Untersuchung der „Kärntner Stationsnamen" erst 1922 vor/ Im selben Jahr publi zierte auch Lessiaks Prager Schüler Ernst Schwarz den in gleicher Weise erarbeiteten ersten und zweiten sprachwissenschaftlich-lauthistorischen Teil seiner ausführli chen Untersuchung „Die Ortsnamen des östlichen Oberösterreich", dem dann 1926 der dritte Teil mit den einzelnen Nameninterpretationen folgte.® Das aber war jener Zeitpunkt, zu dem Schiffmann auf Grund einer bereits rund 20jährigen Beschäfti gung mit den Ortsnamen Oberösterreichs sein zusammenfassendes Buch „Das Land ob der Enns - Eine altbaierische Landschaft in den Namen ihrer Siedlungen, Berge, Flüsse und Seen" veröffentlichte, dem mehrere Aufsätze und vor allem das in fünf Auflagen von 1915 bis 1921 erschienene Handbüchlein „Die Stationsnamen der Bahn- und Schiffahrtslinien in OberÖsterreich" mit rund 350 Ortsnamenerklärungen vorangegangen waren.' Schiffmann interpretierte zwar einen Großteil der mit alt deutschen Personennamen und Appellativen gebildeten Ortsnamen richtig, küm merte sich aber wenig um die gerade von Lessiak und Schwarz hervorgekehrte Bil dung und lautliche Entwicklung der Namen, so daß es zu einer Reihe von Fehlinterpretahonen kam. Da Schiffmann auch übersah, daß vordeutsche, aus dem Romani schen oder aus dem Slawischen übernommene Namen frühdeutsche Lautent wicklungen bzw. geregelte, dem althochdeutschen Lautstand entsprechende Lautsubshtuhonen aufweisen, wie sie Lessiak schon 1903 am Beispiel der in Kärnten aus dem Slawischen übernommenen Lehnwörter festgestellt hafte,entstanden allerlei unzulängliche, fehlerhafte Zuordnungen und Erklärungen. Schließlich vermutete Schiffmann bei einer Reihe von Ortsnamen mit nicht deutlich erkennbarer deutscher Etymologie auf Grund des Vorkommens slawischer Ortsnamen im östlichen Ober österreich bis zur Krems und zur Rodl slawische Herkunft auch für die westlichen Landesteile bis zum Inn und zur Salzach. Das aber führte nicht nur zu unzutreffenden siedlungsgeschichtlichen Folgerungen, sondern trug in den slawischen Nachbar staaten Tschechoslowakei und Jugoslawien auch zur ungerechtfertigten Festsetzung des frühslawischen Sprach- und Siedlungsgebietes über die Krems und die Rodl und damit über das östliche Traun- und Mühlviertel hinaus bei." ' P. Lessiak, Die Ortsnamen im Bereiche des Wörthersees. In: Ehrenbuch des Kurbades Velden am Wörthersee. Hrsg. von K. Krobath, Velden 1905, S. 42-58. Ders.: Die kärntnischen Stationsnamen-Mit einer ausführlichen Einleitung über die kärntnische Ortsnamenbildung. In: Carinthia 1, Bd. 112 (1922), S. 1-124. ® E. Schwarz, Die Ortsnamen des östlichen Oberösterreich, 1. und 11. Teil. In: Bayerische Hefte für Volks kunde 9, München 1922, S. 34-106. Ders., Die Ortsnamen des östlichen Oberösterreich [= III. Teil]. (Prager Deutsche Studien 42), Reichenberg i. B. 1926. ' K. Schiffmann, Das Land ob der Enns - Eine altbaierische Landschaft in den Namen ihrer Siedlungen, Berge, Flüsse und Seen. 1. und 2. Aufl., München und Berlin 1922. Ders.: Die Stationsnamen der Bahnund Schiffahrtslinien in Oberösterreich. 5 Aufl., Linz 1915-1921. P. Lessiak, Die Mundart von Pernegg in Kärnten. In: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 28 (1903), S. 1-227. Nachdruck in: Deutsche Dialektgeographie 61, Marburg 1963. " Vgl. dazu P, Wiesinger, Deutsch-slawische Namenforschung in Österreich. In: Deutsch-slawische Namenforschung. Hrsg. von H.-B. Härder (= Tagungsberichte des Johann-Gottfried-Herder-Forschungsrates 7), Marburg/Lahn 1981, S. 41-66.
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