Schweiz mit Lenin zusammen getroffen, hatte 1917 die Zeitschrift „Summa" her ausgebracht und als junge Mitarbeiter u.a. die späteren großen österreichischen Romanciers Her mann Broch und Robert Musil gewonnen; auch Carl Schmitt gehörte zu diesem Kreis. Dies nur als Hinweis auf den facettenreichen Geist eines „trockenen Juristen". Carl Schmitts Gegnerschaft zur liberalen Weimarer Demokratie fußte auf ihrem man gelnden Durchsetzungsvermögen gegenüber den Partikularinteressen der verschiedenen Parteien und Interessengruppen, aber auch auf seinem pessimisHschen Menschenbild, hinter dem für den Katholiken Schmitt das Dogma von der Erbsünde steht. 1929, zwei Jahre, nachdem der Staatsmann und Priester Ignaz Seipel in seiner berühmten Tübinger Rede die Demokratie in Österreich durch das Parteiensystem zerstört gesehen und die anzustrebende „wahre Demokratie" ohne Stär kung der Staatsautorität für nicht erreichbar ge halten hatte, plädierte Carl Schmitt aus ähnlichen Gründen wie Seipel für eine Stärkung des Staates, nicht, damit er allmächtig diktiert oder alle ande ren Einheiten nivelliert, sondern damit er Entschei dungen trifft und alle anderen gegensätzlichen Gruppierungen daran hindern kann, „sich bis zur extremen Feindschaft (d.h. bis zum Bürgerkrieg) zu dissoziieren". (Staatsethik und pluralistischer Staat = Positionen und Begriffe, Nr. 16, S. 141.) Die Realität der politischen Lage, in der Seipel und Schmitt diese inhaltlich ähnliche, wenn nicht gleiche Forderung erhoben, war eine der „Positio nen", von denen die Aufsätze im Sammelband ihren Ausgang nehmen; und Quaritsch erläutert sie, hellt sie auf, offenbar im Grundsätzlichen mit dem Denken Carl Schmitts im Einklang und be müht, Verständnis für das ebenso vielbewunderte wie vielgeschmähte Werk eines - unbestrittener maßen - großen Stilisten zu wecken. Josef Demmelbauer
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