der Autor auch den Ausbau der Instrumentation bis zum mit Streichern besetzten Großorchester und die technische Vervollkommnung der Instru mente im Lauf der Zeit. Die Konzerttätigkeit der Militärkapellen in den Garnisonstädten - die Ka pellen wechselten laufend in unregelmäßigen Ab ständen ihre Garnison - war für deren Musikleben von großer Bedeutung, da die Militärmusiker den dortigen Orchestern bei Konzerten und Opern produktionen die nötige Verstärkung zur vollen Besetzung leisteten. Auch die Laufbahn der Musi ker, wie Rekrutierung, Ausbildung, Besoldung, Al tersversorgung, kommt ausführlich zur Sprache. Der Marsch und die anderen militärischen Musizierformen werden entsprechend den ver schiedenen Schrittgattungen und der funktionellen Verwendung in ihrem Wesen erörtert und wie in den Melodienbau beliebte Opernmelodien oder Volksmusikelemente in nationaler Vielfalt einflös sen. Wertvoll ist auch die Liste der alten Regi mentsmärsche der ehemaligen österreichisch-un garischen Armee, der Militärkapellmeister bis 1918 und ein Auszug der gebräuchlichsten Idornund Trompetensignale und Trommelstreiche. Wünschenswert wäre lediglich ein Register gewe sen, das die vielen erwähnten Personen und Orte leichter auffindbar machen würde. Schließlich ist noch die gefällige Buchgestaltung durch den Ver lag lobend hervorzuheben. Karl Mitterschiffthaler Walter Zeleny: Die historischen Grundlagen des Theoriesystems von Simon Sechter. Wiener Veröffentlichungen zur Musikwissenschaft, hgg. V. O. Wessely, Bd. 10. Tutzing: Hans Schneider, 1989. 4,91 Seiten, zahlreiche Notenbeispiele, DM 150,-. ISBN 3-7952-0253-1 Simon Sechter (1788-1867) ist vor allem als Theorielehrer Anton Bruckners in die Musikge schichte eingegangen. In Friedberg in Böhmen ge boren, aus dessen nächster Umgebung auch Adal bert Stifter, Johann Adalbert Maxandt und Johann Evangelist Habert stammen, absolvierte er zu nächst in Linz die Ausbildung zum Lehrer (1803) und wirkte als solcher in Pfarrkirchen i. Mkr. und in Gallneukirchen, bevor er 1804 nach Wien ging und dort schließlich Hoforganist und zum viel gesuchten Theorielehrer wurde. Zeleny legt zunächst den Werdegang Sechters biographisch dar, wobei er besonders seinen Lehrern und deren älteren Lehrergenerationen nachspürt. Sein Volksschullehrer Joh. N. Adalbert Maxandt (1750-1838), der vorübergehend auch in Oberösterreich tätig war und als Musiker einen ausgezeichneten Ruf genoß, erteilte dem elfjähri gen S. Sechter den ersten Musikunterricht und be reitete ihn auf den Dienst eines Schulgehilfen vor. Maxandt gilt als Repräsentant der böhmi schen Schule, die bis zum in Italien ausgebildeten und dort tätigen Minoriten Bohuslav Czernohorsky (1684-1740) zurückverfolgt werden kann. An der Präparandie setzte Sechter seine musikalische Ausbildung fort und nahm in Wien, wo damals ne ben J. Haydn und L. v. Beethoven eine für uns fast unvorstellbare „Dichte" an zweit- und drittrangigen Musikern und Komponisten anzutreffen war, jede Gelegenheit zur musikalischen Weiterbil dung wahr, namentlich bei H. Hartmann und Leo pold V. Kozelflh. In den Lehrergenerationen vor Kozelüh finden wir Namen wie Seeger, Gluck, Hasse, Gaßmann, Samartini, Porpora, A. Scarlatti, P. Martini und wiederum Czernohorsky. Der Großteil der Arbeit Zelenys - es handelt sich um eine bereits 1938 an der Universität Wien approbierte Dissertation - befaßt sich mit den um fangreichen theoretischen Schriften Sechters, wo bei er zunächst deren Inhalt detailliert beschreibt. Hier tritt Sechters klar durchdachte Systema tik hervor, wie sie bei solchen Schriften vor oder nach ihm nicht zu finden ist. Sechter war ja kein wissenschaftlicher Systematiker einer bestimmten musikhistorischen Epoche, sondern vor allem Päd agoge, der seinen Schülern Schritt für Schritt die Gesetzmäßigkeiten der Musik und des musikali schen Satzes vermittelte. Die unabdingbare Stren ge der Satztechnik übertreibt natürlich die Hand werklichkeit und läßt den künstlerischen Aspekt des musikalischen Schaffens weitgehend am Ran de. Es war Sechters Ziel, „den Kontrapunkt, die Fu ge und den Kanon mit größtem Vorteile" bei seinen „heiteren Kompositionen anwenden zu können". Denn für ihn galt: „Die Musik soll nicht Lei denschaften wecken, sondern edler ist es, sie zu be zähmen." In einem weiteren Kapitel legt Zeleny die Ent wicklung der musikalischen Satztechnik ßeit Be ginn der Mehrstimmigkeit dar, um darin entspre chend dem Titel seiner Arbeit den Grundlagen für
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