So nimmt es nicht wunder, daß die Vertreter der Wiener dialektologischen Schule Anton Pfalz und Walter Steinhauser sowie Ernst Schwarz berechtigte Kritik an Schiffmanns Werk übten.^^ Schiffmann aber, der von seinen Zeitgenossen als ver schlossen, kontaktarm, selbstüberzeugt und eigenbrötlerisch geschildert wird und deshalb verabsäumt hatte, Kontakt mit der wissenschaftlichen Entwicklung zu hal ten, betrachtete diese Krihk als sachlich unzutreffend und glaubte vielmehr, als Prie ster ein Opfer anhklerikaler nahonaldeutscher Strömungen zu sein. Da es Schiff manns Charakter sichtlich widersprach, von der eigenen Linie abzuweichen, ver bohrte er sich nun noch mehr in seine einmal getroffenen Annahmen. Er versuchte daher einerseits, seine Standpunkte in wirkungslos gebliebenen Abhandlungen zu verteidigen," und entschloß sich andererseits, ebenfalls zum Beweis der Richhgkeit seiner Ansichten, das seinen bisherigen Darstellungen weithin fehlende urkundliche Belegmaterial nachzuliefern. So entstand Schiffmanns „Historisches OrtsnamenLexikon des Landes Ober Österreich" nicht als vorurteilsfreie, objekhve Sachdarstel lung, sondern am Ende eines Forscherlebens zur Rechtfertigung der einmal gefaßten Meinungen. Diese Genese aber beeinträchhgt den Wert des dreibändigen Werkes. Während Schiffmann in den beiden ersten, 1935 erschienenen Bänden als heute frei lich in mehrfacher Hinsicht veraltetem Quellenwerk auf Grund seiner reichen archivalischen Erfahrungen und Kenntnisse einen unschätzbaren Beitrag zur Dokumentahon der historischen Ortsnamenüberlieferung leistete, wiederholte er im erklärenden 3. Band seine schon früher vorgetragenen, lauthistorisch nicht durchdachten, viel fach unhaltbaren Etymologien, sofern er überhaupt solche gab. So widerfuhr Schiff mann, der 1941 in Linz verstarb, aus menschlicher und wissenschaftlicher Sicht auf Grund seines eigenbrötlerischen Wesens zweifellos ein tragisches Gelehrten schicksal, indem sein ambihoniertes namenkundliches Wirken mangels Teilnahme an der wissenschaftlichen Entwicklung des Faches schon zu seinen Lebzeiten unzu länglich und veraltet war. Der Anlaß zur Schaffung eines neuen Ortsnamenbuches, die Arbeitsstelle und ihre Tätigkeit Als 1977 anläßlich der 1.200-Jahr-Feier der Gründung von Kremsmünster die Ausstellung „Baiernzeit in Oberösterreich" stattfand, lösten die dort gezeigten Karten mit der Verbreitung der ältesten deutschen Ortsnamentypen auf -in^-und -heim sowie der im Osten und Norden des Landes verbreiteten Ortsnamen slawischer Herkunft, aber auch der Versuch, in heuhgen deutschen Ortsnamen römerzeitliches Nachleben zu erkennen, heftige Diskussionen aus.^" Sie setzten sich nicht nur auf einem 1978 " Vgl. die Rezensionen von A. Pfalz in: Wiener Zeitschrift für Volkskunde 29 (1924), S. 13-17, von W. Steinhäuser in: Teuthonista 1 (1924), S. 188-190 und von£. Schwarz in: Bayerische Hefte für Volks kunde 9 (1922), S. 131-137. " K. Schiffmann, Neue Beiträge zur Ortsnamenkunde Oberösterreichs. 4 Hefte, Linz 1926-1931. Vgl. Baiernzeit in Oberösterreich. Katalog des Oberösterreichischen Landesmuseums 96, Linz 1977, und darin besonders die Beiträge und Karten von L. Eckhart, R Wiesinger, A. Slawik, H. Tatzreiter und O. Kronsteiner.
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