OÖ. Heimatblätter 1990, 44. Jahrgang, Heft 4

Die zurückgelassenen Betriebe und Gewerkerechte wurden verstaatlicht. Diese verstaatlichten eisenverarbeitenden Betriebe gingen bald in Konkurs; die Chronik glaubt die Gründe in Struktur- und Absatzproblemen und schlechter Betriebsführung zu finden. Die Bauernkriege überstand Weyer mit Ausnahme einer Einquartierung von bayrischen Truppen im Herbst/Winter 1626/27 ohne größere Schwierigkeiten. Die Weyrer selber gingen aber - wegen des beschwerlichen Weges - nur ungern in ihre Pfarrkirche und lieber in die Marktkapelle zum Gottesdienst. Das Stift Garsten trug diesem Umstand Rechnung und erlaubte eine entsprechende Erweite rung der Marktkapelle, die dann aber nicht zustande kam. Bis 1814 waren Benediktiner von Garsten als Pfarrherren eingesetzt, seither Weltgeistliche (1787 wurde das Stift Garsten aufgehoben). Mitte des 19. Jh. wurde die Pfarrkirche nochmals umgebaut und erweitert (eine der frühesten neugotischen Bauten in Oberösterreich!). Der heutige Dachstuhl ist leider viel zu niedrig und beeinträchtigt das Aussehen der Kirche empfindlich. Die wirtschaftliche Grundlage für die Blütezeit von Weyer war das Eisen wesen. Ursprünglich wurde das Erz gleich am Erzberg bzw. in Eisenerz (= Innerberg) und Vordernberg verhüttet (Radmeister). Da aber weniger Baumaterial für die Öfen vorhanden war, wurde die Eisenverhüttung in die angrenzenden Alpentäler aus gedehnt (Hammerherren, Gewerke). So waren Roheisengewinnung und Verarbei tung am gleichen Standort zusammengefaßt, ebenso dann auch die Händler und Verleger. Die bereits erwähnte Emigration der reichen Gewerkefamilien brachte die Verstaatlichung der Betriebe oder aber den Verkauf an Händler, hauptsächlich in Steyr. Damit verlagerte sich die wirtschaftliche und strukturelle Interessensphäre aus der Eisenwurzen in die größeren Städte. Zu den wirtschaftlichen Problemen der Veränderung von der mittelalterli chen Wirtschaftsstruktur zum staatlichen Zentralismus kam damit die Stagnation des wichtigsten Wirtschaftszweiges der Region und des Marktortes. Mehrere Versuche zur Wiederbelebung der Metallverarbeitung im 19. Jh. scheiterten, weil die damals neuen Hüttenmethoden offenbar in kleinerem Stil nicht gewinnbringend anwendbar waren. Im Verlauf des Bayerischen Erbfolgekrieges befanden sich im Raum Weyer und Ennstal wieder bayrische Truppen. Während der Napoleonischen Kriege war Weyer dreimal besetzt: 1800/01,1805 und 1809. Während des 19. Jh. erhielt Weyer noch zwei zusätzliche Markttermine, außerdem wurden die wirtschaftlichen Schwerpunkte Holzverarbeitung und Holz bearbeitungsmaschinen gefördert. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, daß die Möbelfirma Schön taler ihre Produkte (auch kleine Jagdhäuser, Vorläufer der heutigen Fertigteilhäuser) aufgrund internationaler Anerkennung in viele Länder liefern konnte. Der Eisenbahnbau 1869-1873 brachte Weyer wieder ein leistungsfähiges Transportsystem und damit verbesserte Handels- und Absatzchancen.

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