OÖ. Heimatblätter 1990, 44. Jahrgang, Heft 4

Sechters Theoriesystem nachzugehen. Sechter schreibt selbst, er habe theoretische Schriften von Marpurg, Kirnberger, C. Ph. E. Bach, Albrechtsberger, Mattheson, Türk, G. Weber, Reicha, B. Marx und von J. Riepe! gelesen. Auffälligerweise fehlt hier das im gesamten süddeutschen Raum weit verbreitete und angesehene Werk „Gradus ad Parnassum" des Wiener Hofkapellmeisters Johann Joseph Fux. In welchem Maß diese Lehrwerkg in Sechters Schriften einen Niederschlag finden oder sich voneinander deutlich abheben, beantwortet Zeleny anhand von eingehenden Vergleichen. Da bei zeigt sich, daß Sechter nicht auf die Schriften seiner Zeitgenossen wie Adolf Bernhard Marx, Gottfried Weber und Anton Reicha, die alle deut lich in die Romantik weisen, zurückgreift und daß trotz verschiedener Ähnlichkeiten zu deren Theo riesystemen deutliche Unterschiede in wesent lichen Einzelfragen bestehen. Nicht viel mehr Wir kung hatten Matthesons „Vollkommener Kapell meister", C. Ph. E. Bachs „Lehre vom Accompagnement" (= 2. Teil des Versuchs über die wahre Art, das Ciavier zu spielen) und J. G. Albrechtsbergers Kompositionslehre, obwohl diese Schriften weit gehend Sechters Ansichten und System entspra chen. Wesentlich mehr Linien führen zu D. G.Tiirk, der wiederum auf J. Ph. Kirnberger und Fr. W. Mar purg aufbaut. Die Schriften der letzten beiden hat te Sechter bereits in jungen Jahren studiert, und sie sind es auch, die sein System am stärksten ge prägt haben. In diesen sind zahlreiche Überein stimmungen bei Erklärungen und DefinitionerJ zu finden, die Sechter ausführlicher und genauer aus arbeitet. Sechter hatte auch die Kompositionen J. S. Bachs eingehend studiert; A. Bruckner bezeichnete das Sechtersche System sogar als eine Abstraktion aus Bachs Kompositionen. Sechter zeigt sich also vielmehr als Bewaflrer und Theoretiker, der an die Gültigkeit unveränder licher, ewiger Gesetze glaubt und keinen Fort schritt in der Kunst zuläßt, und keineswegs als stili stischer Wegbereiter seiner zahlreichen Schüler; deren große Zahl ist jedoch ein klarer Beweis der Wertschätzung durch seine Zeitgenossen. Hier wird uns vielleicht auch die schöpferische Kraft Anton Bruckners und anderer bedeutender Schü ler Sechters bewußt, die aufbauend auf seinen streng konservativen Unterricht ihren Personalstil in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts genial entfalteten. Karl Mitterschiffthäler Anton Bruckner zwischen Wagnis und Sicherheil. Eine Ausstellung von Franz Grasberger. Brucknerhaus Linz, 4. bis 29. September 1977. Musiksammlung der österreichischen Nationalbibliothek, Linzer Veranstal tungsgesellschaft, 1977. 107 Seiten, zahlreiche Abbil dungen, vergriffen. Anton Bruckner in Österreich. Brucknerstätten - Brucknerzentren. ABIL-Informationen 1. Hgg. von F. Grasberger. Linz: Anton-Bruckner-Institut Linz, 1981.16 Seiten, zahlreiche Abbildungen, S 35,-. Linzer Musikinstrumente der Brucknerzeit. Johan nes Brahms und Anton Bruckner. Konkurrenten. ABIL-Informationen 2. Hgg. von O. Wesseli/. Linz: Anton-Bruckner-Institut Linz, 1983. 36 Seiten, zahlreiche Abbildungen, S 35,-. Bruckner-Ausstellung. Als Bruckner ModeU saß. Bilder im Wandel. Eine Ausstellung im Brucknerhaus Linz, 19. bis 28. Sep tember 1990, und in der österreichischen Nationalbiblio thek Wien, 12. November bis 13. Dezember 1990. ABILInformationen 3. Hgg. von O. Wessely. Linz: AntonBruckner-Institut Linz, 1990.48 Seiten, zahlreiche Abbil dungen, S 35,-. „Symphoniker... mein Lebensberuf." Die Entfal tung des Schöpferischen bei Anton Bruckner. Eine Ausstellung des Anton-Bruckner-Instituts Linz, gestaltet von Renate Grasberger, Andrea Harrandt, Elisa beth Maier. Hallisch-Fränkisches Museum Schwäbisch Hall, 9. September bis 14. Oktober 1990. Ausstellungs katalog, 59 Seiten, 8 Abbildungen, S 30,-. Mit diesen vier Ausstellungskatalogen und der Informationsschrift stellt das Anton-BrucknerInstitut Linz (ABIL) unter Beweis, daß es nicht ein fach ein Tummelplatz für leidenschaftliche Bruck nerforscher und -fans ist, sondern daß die For schungsergebnisse bei entsprechender Aufberei tung in Form von wissenschaftlich gut fundierten opHschen Präsentationen auch einem breiten Pu blikum, vornehmlich den Konzertbesuchern, wert volle Anregungen zum Verständnis Bruckner scher Musik bieten können. Die erste Ausstellung, die von einem der In itiatoren des ABIL, Franz Grasberger, im Bruckner haus während des Brucknerfestes 1977 gestaltet wurde, zeigte, wie dringend eine Revision des bis her tradierten, heroisch verzeichneten Bruckner bildes war, und dies auch im Hinblick auf Ver ständnis und Interpretation seiner Werke. Diese Ausstellung und das in diesem Zusammenhang veranstaltete wissenschaftliche Symposion trugen zur Überzeugung bei, daß für diesen Zweck - woll-

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