OÖ. Heimatblätter 1990, 44. Jahrgang, Heft 3

der Pfarrer von Aspach, ein schon in seinen frühe ren Wirkungsstätten bedeutender Heimatforscher (vgl. auch seine Beiträge in dieser Zeitschrift), des sen Selbstbiographie heraus, Sie konnte aus dem umfangreichen Nachlaß des 1861 in Aspach gebo renen Heimatdichters zusammengestellt werden, da nunmehr dieser Nachlaß nach Aspach gekom men war. Zeichnungen aus der Hand Stiblers (z.B. das 1882 demolierte Schloß Wildenau) und verschie dene Fotografien aus der Zeit Stiblers ergänzen den Lebenslauf, der zugleich ein interessantes Stück Zeitgeschichte und in einigen Abschnitten auch eine wertvolle volkskundliche Dokumenta tion ist. Einige Gedichte, kurz vor Stiblers Tod am 2. Juli 1930 entstanden, und der Nachruf von Dr. Josef Haimerl beschließen das sorgfältig auf gearbeitete Büchlein. Dietmar Assmann Walter WIcek: Franz Xaver Süßmayr als Kirchenkomponist. Wiener Veröffentlichungen zur Musikwissenschaft. Her ausgegehen von O. VJessely. Bd. II. Tutzingl9S7.242 Sei ten, zahlreiche Notenbeispiele. DM 80,-. ISBN 3-79520-201-9 Süßmayrs (1766-1803) bleibende musik historische Bedeutung ist unzweifelhaft in der Vollendung von Mozarts Requiem begründet. Der in Schwanenstadt als Sohn eines Schulmeisters, Mesners und Chorregenten Geborene erhielt vom Vater auch den ersten Musikunterricht. Im Stift Kremsmünster vervollkommnete er als Gymna siast und Mitglied der Ritterakademie seine umfas sende Musikausbildung und konnte dort seine vielseitigen musikalischen Fähigkeiten unter Be weis stellen. 1788 ging Süßmayr direkt nach Wien, nahm bei Salieri Kompositionsunterricht und wur de bald auch Mozarts Schüler. Bereits 1782 wurde er als erfolgreicher Bühnenkomponist und Thea terkapellmeister geschätzt. Obwohl er zu Leb zeiten als Opernkomponist uneingeschränkten Ruhm genoß - seine Oper „Spiegel von Arkadien" wurde von Zeitgenossen Mozarts „Don Giovanni" vorgezogen -, verlor er bald nach seinem Tod „vie les von der Achtung, die er im Leben genossen hat te"; 1813 wurde sein Schaffen als veraltet abgetan. Seine Kirchenmusik erscheint neben seinen Opern eher als Nebenprodukt. Zunächst bringt der Autor einen Chronologisierungsversuch der Süßmayrschen Kirchenwer ke. Hier kommt auch gleich die Problematik der späten Drucklegung einer Dissertation aus dem Jahre 1953 zutage, wenn man bedenkt, in welchem Zustand Wlcek die verschiedenen Kirchenmusik archive damals vorfand und wie viele heute geord net und zugänglich sind. Eine Aktualisierung auf die heutige Quellenlage wäre mehr als wünschens wert gewesen. Am meisten ist dies jedoch zu be dauern hinsichtlich der Diskussion umdie Voll endung von Mozarts Requiem, die Süßmayr mit so großem Einfühlungsvermögen in Mozarts Kon zept vornahm, daß über Süßmayrs Anteil bis heute keine klare Antwort gegeben werden konnte. Auch die wissenschaftliche Arbeit Wlceks läßt einige Erwartungen offen, die man aufgrund des Titels hat. Die Arbeit erschöpft sich in einer zwar sorgfältigen, aber relativ trockenen Werk beschreibung, die Harmonik, Satztechnik, Singstimmenumfang, Orchestrierung, Textbehand lung, Tonartenplan, Modulation, Kadenzbildung, Aufbau und Form so umfangreich behandelt, als wäre eine Komposition lediglich nach ihrer hand werklichen Ausfertigung zu beurteilen. Der künst lerische Wert wäre jedoch aus der ausgewogenen Korrespondenz dieser Faktoren zu ermessen. Eini ge - mir wichtige - Fragen bleiben offen: Was macht den Süßmayrschen Personalstil aus? Ist aus seinen Werken ein künstlerischer Reifungsprozeß zu erkennen? Wodurch unterscheiden sich die Werke der erwähnten Kremsmünsterer von jenen der Wiener Periode? Lassen sich Einflüsse seiner Lehrer Pasterwiz, Salieri oder Mozart erkennen? In welchem Verhältnis steht seine Kirchenmusik zu der seiner Zeitgenossen, Lehrer, Vorgänger und Nachfolger? Inwieweit steht sein kirchenmusikali sches Schaffen in Zusammenhang mit seinen übri gen Werken? - Vielleicht hätte Wlcek dabei Krite rien gefunden, die Requiem-Frage durch neue Er kenntnisse weiterzubringen. Ob es bedauerlich ist oder nicht, daß uns Süßmayrs Kirchenmusik kaum in Ausgaben für die kirchenmusikalische Praxis zur Verfügung steht, kann ich diesem Buch leider nicht entnehmen. Karl Mitterschiffthaler

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