OÖ. Heimatblätter 1990, 44. Jahrgang, Heft 4

dung von Innungen der verschiedenen Handwerke und Gewerbe, durch Regulierung des Schulwesens und der Pfarrsprengel. Mit der Neuordnung des Gemeindewesens 1848 und der damit verbundenen formalen Gleichstellung aller Ortsgemeinden (aus genommen Statutarstädte) verloren die Marktorte ihre rechtliche Sonderstellung und damit eine wesentliche Komponente ihrer zentralörtlichen Attraktivität. Die weitere Entwicklung seit der zweiten Hälfte des 19. Jh. ist gekennzeichnet durch den stetigen Verlust an Zentralitätskraft in Rechtsstellung, Verwaltung und Wirtschaft. Die Industrialisierungswelle und die Gewerbefreiheit führten zum Nieder gang des Handwerks, einer wesentlichen Komponente der Struktur des Marktortes. Auch die Bedeutung der Markttermine wurde zusehends geringer. Besonders empfindlich verspürten jene Marktorte den Verlust an Zentralität, die nicht an den neuen Eisenbahnlinien gelegen waren und die bisherigen Verkehrs wege an die Eisenbahn verloren. Durch die Lage an zwei Bahnlinien einerseits und die bereits erwähnte räumliche Distanz zu den nächsten zentralen Orten andererseits konnte sich Weyer als Marktort die Zentralitätskraft besser erhalten. Zur Gestalt der Marktorte Die Gestalt der gegründeten und eines Teils der erhobenen Marktorte wird noch heute entscheidend durch die Form des Platzgrundrisses oder der Hauptachse des Ortes bestimmt. Die Platzform definiert gleichzeitig die Umrißform des (alten) Marktortes. In diesem Umstand unterscheidet sich der Marktort wesentlich von der Stadt. Baublöcke und Häusergevierte, die Elemente des Städtebaus, sind ebenso selten bei den Marktorten zu finden wie Nebenstraßen und erst in den späteren Siedlungserweiterungen oder Bebauungsverdichtungen entstanden. Deshalb ist eine Typologie der Marktorte nach dem Grundriß der Platzform zulässig. Auf der Basis der Ordnungssysteme von Siedlungen ergeben sich die folgenden Marktorttypen; 1. Lineare Systeme 1.1. Marktstraße und Straßenplatz - schmale Rechteckplätze 1.2. Rechteckplätze 1.3. Kombination von Rechteckplatz und Straße(nplatz) 2. Zentrale Systeme 2.1. Straßengabel 2.2. Längliche, schmale Dreieckplätze 2.3. Dreieckplätze 3. Radiale Systeme - Quadratplätze 4. Ohne Ordnungssystem - unregelmäßige Sammelsiedlung, „Haufendorf" Nach der Häufigkeitist zuerst das lineare und an zweiter Stelle das zentrale Ordnungssystem zu nennen. Mehr als drei Viertel aller gegründeten Marktorte

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