nannt, geht über den - ohnedies nur - spirituellen Widerstand gegen die heutige - automatisierte - Welt hinaus (Arnold, S. 35); „er entzieht sich nicht nur jeder Handlung, sondern auch jeder Äußerung seines nur noch im Geheimen entwikkelten Den kens ..Damit hat der einst nationalrevolutionär agitierende Autor seiner Zeit den Rücken gekehrt und sich ins Numinose zurückgezogen. Scharen seiner immer noch großen Anhängerschaft beglei ten ihn auch auf diesem Weg. Josef Demmelbaüer Carl Schmitt: Positionen und Begriffe im Kampf mit Weimar - Genf - Versailles. Berlin: Duncker-&-Humblot-Verlag 1988. 324 Seilen, DM 78,-. Helmut Quaritsch: Positionen und Begriffe Carl Schmitts. Berlin: Duncker-&-Humblot-Verlag 1989. 119 Seilen, DM38,-. ISBN 3-428-06728-2 Im Zusammenhang mit seiner Arbeit am „Turm", seinem großen politischen Drama, das im abgelaufenen Spieljahr am Burgtheater hätte auf geführt werden sollen, aber wieder abgesetzt wurde, schrieb Hofmannsthal am 9. November 1926 an Josef Redlich, den Juristen, Historiker und letzten Finanzminister des letzten Kaisers: „Eine neue Erscheinung ist vor etlichen Wochen, durch einen Zufall völlig, in mein Blick feld getreten. Es ist der Staatsrechtslehrer ;der Universität Bonn, Carl Schmitt... Die Schrift,!die mir zuerst in die Hand fiel, hieß ,Politische Theologie' (= die Lehre von der Souveränität.) Was mich an den Ausführungen fesselt, ist eine gewisse vitale Intensität und die Gesinnung oder besser Geisteshaltung, die auf Hobbes, Bonald, Cortes zurückgeht. Ganz natürlich ergibt sich ein scharfer Gegensatz zu Kelsen, dem Mann des ,relafjivisHschen Formalismus'. Ein größeres Buch von ihm, ,Die Diktatur', fesselt mich gleichfalls. Er hat enorme geschichtliche Kenntnisse und Geschichte ist ihm ein Lebendiges, wie Ihnen und mir. Dort, wo das Staatsrechtliche, das Politische und das Hi storische zusammentreffen, siedelt er. Ein Buch ,Der Wert des Staates und die Bedeutung des Ein zelnen' ist schon 1917 erschienen." Mehr als ein halbes Jahrhundert später beur teilt Nicolaus Sombart, der Sohn des bekannten Nahonalökonomen Werner Sombart, des Verfas sers der epochalen „Geschichte des Kapitalismus", in seiner „Jugend in Berlin 1933-1943" seinen väterlichen Freund Carl Schmitt wie folgt: „Es gibt wohl keinen prominenten deutschen Autor - Gelehrten, Schriftsteller oder Dichter -, von dessen Faszination so einmütig die Rede ist. Wie auch immer man zu ihm steht, ob man ihn be wundert oder verurteilt, immer wird es heißen, der Mann ist faszinierend." Vor diesem Hintergrund interessieren zu nächst die Lebensdaten dieses Mannes, der mit dem ebenso umfassend gebildeten - früheren - großen alten Mann der Sozialdemokratie, dem Professor Carlo Schmid (1896-1979) nicht ver wechselt werden darf. Carl Schmitt wurde 1888 in Plettenberg-Pasel in Westfalen geboren und starb dort im Patriar chenalter von fast 97 Jahren. Dazwischen liegt ein reiches und vieldeutiges Werk. Von Beruf Staats rechtler, war Carl Schmitt zugleich Geistes- und Gesellschaftswissenschafter, Kulturkritiker und politischer Denker. (Die Politikwissenschaft war noch nicht in den Rang einer wissenschaftlichen Spezialdisziplin aufgerückt.) Der an der Hoch schule für Verwaltungswissenschaften in Speyer wirkende Staatsrechtler Quaritsch, Jahrgang 1930, gibt, ausgehend von dem 36 Aufsätze Schmitts zwischen 1923 und 1939 enthaltenden Sammel band „Positionen und Begriffe", einem unveränder ten Nachdruck des 1940 in der Hanseatischen Ver lagsanstalt Hamburg-Wandsbeck veröffentlichten Bandes, ein Bild der Grundprägungen dieses eben so faszinierenden wie leidenschaftlich abgelehn ten Mannes. Er sieht ihn als Katholiken, der 1923 „Römischer Katholizismus und politische Form" geschrieben hatte, als Etatisten, den der latente Bürgerkrieg der Zwischenkriegszeit einen starken Staat zwecks Gewährleistung der inneren Sicher heit schätzen ließ, und als Nationalisten, den das Diktat von Versailles letztlich als Mann der Rech ten dem Nationalsozialismus zutrieb, an dessen Ende auch das erzwungene Ende seiner Universi tätslaufbahn als Staatsrechtslehrer - zuletzt in Ber lin - stand. Carl Schmitt war aber auch eine durch und durch künstlerische Natur. Seine lebenslange Freundschaft mit Ernst Jünger, dessen letztes Werk „Die Schere" an diesem Ort (Heft 2/1990) bespro chen wurde, ist bekannt. So wie dieser bewunderte er Leon Bloy, den uns Gertrud Fussenegger mit „Zeit des Raben, Zeit der Taube" nähergebracht hat, und war ein Kenner auch der übrigen französi schen und englischen Literatur. Auch gründlicher Kenner der alten Sprachen, benötigte er, wie Quaritsch, S. 27, berichtet, auch „für die Autoren
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