Ein Ausflug in die Handelsgewicht-Vergangenheit Die Beschäftigung mit dem Wiener Maß- und Gewichtssystem aus der vor metrischen Zeit (bis 1871) weist inter essante Spuren in die Vergangenheit auf. Man weiß, daß Gelbgießer vornehmlich mit der Herstellung von MessinggußGegenständen beschäftigt waren: Mör ser, Leuchter, Lichtscheren, Bügeleisen, Uhrbestandteile, Messinghefte und Em satzgewichte (Lot). Das Messing machte sich der Gelb gießer aus Kupfer und Zink selbst. lEr nimmt feinen Formsand, den er in der Formlade mit Wasser und Bier anmacht. Vor dem Guß läßt er die beiden Form hälften über dem Rauch von Kienholz schwarz anlaufen, damit sich nachher das Metall (Gußstück) leichter vom Formsand ablöst. Gelbgießer waren | in allen Provinzen der Monarchie Öster reich vertreten. Es gab auch größere Fabriken, welche sich hauptsächlich mit der Fertigung von Gelbgießerwaren be schäftigten, z. B. der Großhändler Anton Hainisch zu Nadelburg bei Wiener Neu stadt, die Winklersche Metallwaren fabrik zu Kaiser Ebersdorf bei Wien, Plessel, Bierenz und Fels. Bei den Messinggewichten waren Eichpunzen, Abkürzungen der Her stellungsorte und Meisternamen nach träglich eingeschlagen. Die Stadt Steyr hatte die Kurzbezeichnung SS, die Nadelburg N, Kremsmünster einen Eber als Ortswappen und Seitenstetten ein Astkreuz. Signaturen von Gewichts herstellern sind sehr schwer zu ent rätseln. Eine alte Korrespondenz-Karte gibt den verblüffenden Hinweis, daß es noch im Jahre 1871 in Linz, Graben Nr. 4 einen Gelbgießer Adamek Vinzenz geGehäuse (16 Lot), Initialien: A. V., Linz 1862. Foto: Eidenböck geben hat. Ein Gehäusedeckel zeigt die Signatur A. V., also Adamek Vinzenz. Komplett hatte das Einsatzgewicht (ein Pfund) 56 dkg= 32 Lot ä 17,5 g. Steyr und Linz waren schon im 14. und 15. Jahrhundert wichtige Knoten punkte im Fernhandel. Silberstrickereien, Glaswaren, öle, Wein und Gewürze aus Italien wurden im Gegenhandel mit Eisen oder Eisenwaren getauscht. Nach den römischen Stein- und Bronzegewichten kamen also handels bedingt vor 500 Jahren unsere SteinGranit- und Marmorgewichte in Wiege anwendung, schmiedeeiserne, Messingund gußeiserne Gewichte zu einer späteren Zeit. Im 19. Jahrhundert gab es bereits schon verschiedene Waagetypen wie Laufgewicht- und Sichelfederwaagen. In den Städten Linz, Freistadt und Enns waren es schon die Stadtwaagen. In Enns wurde diese z. B. von dem bürgerlichen
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