Dörrofen. Sie mußten zunächst an sonnigen Plätzen gelagert werden, bis sie teigig und weich (toagg) wurden, denn nur in diesem Zustand verwandelten sie sich in süßes, schmackhaftes Dörrobst. Im Salzburger Mundartwörterbuch von Leopold Ziller, Salzburg 1979, wird das Dialektwort toagg als vom Wort Teig (mittelhochdeutsch teic) abstammend erklärt und dazu bemerkt: „Eine toagge Birn ist süßer als die frisch gepflückte." Die kleineren Birnensorten wurden vor dem Dörren nicht gespalten, sondern im ganzen gedörrt, hingegen wurden die Apfel vor dem Dörren gespalten, sodaß man die Obstsuppe aus gedörrten Äpfeln Spaltl- oder Speitlsuppe nannte. Die kaltgestellte Brühe der Speitlsuppe diente an heißen Erntetagen als gesun des, alkoholfreies Erfrischungsgetränk. Kletzen und Speitln sowie gedörrte Zwetschken und Birnen werden heute noch als Fülle für das weihnachtliche Kletzenbrot (Störa) verwendet. Unter dem Einfluß des städtischen Früchte brots wurden in jüngerer Zeit auch andere gedörrte Früchte, wie Feigen, Zibeben usw., zum Störa dazugegeben. Die gedörrten Zwetschken schätzte man auch als Zugabe zum Holler-Rester. Die vielseitige Verwendung des Dörrobstes war eine willkommene und gesunde Abwechslung zu den meist ein fachen und aus Mehl- und Schmalzkost bestehenden Mahlzeiten von Anno da zumal. Nach dem Zweiten Weltkrieg sind viele Dörrhüttin allmählich ver schwunden, die wenigen, die man heut zutage noch sieht und die im urtüm lichen Zustand neben den Bergbauern häusern stehen, sollte man als ortsge bundene landwirtschaftliche Klein bauten im Interesse der Heimatpflege erwm i>' '//i.. k. Dörrhäuschen im Goiserer Berger-Riedl (Wurm stein). Foto: Karl Pilz halten. Im Goiserer Berger-Riedl in der Ortschaft Rehkogl beim Plieseis im Schindergraben (Bauerngehöft Adolf und Franziska Unterberger) sah ich kürzlich zu meiner Freude noch ein Dörrhüttl in gutem Bauzustand, vor dem noch Birnen in der Sonne lagerten und auf das „Toaggwerden" warten mußten, bis sie in das Dörrhüttl geschoben werden. Hoffentlich werden die letzten Dörrhäusln nicht auch bald das Schicksal jener einst vielen alten Goiserer Bauern mühlen und der drei oder vier ehe maligen Kalköfen, in denen aus Steinen der Kalk gebrannt wurde, teilen, die leider allesamt schon vor mehreren Jahr zehnten aus den Siedlungsgebiet rund um Bad Goisern verschwunden sind! Karl Pilz
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