OÖ. Heimatblätter 1990, 44. Jahrgang, Heft 4

Bedeutung zutiefst unterschätzten Spätwerkes von Adalbert Stifter ist, vor allem im „Witiko". Verfremdet ins frühe 12. Jahrhundert, wird in diesem - politischen - Roman, dessen Gedankenwelt und Wortgefüge Grillparzers „Ein Bruderzwist in Habsburg" („Die Welt, sie fühlt die Ordnung als Bedürfnis ...") so nah verwandt ist, um die rechte Gemeinschaftsordnung gerungen, um das angemessene Verhältnis zwischen dem einzelnen und der Gemeinschaft, während im „Nachsommer" die kleinen unmittelbar menschlichen Gemeinschaften der Ehe, der Familie, der Freund schaft und Nachbarschaft angesprochen sind, wie sie sein sollen oder werden könnten. Wie die „trockenen Juristen" Heller und Kelsen die Lösung der Wider sprüche dieser Welt, die Befriedung der Seele, letztlich im Religiösen erblickten, so münden, wie Theodor Pütz vor vielen Jahren seine Studie „Witiko als Urbild des politischen Menschen"^^ beschlossen hat, „alle Grundprobleme der Politik, so auch die Fragen um Recht und Macht, im Menschen als religiös-sittlichem Wesen. In seinem Weltbilde steht und fällt auch der Homo politicus mit der Verantwortung vor Gott." Nicht zuletzt hat auch die totale Mißachtung der religiösen Bedürfnisse und Sehnsüchte des Menschen durch die Diktaturen des Ostens zu ihrem sich vor unseren Augen vollziehenden Untergang beigetragen. " Nachzulesen in der Reihe: Klassiker der Staatskunst, Bd. 7, Wien 1950, S. 61.

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