OÖ. Heimatblätter 1990, 44. Jahrgang, Heft 3

Hinterglassymposion in Sandl „Hinterglasmalerei in Böhmen, Österreich und Bayern" nannte sich das erste internationale Symposion, das vom 1. bis 4. Juni 1990 in Sandl im Mühlvier tel stattfand. Wissenschaftler, Sammler und Inter essierte aus der Bundesrepublik Deutschland, der CSFR und Österreich hatten sich zusammengefunden, um ge meinsam über den aktuellen Forschungs stand zum Thema „Hinterglasmalerei" zu diskutieren und Erfahrungen auszu tauschen. Diese erste aus einer Reihe von weite ren geplanten Veranstaltungen verfolgte ein grundsätzliches Interesse - die Kom munikation und die Zusammenarbeit zwischen Forschern und Interessierten aller drei Länder zu intensivieren und Kontakte vor allem zu den Experten aus der CSFR herzustellen. Gleichzeitig war der Veranstaltungs ort nicht zufällig gewählt. Das seit dem Vorjahr bestehende Hinterglasmuseum in Sandl bemüht sich, neben seiner Ver mittlungsaufgabe auch in wissenschaft licher Hinsicht impulsgebend zu wirken. Zum Einstieg in das Thema des Sym posions gab Univ.-Prof. Roman Sand gruber einen Überblick über die wirt schaftlichen und sozialen Ausgangsbe dingungen des Mühlviertels im 19. Jahr hundert und die Einordnung der Hin terglasmalerei in den weitaus größeren Bereich des bäuerlichen Nebenerwerbs, der Hausindustrie und der Heimarbeit. Mit der Protoindustrialisierung des 18. Jahrhunderts, die im Mühlviertel vor allem mit der Textilverarbeitung verbun den war, kamen kulturelle Innovationen wie der relativ frühe Kartoffelanbau oder allgemein „moderne" Nahrungsgewohn heiten. Auch die hausindustriell betrie bene Hinterglasmalerei mit ihren weitrei chenden Marktbeziehungen ist mit eini ger zeitlicher Verschiebung dieser Phase zuzurechnen und wurde ab Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmend von den in dustriell hergestellten Kunstdrucken ab gelöst. Sandl als einer der wichtigsten Er zeugungsorte von Hinterglasbildern im südböhmisch-österreichischen Raum hat seine Ausgangsbedingungen aber in den Glashüttenregionen Nordböhmens und Schlesiens. Dr. Alena Voriskovä aus dem Nationalmuseum in Prag stellte die dortige Sammlung an Hinterglasbildern aus Mähren und Schlesien vor, die zu den größten in Europa zählt. Sie hat sich f 3 jJ. d/otfntsMte.j-, 5. Johannes. Hinkrglasmuseum Sandl. Foto: Fritz Fellner

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