OÖ. Heimatblätter 1990, 44. Jahrgang, Heft 4

Gestalt an die Städte oder auch an die herrschaftlichen Gebäude anzunähern, und im Bewußtsein, daß ein ansprechendes Ortsbild ein nicht unerheblicher „Werbe träger" ist. Weyer wird heute noch „goldenes Märktl" genannt aufgrund der tradierten Platzgestalt, obwohl das Bild durch den Neubau eines Geldinstitutes empfindlich gestört wurde; die wirtschaftliche Basis ist durchaus nicht mehr so „golden". Die Fassadenpläne zeigen auch, daß die Gestaltveränderungen ab 1950 in erster Linie die Erdgeschoßzone durch Geschäftsein- und -umbauten betreffen, seltener die Neugestaltung der ganzen Fassade. Die Gestaltqualität der Neubau maßnahmen fällt gegenüber den alten Fassaden deutlich ab, obwohl auch mit den Mitteln der modernen Architektur saubere und schlüssige Lösungen möglich gewesen wären. Eine wesentliche Veränderung der Platzgestaltung bewirkte auch die Beseiti gung der fassadenbündig liegenden (Kasten-)Fenster zugunsten in der Laibung tiefer sitzender Fenster, auch wenn - ausnahmsweise - die Sprossenteilung beibehalten wurde. Wirtschaflsslruktur Die Statishken über die Dienste zeigen, daß die Betriebe und Einrichtungen für den Bedarf des Marktortes trotz Zunahme der Bevölkerung von etwa 1800 bis 1900 ziemlich gleich geblieben sind. Dies ist deshalb verständlich, weil die Grund bedürfnisse der Bewohner in etwa gleich geblieben sind, und durch technische Hilfen und neue Produktionsmethoden bei annähernd gleicher Zahl von Betrieben und deren Belegschaft mehr geleistet werden konnte. Deutlich sichtbar stellen sich die Veränderungen im Rahmen der Industrialisierungswelle bei jenen Diensten dar, die dem Verkehrswesen verbunden waren, die den regionalen und allenfalls überregio nalen Bedarf zu decken hatten, die von neuen Industriezweigen direkt konkurrenziert wurden. Als Beispiele können genannt werden: Wechsel von Schmieden und Wagnern zu Mechanikern, von Fuhrleuten, Schiffern und Flößern zu Bahnbeamten oder Kraftfahrern, die Shllegung vieler Mühlen, Brauereien, Webereien, Färbereien, Hammerwerke usw. Neben den Änderungen von der kleinteiligen, selbstversorgenden Wirtschaft zur industriellen, verteilenden wuchs das Angebot des tertiären Sektors, vor allem die Bereiche Verwaltung, Handel, Sozialwesen, Bildungsangebot, Geld- und Kredit institute, Versicherungszweigstellen. Weyer ist von den nächsten zentralen Orten offenbar ausreichend weit ent fernt, damit der Verlust von Berufsgruppen und Betrieben durch den Strukturwandel von neuen Diensten und Betrieben einigermaßen ausgeglichen werden konnte. Nicht unterschätzt werden darf in diesem Zusammenhang die immer größere Möglichkeit der Mobilität für immer mehr Bewohner, wodurch die tra dierten Kriterien der Erreichbarkeit völlig neu defirüert sind.

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