Weyer Auf den Spuren einer Marktgemeinde Von Stefan Lueginger Die Siedlungsstruktur Oberösterreichs ist durch Marktorte nicht unwesent lich geprägt. Sie sind, von einigen Ausnahmen abgesehen, ziemlich gleichmäßig über das Bundesland verteilt. Nach den ersten Anfängen im 12. und 13. Jh. wurde die heutige Grundstruktur im 16. Jh. erreicht. Das Wesen der Marktorte liegt darin, daß sie das Bindeglied zwischen Stadt und Dorf, zwischen Handel und Handwerk und Landwirtschaft darstellen. Der Marktort sollte möglichst alle Berufe und sozialen Schichten im Verständnis des Mittelalters in harmonischer Weise integrieren. Außerdem war der Marktort ein zentraler Ort für eine ihm zugewiesene ländliche Kleinregion (wie wir sie heute nennen würden), um die ländliche Bevölkerung mit den Erzeugnissen des Handels und den Leistungen des Gewerbes zu versorgen. Die Lage der Marktorte zu ihren Kleinregionen weist eine Entfernungsstruk tur auf, die den Hin- und Rückweg zwischen Kleinregion und Marktort zu Fuß oder mit dem Gespann an einem Tag möglich macht. Das Grundmuster dieser Erreich barkeitsstruktur war mit dem Ende des 14. Jh. bereits gegeben und wurde durch die weiteren Markterhebungen ergänzt, wobei auffällt, daß manche Marktorte offen sichtlich dicht nebeneinander liegen, andere, wie z.B. Weyer, aufgrund topo graphischer und struktureller Bedingungen relativ isoliert blieben oder Orien tierungen aus Oberösterreich hinaus aufwiesen. Die Marktorte hatten bei ihrer Gründung etwa vierzig Burgrechtsgründe mit genau festgelegten Abgaben. Die Berufsstruktur zielte auf eine weitgehende wirt schaftliche Autarkie des Marktortes und der Kleinregion. Im Marktregal waren alle Rechte der Marktbürgergemeinde gegenüber Kaufleuten, Händlern und ihrer zuge wiesenen Kleinregion festgehalten, auch Nutzung von Wald, Fischerei und der gleichen, sowie die Grundlagen für (Selbst-)Verwaltung und Rechtssprechung fest gelegt. Die Marktorte erreichten ihre Blüte im 16. Jh. Zu diesem Zeitpunkt dürfte auch der Ansatz zur Bildung der sogenannten „Vormärkte" (der Erweiterung des Ortes bzw. der Einbindung außerhalb des Ortes gelegener Gewerke) abgeschlossen sein; dann stagniert die Entwicklung. Diese Stagnation wurde ausgelöst durch die Gegen reformation, die Bauernkriege und die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges (Zerstörungen und Besetzungen) und vor allem durch die Veränderung von der mit telalterlichen Wirtschafts- und Gesellschaftsstruktur zum absolutistischen Staatswe sen. In der Chronik von Weyer wird auch erwähnt, daß die zur Auswanderung gezwungenen (evangelischen) Gewerken tüchtiger waren als ihre Nachfolger. Die Veränderung wurde begleitet von einer Phase der Konsolidierung durch die Grün-
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