OÖ. Heimatblätter 1990, 44. Jahrgang, Heft 3

europäischen Raum. Er hat heute noch neben Schottland in Spanien, Frankreich, Italien sowie in allen osteuropäischen Staaten eine ununterbrochene Tradition und dürfte keltischen Ursprungs sein. Die ältesten bekannten Nachweise in der Literatur des Mittelalters erwähnen den Dudelsack („sacpfife") schon am Aus gang des 13. Jahrhunderts. Die älteste Darstellung in Oberösterreich ist ein dudelsackspielender Engel im gotischen Flügelaltar zu Kefermarkt (1491). Man kann daraus schließen, daß der Dudel sack zu dieser Zeit sowohl höfisches als auch kirchliches Instrument war und als Vorläufer der Orgel gilt. Dudelsackspielender Engel aus dem Mittelschrein des gotischen Flügelaltars aus der Pfarrkirche Kefer markt von 1491. Foto: Eiersehner Der ständig mitklingende Grundton (= Bordun, zu deutsch „Hummel") war wohl das Vorbild für den Orgelpunkt. Im 17. Jahrhundert fiel dann der Dudelsack bei Hof und Kirche in Un gnade und galt ähnlich der Drehleier als minderes Instrument der Hirten, Bauern, Bettler und - des Teufels! Trotz veschiedener Verbote durch den Klerus (auch Maultrommel und Leier erlitten ein ähnliches Schicksal) konnte sich bei uns der Dudelsack bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts be haupten; im Waldviertel und in der Ost steiermark sogar bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Auf dem Dorf mögen in alter Zeit die Dudelsackspieler, oft in Verbindung mit einem Geiger, die einzigen Vertreter der Volksmusik gewesen sein und sich des halb eines gewissen Ansehens erfreut haben. So schreibt z. B. Josef von Sonn leitner 1824 in seinem niederösterreichi schen Dialektwörterbuch: „Die soge nannte Bockpfeife, wobey das Landvolk an Kirchtagen tanzt, wird Dudlsack ge nannt." Sonnleitner beschreibt hier einen Instrumententypus, der vorwiegend nördlich der Donau verwendet wurde. So wurde etwa eine Ziege geschlachtet, das Fell gewendet und der so entstande ne Luftsack mit dem Tierkopf ge schmückt. Nun war also dieses Volksinstru ment nicht nur in Österreich, sondern im gesamten deutschen Sprachraum völlig verschwunden; mit einer Ausnahme al lerdings: Die Egerländer, ein deutscher Volksstamm in der Tschechoslowakei, hielten unentwegt an ihrer Tradition bis zur Vertreibung (1945-1948) fest. Einige von ihnen nahmen ihre Instrumente nach Westdeutschland mit und spielten

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2