OÖ. Heimatblätter 1990, 44. Jahrgang, Heft 3

m Foto: privat Der Kommafalter gehört zu der Grup pe der Dickkopffalter, aber mehr zu den Kleinschmetterlingen. Ich erwähne ihn deshalb, weil er irgendwie aus der Art schlägt. Er ist eigentlich ein Mittelding zwischen Falter und Fensterschwärmer, schon allein vom Körperbau und in der Flügelhaltung. Mit 4 cm Spanne ist er verhältnismäßig klein. Sein Flug ist durchaus schnell, aber sehr nervös. Die Dickköpfe sind in ihrem Bestand rück läufig und daher im allgemeinen selten. Ein Artikel des bekannten deutschen Tierschriftstellers Vitus B. Dröscher be sagt, daß das Leben der Falter und ihr Tod Aufschluß über gefährliche Verän derungen in der Natur geben. Die Falter sprechen jedoch nicht mit Worten, son dern auf andere Weise. Wir müssen ler nen, sie zu verstehen. Der kleine Eis vogelfalter dringt jedes Jahr um 8 km nach Norden vor, was auf gar keinen Fall ein hoffnungsfroh stimmendes Signal ist. Es ist ein Zeichen für die Erwärmung der Erdatmosphäre durch den Treibhaus effekt. Der Vormarsch um acht Kilo meter bedeutet eine Erwärmung um 0,04 Grad pro Jahr. Der kleine Falter sagt es uns präziser als jedes Thermometer. In den letzten Jahren nahmen Falter wie BGeiner Fuchs, Tagpfauenauge und Admiral stark zu, ein Zeichen, daß es gegenwärtig viele Brennesseln gibt. Die schmutzangepaßten Brennesseln sprie ßen, aber andere Futterpflanzen wurden vom Kunstdünger vernichtet und in der Folge Dutzende Falter. Giftige Abwässer vernichten an Bachufern viele Blüten pflanzen mit. Es kann aber auch das Auf tauchen bislang bei uns nicht heimischer Schmetterlingsarten einen bedenklichen Zustand unserer Umwelt signalisieren. Sie sagen uns Katastrophen voraus. So weit Vitus B. Dröscher. Zusammenfassend müssen wir fest stellen, in puncto Natur stehen wir vor einem tiefen Abgrund: die vielen heimi schen Falter, die bereits ausgerottet sind, und jene, die noch durch unsere nur auf Profit ausgerichtete Welt aussterben wer den. Die Natur ist nur noch ein oberfläch lich anerkanntes Schöpfungsprodukt, dessen Vernichtung systematisch mit computerprogrammierter Unfehlbarkeit abläuft. Gehen wir nicht blind durch die Na tur, erfreuen wir uns noch an den verblie benen Schönheiten, und denken wir auch ein wenig an unsere Schmetter linge. Lernen wir ihre Warnungen verste hen und was sie uns in ihrer „Sprache" sagen wollen: „Bitte, laßt uns leben!"

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