die Verstärkung des Postens um einen zusätzlichen Beamten." Am Pfingstmontag versammelten sich die entlassenen Arbeiter in Langen stein, Schwertberg und Mauthausen. So wohl Vertreter des katholischen Arbeitervereines als auch des sozial demokratischen Steinarbeiterverbandes waren anwesend. Die Mehrheit stimmte für die Fortführung des Streiks. Andern tags wurden Streikbrecher mit Katzen musik, Pfiffen und Beschimpfungen empfangen. Sie mußten froh sein, ohne eine Tracht Prügel das Werksgelände be treten zu können. Am 18. Mai 1910 er schienen Steinarbeiterführer aus Perg, St. Georgen/Gusen (Langenstein) und Mauthausen beim K. u. K. Bezirkshaupt mann Dr. Schusser in Perg. Sie ver langten eine dringende Konferenz mit den Steinbruchbesitzern, um eine Eskalierung der Lage zu verhindern. Alle Steinarbeiter sollten wieder eingestellt und die Lohnerhöhung sollte Wirklich keit werden. Die dringend geforderte Konferenz kam Ende Mai 1910 tatsächlich zustande. Das Ergebnis war ein Nachgeben beider Seiten. Die Unternehmer nahmen von ein paar Ausnahmen abgesehen die entlassenen Arbeiter wieder auf. Die Arbeiter verpflichteten sich, an ihrem Arbeitsplatz zu erscheinen und der Arbeit gewissenhaft nachzugehen. Der K. u. K. Bezirkshauptmann von Perg schätzte später die Zahl der Arbeiter, die allein in Mauthausen am Streik beteiligt waren, auf 700. Knapp ein dreiviertel Jahr später, im Frühjahr 1911, mußte die Familie Türke ihren Steinbruch in Mauthausen schließen, wobei 120 Stein arbeiterfamilien brotlos wurden.'^ Epilog Die Bedeutung der Steinindustrie für Mauthausen nahm nach dem Ersten Weltkrieg rasch ab. Wenngleich neue Techniken die Arbeit erleichterten, so wurden in den zwanziger Jahren anstelle der Pferdegespanne Lastkraftwagen zum Steintransport verwendet, mußten die meisten Steinbrüche in Laufe der Zeit ge schlossen werden. Ein kurzer Höhepunkt war in den Jahren 1934-1937 zu ver zeichnen, als die Regierungen Dollfuß und Schuschnigg ein großangelegtes Arbeitsbeschaffungsprogramm ins Le ben riefen. Ein trauriges Kapitel bildet unmit telbar nach dem Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich 1938 die Be schlagnahmung von Granitsteinbrüchen und Grundstücken um Mauthausen. Zwangsweise mußten dort politische Gefangene ihr eigenes Vernichtungs lager bauen. Heute ist in Mauthausen kein einziger Steinbruch mehr in Betrieb. Die aufgelassenen Brüche sind Reminis zenzen an vergangene Zeiten. Lediglich im benachbarten Langenstein betreibt die Fa. Poschacher eine moderne Stein pia ttenerzeugungs Werks tätte. Treffen sich alteingesessene Stein arbeiter, denen die Last der schweren Ar beit ins Gesicht geschrieben steht, kann es leicht vorkommen, daß die Erinnerung an jene ferne Zeit wieder auftaucht. Wenn nämlich einer die erste Strophe " Chronik des Gendarmeriepostens Mauthausen vom 28. April 1910. Vgl. OÖLA: Präsidialakten der K. u. K. Statthalterei in Oö. Faszikel D, Sch, 112.
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