OÖ. Heimatblätter 1990, 44. Jahrgang, Heft 4

„Im Steinbruch Is a LebV Aufstieg und Niedergang der Mühlviertler Steinindustrie am Beispiel Mauthausens (1870-1910) Von Ernst Gusenbauer Das Mühlviertel ist seit jeher reich an Granit, jenem Rohstoff der Natur, aus dem, wie schon Adalbert Stifter schrieb, die schönsten Werke gemeißelt werden können. Die leichte Spaltbarkeit bei großer Feshgkeit und Widerstandsfähig keit gegen Wasser und Frost erlaubten die Fertigung großer Formsteine. Sie eigneten sich ausgezeichnet zum Bau von Brücken, Portalen, Monumenten und zur Straßenpflasterung. Der Donaumarkt Mauthausen, im Unteren Mühlviertel gelegen, war um die Jahrhundertwende eines der großen Zentren der Steinindustrie in der österrisch-ungarischen Monarchie. Bereits im Jahre 1781 eröffnete Johann Gehmacher den ersten Steinbruch in Mauthausen, den sogenannten Heinrichsbruch. Der Lebzeltersohn Anton Poschacher - Gründer der Steinbruchindustrie im Unteren Mühlviertel Bedeutsamer aber war das folgende Ereignis. 1838 übernahm die älteste Tochter des Weinhändlers und Kalk brenners Leonhard Kamptner mit ihrem jungen Ehemann Anton Poschacher, einem Sohn des Mauthausener Bürger meisters und Lebzelters, den aufstre benden Gewerbebetrieb des Vaters.^ Um 1860 beschäftigten die Granit werke des Anton Poschacher bereits einige hundert Arbeiter. Durch Zukäufe erwarb er nämlich Steinbrüche in Gusen, Schwertberg, Neuhaus, Plöcking, Aschach, Böhmen und Bayern. Neben der Pflastersteinerzeugung wurden hochwertige Steinmetzarbeiten durch geführt. Die Hochblüte der Steinindustrie in der Gründerzeit Wien in den sechziger und siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, das war die Metropole der Donaumonarchie, sich ganz hingebend dem Rausch einer hektischen Betriebsamkeit. Es wurde viel gebaut, und Granit war dabei ein bevor zugter Werkstoff. So war denn auch die Gemeinde Wien Hauptkunde der Granitwerke Anton Poschachers. Zuerst besorgten selbständige Schiffmeister mit ihren Zillen den Transport der Steine nach Wien. Nach kurzer Zeit aber ließ Poschacher eigene Zillen bauen. Sie wurden „Siebnerinnen" genannt, weil sie sieben schuhbreite Bodenplanken hatten ' Vgl Heimatbuch Mauthausen, Hrsg. Markt gemeinde Mauthausen. Linz 1985, S. 79-80.

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