OÖ. Heimatblätter 1990, 44. Jahrgang, Heft 3

Hauptstadt Niederösterreichs mit der Mährens in Verbindung setzten sollte, als Projekt über spannter Köpfe. Die Eisenbahnaktien der Nordbahn, die ersten Eisenbahnaktien, mit welchen in Österreich gehandelt wurde, standen daher nicht gut. Mit dem ursprüng lichen Emissionspreis von 1.000 Gulden konte man sie um 400 Gulden bereits erwer ben. Als die Kunde, daß Kaiser Franz lebensgefährlich erkrankt sei, durch Wien lief, fielen die Papiere noch weiter. An der Börse bestand das Geschäft nur darin, daß Schreckens bleiche mit zitternden Händen Nordbahn- und Nationalbank-Aktien anboten. Nur ein einziger Mann stand unter den Niedergebeugten aufrecht und nahm, was man ihm darbot, wenn man sich den niedrigen Preis gefallen ließ, den er dafür ansetzte. Dieser Mann war Tronk. Er war nicht reich, aber er hatte eine wohlakkreditierte Firma und war als Ehrenmann bekannt. Er war ein Mensch ohne Bildung und Erziehung, aber was man in Deutschland einen „gesunden Jungen" nennt. In der Nacht zum 1. März bekam auch er es mit der Angst zu tun und war im Begriff, sich den Kopf an der eisernen Tür eines geschlossenen Ladens auf einem vornehmen Platz Wiens zu zerschlagen. Freunde kamen des Weges und beruhigten ihn. In derselben Nacht starb Kaiser Franz - und der Staat ging nicht zugrunde; auch nicht die Eisen bahn. Es erwachte wieder eine ungewöhnliche Regsamkeit auf allen Gebieten des fiandels, und ein gewisser Herr Tronk erwachte eines Morgens als Millionär. Wie sich die Zeiten gleichen! Auch wenn man bedenkt, daß der Betrieb der vorerst privaten Eisenbahngesellschaften defizitär war, wodurch sich der Staat genötigt sah, mit Tarifgesetzen einzugreifen und schließlich die lebensunfähigen Einzelbahnen aufzukaufenund ihren unbefriedigendenBau- und Materialzustandin Ordnungzu bringen, was zu einem finanziell nachteiligen Ergebnis der Staatseisenbahnen führte. Literaturverzeichnis Aschauer, Franz: Oberösterreichs Eisenbahnen (Schriftenreihe der oö. Landesbaudirektion, Bd. 18). Wels 1964. Heinse, Gottlob Heinrich: Linz und seine Umgebungen. 2. Aufl., Linz 1838. Kreczi, Hanns: Linz, Stadt an der Donau. Linz 1951. Lorm, Hieronymus: Der Börsenspekulant Tronk In: Roseggers „Heimgarten". 2. Jg., H. 10,1878. Pfeffer, Franz, Günther Kleinhanns: Budweis-Linz-Gmunden. Pferdeeisenbahn und Dampfbetrieb auf l.lOö mm Spurweite, Wien 1982. Zehent- und Robotlasten der ersten österreichischen Eisenbahn. In: Unterhaltungsbeilage der Linzer Tages-Post, Nr. 11,1908.

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